- Im Amateurorchester «The Management Symphony» ordnen sich Manager als Freizeitmusiker in einer Gruppe unter.
- Das Manager-Amateur-Orchester wurde 1999 gegründet – in Zusammenarbeit mit dem Gewandhaus Leipzig und dem Dirigenten Herbert Blomstedt. Es besteht heute aus etwa 200 Managerinnen und Managern.
- «The Management Symphony» holen sie sich jedes Jahr Profis mit ins Boot, die die Manager coachen. Dieses Jahr ist es das Tonhalle-Orcherster Zürich
Normalerweise sind sie die Chefs und geben den Takt vor: Managerinnen, Aufsichtsräte, Rechtsanwältinnen und Professorinnen, Ärzte oder Unternehmensberater. Während ihrer Freizeit machen sie leidenschaftlich gern Musik auf hohem Niveau.
Amateure auf hohem Niveau
Im Amateurorchester «The Management Symphony» ordnen sie sich als ambitionierte Freizeitmusiker in das Gefüge eines Orchesters ein und geben nach einer kurzen Probenphase ein Konzert.
Diesen Sommer war das Projekt erstmals in der Schweiz in der Tonhalle Zürich zu Gast. Gemeinsam mit Musikerinnen und Musikern des Tonhalle-Orchesters Zürich und ihrem Chefdirigenten Lionel Bringuier haben sie in diesem Jahr Tschaikowskys 6. Sinfonie erarbeitet.
Mitspielen dürfen nur Führungskräfte
Einer dieser Manager ist Peter Gartiser, er ist Unternehmensberater aus München und Mitbegründer des Projekts. Die Idee ein Manager-Amateur-Orchester zu gründen, entstand 1999 in Zusammenarbeit mit dem Gewandhaus Leipzig und dem Dirigenten Herbert Blomstedt.
«The Management Symphony» versteht sich als Schnittstelle zwischen Kultur und Wirtschaft: «Das Gewandhaus suchte nach Kontakten zur europäischen Wirtschaft, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands war das noch keine Selbstverständlichkeit», sagt Peter Gartiser.
200 Managerinnen sind dabei
Seitdem ist das Orchester gewachsen und besteht heute aus etwa 200 Managerinnen und Managern. Wer bei «The Management Symphony» mitmachen will, muss in einer Führungsposition sein, sagt Gartiser.
«Und man muss sein Instrument bedienen können – sonst klingt es einfach furchtbar. Wir haben schliesslich den Anspruch immer besser zu werden in den drei Tagen – es soll ja nicht nur uns, sondern auch dem Publikum Spass machen!»
Gecoacht vom Tonhalle-Orchester
Um dieses Ziel zu erreichen, holen sie sich jedes Jahr Profis mit ins Boot, die die Manager während eines Wochenendes in Register- und Tuttiproben coachen. Dieses Jahr werden sie von Musikern des Tonhalle-Orchesters Zürich unterstützt.
Für Julia Becker, Konzertmeisterin, ist das Projekt «mal was ganz anderes». Sie ist fasziniert von der Bereitschaft der Führungskräfte auf so hohem Niveau Musik zu machen: «Dass Laienmusiker die 6. Sinfonie von Tschaikowsky hinbekommen, da kann ich nur meinen Hut ziehen.»
«Die sind ja wirklich auch demütig»
15 Alphatiere sitzen während des Projekts hinter Julia Becker. Trotzdem war es kein Problem für die Manager mal ihre Führungsverantwortung abzugeben. Im Gegenteil, sagt Jörg Thierfelder, er ist Personalberater bei Egon Zehnder in Hamburg: «Wir sehnen uns ja eher danach, denn am Ende sind wir alle Laien.»
Und es gab nie Rollenverteilungsprobleme, bestätigt die Konzertmeisterin des Tonhalle-Orchesters Julia Becker: «Die sind ja wirklich auch demütig.»
Kein Hobby, sondern Weiterbildung
Den meisten geht es bei «The Management Symphony» ums Musik machen. Aber eben nicht nur, sagt Stephanie Oestreich, die seit vier Jahren beim Amateurorchester mitspielt. Wenn sie nicht gerade erste Geige bei «The Management Symphony» spielt, ist sie International Business Leader bei Hoffmann La Roche in Basel.
«Für mich sind das nicht Ferien oder ein Hobby, ich habe viel vom Orchester für meine Arbeit als Managerin gelernt. Wenn zum Beispiel das Orchester nicht aufeinander hört, fällt alles auseinander – und so ist das auch in einer Firma. Wenn ein Team nicht zusammenarbeitet funktioniert es nicht.»
Und auch auf der Leadership-Seite gebe es Parallelen, so Oestreich: «Bevor der Dirigent sich verbeugt, lässt er den Applaus auf das Orchester wirken. Das war eine wichtige Lektion für mich als Leader.»
Bewundernswerte Disziplin
Auch die Profimusikerin Julia Becker konnte noch etwas von den Laien lernen: «Dieser Enthusiasmus gibt einen echten Input. Dass die sich alle nach ihrer Arbeit abends noch hinsetzen und üben.»
Denn sie selbst könne sich nicht immer dazu aufraffen, nach einer Probe noch Sport zu machen. Jörg Thierfelder nimmt vieles mit von dem Wochenende: «Freundschaften. Aber auch ein bisschen Wehmut. Und viel Hoffnung und Vorfreude auf das nächste Projekt.» Und das kommt sicher.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kontext, 22.6.2017, 9:00 Uhr.