Mozart spielte darauf und auch Haydn, Beethoven, Schubert: Auf den Hammerklavieren, die Anton Walter rund um 1800 in seiner Werkstatt in Wien baute. Heute stehen diese Instrumente im Museum. Es gibt aber auch Pianisten, die sich ein Hammerklavier nachbauen lassen und darauf Konzerte geben. Einer von ihnen ist der Südafrikaner Kristian Bezuidenhout, der seine Gesamtaufnahme der Solo-Klavierwerke von Wolfgang Amadeus Mozart auf einem solchen Walter-Instrument einspielt. Wobei sein Mozart einiges beweglicher und überraschender ist als der anderer Pianisten.
Hammerflügel zu laut spielen? Geht nicht
Als Teenager – damals noch auf einem gewöhnlichen Klavier – hat Kristian Bezuidenhout die Erfahrung gemacht, die Klavierschülerinnen und –schüler auch heute noch machen: Wer Klavierstücke oder Klaviersonaten von Mozart spielt, lernt Mass zu halten. Ja nicht zu laut oder extrovertiert spielen, so das Motto.
Kontrolle über sein Spiel – sehr starke Kontrolle sogar, wie Kristian Bezuidenhout sagt – braucht auch, wer auf dem alten Hammerflügel spielt. Aber zu laut auf einem Hammerflügel spielen? Das geht fast nicht. Denn während einem ein heutiger Steinway die Töne um die Ohren schlagen kann, klingt ein Hammerflügel viel leichter. Weil er leichter gebaut ist. Beim Steinway fühlte er sich durch die Masse des Klangs buchstäblich niedergedrückt, sagt Kristian Bezuidenhout. Da war die Entdeckung des Hammerklaviers für ihn wie eine Befreiung.
Grösseres Spektrum an Klangfarben
Und ein Hammerflügel klingt auch anders. Er produziert ein grösseres Spektrum an Klangfarben als ein modernes Klavier. Die Bässe haben eine andere Qualität als die mittlere oder die hohe Lage. Und: Hammerklavier-Bauer wie Anton Walter waren der Überzeugung, dass ein Klavierhämmerchen direkt mit der Taste verbunden sein muss. Das bedeutet, dass alles, was ein Spieler mit dem Finger macht, direkt in Klang übersetzt wird. Eine weich fliessende Energie kann zu einem matten Klang werden, eine starke zu einem grellen. Wer diese Eigenheiten des Instruments so fantasievoll zu nutzen weiss wie Kristian Bezuidenhout, für den wird eine einfache Mozart-Klaviersonate zu einem richtigen Drama.
Auch wenn Hammerklaviere eher delikat im Bau sind, halten sie doch einiges aus. In ihnen steckt eine rotblutige Leidenschaft, sagt Kristian Bezuidenhout. Eine Leidenschaft, die er bei Mozart zum Beispiel in den Stücken herauskitzelt, die in dramatischen Moll-Tonarten stehen: «Wenn man die Schleusen eines Hammerklaviers öffnet, dann gehen die Beschränkungen vergessen.»