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Neue Autobiografie Cat Stevens: der Hippie, der zum Islam konvertierte

Cat Stevens war einer der erfolgreichsten Musiker der 1970er-Jahre. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere bekannte er sich zum Islam, teilte seinen Backkatalog in «halal» und «haram» auf und widmete sein Leben fortan dem Aufbau von Schulen und NGOs. Nachzulesen in seiner neuen Autobiografie.

Cat Stevens' Songs mögen oberflächlich simpel sein, doch der Singer-Songwriter hatte ein Händchen für eingängige Melodien, und darum geht's im Pop. Mit über 100 Millionen verkauften Platten gehört der 1948 in London geborene Sohn einer Schwedin und eines Griechisch-Zyprioten zu den erfolgreicheren Musikern des 20. Jahrhunderts.

In seiner gerade erschienenen Autobiografie schreibt Stevens, dass er weder so gross noch so schön wie sein älterer Bruder war, dafür aber Talent hatte. Da seine Familie im Londoner West End wohnt, dem Ausgehviertel voller «sündiger Möglichkeiten», ist er dem kreativen Kosmos der Musik-, Film- und Tanzszene schutzlos ausgeliefert.

Zwei Männer mit lockigem Haar und Bärten, schwarzweiss.
Legende: Welcher ist der Schönste im ganzen Land? Cat Stevens (links) empfand sich stets als weniger schön als sein Bruder Dave. Aufnahme von 1974. Getty images / Mirrorpix

Mit 14 bekommt er die erste Gitarre, entdeckt den Mini-Flügel, der zu Hause in einer Ecke steht, bringt sich beides selbst bei und beginnt Songs zu komponieren. Mit 16 steht er zum ersten Mal auf der Bühne, mit 18 erscheint seine erste Single «I love My Dog»: «So begann mein rasanter Aufstieg zu Erfolg und Ruhm, gekoppelt mit einem Anschwellen meines Egos, Sex, Alkohol und Kettenrauchen.»

Fremdeln mit der Industrie

Unzählige weitere Hits sollten folgen. Doch mit der Musikindustrie hadert er von Anfang an. Live-Auftritte empfindet er als «erniedrigend» und «unerträglich», in Interviews fühlt er sich «an den Pranger gestellt».

1975 bekommt er von seinem grösseren und schöneren Bruder einen Koran geschenkt. Da ist Stevens gerade auf Welttournee. Die Lektüre der heiligen Verse macht ihn neugierig und ruhig. Als er später den Felsendom in Jerusalem besucht, spricht er dort zum ersten Mal die Worte «I am Muslim».

Stevens konvertiert, nimmt den Namen Yusuf Islam an, veröffentlicht aber noch ein letztes Album, um den Vertrag mit seiner Plattenfirma zu erfüllen. Seine Songs teilt er in unterschiedliche Kategorien auf. Mit denen, die halal, also erlaubt sind, finanziert er sein Leben. Jene, die auch nur den geringsten Hinweis auf nicht-ehelichen Sex und Liebe enthalten, sind haram, also verboten. Die Erlöse daraus fliessen direkt in sein Charity-Projekt Salafa Ltd.

Er heiratet eine Muslima, bekommt mit ihr sechs Kinder, finanziert Schulen und baut eine NGO namens Muslim Aid auf. Die Musik hängt er an den Nagel – vorerst.

Ein Suchender

In der Folge muss der Neo-Muslim schmerzhaft lernen, dass seine Konversion Fragen aufwirft und zu Kontroversen führt. 1989 behauptet die britische Boulevardzeitung «Today», Cat Stevens würde die vom damaligen iranischen Ayatollah Chomeini geforderte Todesstrafe gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie befürworten. Der Titel des Artikels: «Kill Rushdie, sagt Cat».

Mann hält das Buch 'The Satanic Verses' von Salman Rushdie hoch.
Legende: Salman Rushdies Buch «Die satanischen Verse» sorgte nach seiner Veröffentlichung für grossen Unmut unter gläubigen Muslimen. Aus heutiger Sicht schreibt Cat Stevens, dass «der wahre Islam (…) erhebliche Flexibilität zulässt, wenn es um die Harmonie des Zusammenlebens, den Frieden und die Rettung von Menschenleben geht.» Keystone/AP Photo/Ron Edmonds

Er hätte damals lediglich gesagt, dass die grosse Mehrheit der muslimischen Gelehrten finde, Rushdie hätte den Propheten in seinem Roman «Die satanischen Verse» beleidigt, schreibt Stevens in seiner Autobiografie. Dies berechtige aber selbstverständlich niemanden, Selbstjustiz zu üben.

Dass Stevens überhaupt beim Islam landete, scheint in der Rückschau fast folgerichtig. Seine Lieder sind voll von spirituellen Bezügen, Zen-Gedichten, Buddhismus, Mahnungen, den Teufel hinauszuwerfen oder in den Himmel zu kommen, um einen Führer zu finden. Cat Stevens war immer ein Suchender. Und das Buch ist denn auch «dem Suchenden» gewidmet.

Buchhinweis

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Yusuf/Cat Stevens: «Cat on the Road to Findout». Genesis Publications, 2025.

Radio SRF2 Kultur, Kultur-Aktualität, 14.10.2025, 17:10 Uhr.

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