Cat Stevens' Songs mögen oberflächlich simpel sein, doch der Singer-Songwriter hatte ein Händchen für eingängige Melodien, und darum geht's im Pop. Mit über 100 Millionen verkauften Platten gehört der 1948 in London geborene Sohn einer Schwedin und eines Griechisch-Zyprioten zu den erfolgreicheren Musikern des 20. Jahrhunderts.
In seiner gerade erschienenen Autobiografie schreibt Stevens, dass er weder so gross noch so schön wie sein älterer Bruder war, dafür aber Talent hatte. Da seine Familie im Londoner West End wohnt, dem Ausgehviertel voller «sündiger Möglichkeiten», ist er dem kreativen Kosmos der Musik-, Film- und Tanzszene schutzlos ausgeliefert.
Mit 14 bekommt er die erste Gitarre, entdeckt den Mini-Flügel, der zu Hause in einer Ecke steht, bringt sich beides selbst bei und beginnt Songs zu komponieren. Mit 16 steht er zum ersten Mal auf der Bühne, mit 18 erscheint seine erste Single «I love My Dog»: «So begann mein rasanter Aufstieg zu Erfolg und Ruhm, gekoppelt mit einem Anschwellen meines Egos, Sex, Alkohol und Kettenrauchen.»
Fremdeln mit der Industrie
Unzählige weitere Hits sollten folgen. Doch mit der Musikindustrie hadert er von Anfang an. Live-Auftritte empfindet er als «erniedrigend» und «unerträglich», in Interviews fühlt er sich «an den Pranger gestellt».
1975 bekommt er von seinem grösseren und schöneren Bruder einen Koran geschenkt. Da ist Stevens gerade auf Welttournee. Die Lektüre der heiligen Verse macht ihn neugierig und ruhig. Als er später den Felsendom in Jerusalem besucht, spricht er dort zum ersten Mal die Worte «I am Muslim».
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Bild 1 von 6. Cat Stevens steht 2023 beim britischen Glastonbury-Festival auf der Bühne. Bildquelle: Keystone / Joel C Ryan / Invision / AP.
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Bild 2 von 6. 1972 noch in Schwarz-Weiss und ohne Brille. Bildquelle: Imago / Avalon.red.
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Bild 3 von 6. 1977 konvertiert Stevens zum Islam und nahm kurz darauf den Namen Yusuf Islam an. Seine Entscheidung folgte einer intensiven spirituellen Suche, die durch eine nahezu tödliche Erfahrung beim Schwimmen in Malibu 1976 ausgelöst wurde. Bildquelle: Getty images / Hulton Deutsch.
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Bild 4 von 6. 1979 heiratet Yusuf Islam seine Frau Fauzia Mubarak Ali in einer islamischen Zeremonie. Bildquelle: Imago / Bridgeman Images.
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Bild 5 von 6. Immer wieder spannen Stevens und seine Frau auch für Hilfsprojekte zusammen, wie hier nach dem Tsunami 2005 in Indonesien. Bildquelle: AP Photo / Suzanne Plunkett.
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Bild 6 von 6. Eine etwas andere Paarung: Cat Stevens 2010 gemeinsam auf der Bühne mit Ozzy Osbourne, dem selbsternannten «Prince of fucking darkness». Bildquelle: Getty images / CHipsomodevilla.
Stevens konvertiert, nimmt den Namen Yusuf Islam an, veröffentlicht aber noch ein letztes Album, um den Vertrag mit seiner Plattenfirma zu erfüllen. Seine Songs teilt er in unterschiedliche Kategorien auf. Mit denen, die halal, also erlaubt sind, finanziert er sein Leben. Jene, die auch nur den geringsten Hinweis auf nicht-ehelichen Sex und Liebe enthalten, sind haram, also verboten. Die Erlöse daraus fliessen direkt in sein Charity-Projekt Salafa Ltd.
Er heiratet eine Muslima, bekommt mit ihr sechs Kinder, finanziert Schulen und baut eine NGO namens Muslim Aid auf. Die Musik hängt er an den Nagel – vorerst.
Ein Suchender
In der Folge muss der Neo-Muslim schmerzhaft lernen, dass seine Konversion Fragen aufwirft und zu Kontroversen führt. 1989 behauptet die britische Boulevardzeitung «Today», Cat Stevens würde die vom damaligen iranischen Ayatollah Chomeini geforderte Todesstrafe gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie befürworten. Der Titel des Artikels: «Kill Rushdie, sagt Cat».
Er hätte damals lediglich gesagt, dass die grosse Mehrheit der muslimischen Gelehrten finde, Rushdie hätte den Propheten in seinem Roman «Die satanischen Verse» beleidigt, schreibt Stevens in seiner Autobiografie. Dies berechtige aber selbstverständlich niemanden, Selbstjustiz zu üben.
Dass Stevens überhaupt beim Islam landete, scheint in der Rückschau fast folgerichtig. Seine Lieder sind voll von spirituellen Bezügen, Zen-Gedichten, Buddhismus, Mahnungen, den Teufel hinauszuwerfen oder in den Himmel zu kommen, um einen Führer zu finden. Cat Stevens war immer ein Suchender. Und das Buch ist denn auch «dem Suchenden» gewidmet.