Noch ist es nicht zu hören, das typische Klanggemisch einer Musikhochschule. Die sanften Klänge von Klavieren, Saxofonen, Singstimmen und Geigen. Im Falle der Musikhochschule Luzern auch noch Rockschlagzeug, Kirchenorgel und Volksmusikinstrumente.
Luzern hat diese Klänge mit den Instituten für Klassik, Kirchenmusik, Jazz und Volksmusik nun unter ein Dach gebracht. Bislang waren die vier Abteilungen der Musikhochschule an vier verschiedenen Standorten über die Stadt verteilt. Jetzt befinden sie sich auf dem «Kampus Südpol».
Der Austausch läuft
Aber damit nicht genug. Am Südpol, Namensgeber des Geländes im Süden der Stadt, befindet sich nun nämlich auch der neue Probesaal des Luzerner Sinfonieorchesters. Dazu eine Musikschule sowie ein Kulturzentrum.
«Das ist ein Musikcluster, von dem alle profitieren. Der Austausch zwischen dem Sinfonieorchester, der Musikschule und den Studierenden der Hochschule Musik läuft bereits», schwärmt Valentin Gloor, Direktor des Departements Musik.
Proben, Praktika und Projekte
Wie dieser Austausch aussieht? «Wir haben mit dem Luzerner Sinfonieorchester gemeinsame Projekte wie Solistenkonzerte oder den Studiengang Musikvermittlung», sagt Gloor. Dazu kämen Praktikumsplätze bei der Musikschule und sogar Projekte mit dem Luzerner Theater, das ebenfalls im Südpol seine Räumlichkeiten hat.
Auch das neue Gebäude selbst sorgt für Austauschmöglichkeiten. So erschliesst eine zentral gelegene Treppe vier der insgesamt acht Ebenen des Hochschulcampus. Grosse Fenster im Aussen- und Innenbereich ermöglichen Einblicke in musikalisch unterschiedlichste Welten. Dazu kommen ein Bistro, eine Bar und Sitzecken. Sogar ein eigenes Jazzlokal wartet auf Gäste.
Trend: Campus-Cluster
Luzern verfolgt mit seinem 81 Millionen Franken teuren Projekt einen Trend: Auch Zürich hat seit 2014 mit dem Toni-Areal einen ähnlichen Cluster-Hochschulcampus. Dort sind die Abteilungen Theater und Kunst sowie ein Teil der Wissenschaften angesiedelt. Kostenpunkt: knapp 800 Millionen.
Günstiger wird die Cité de la musique in Genf, die voraussichtlich in vier Jahren ihre Tore öffnet. 300 Millionen soll die neue Heimat der Genfer Musikhochschule und des Orchestre de la Suisse Romande kosten.
Paris als Vorreiter
Vorbild für diese Musik-Cluster ist Paris. In der dortigen Cité de la musique ist seit 1990 das Konservatorium untergebracht, zusammen mit einem Musikmuseum und der Philharmonie. Letztere wurde 2016 von Architekt Jean Nouvel fertiggestellt und ist die Heimat mehrerer Pariser Orchester.
Auch der Luzerner Hochschulcampus hat einen Musiksaal. Dieser liegt im Untergeschoss und ist mit seinem edlen Ausbau so etwas wie die dunkle Schwester der berühmten «Salle blanche» im KKL in Luzern.
Luzerns heimlicher Star
Das heimliche Prunkstück des Campus ist aber die Blackbox, auch «Salle Modulable» genannt. Mit dem Begriff klingt ein altes Luzerner Projekt an: Politiker, Geldgeber und beteiligte Institutionen diskutierten jahrelang darüber, ob sie diesen Saal, der als Ort für Musik, Tanz und Theater dienen sollte, realisieren können.
2016 wurde das Vorhaben aber vom Kantonsparlament beerdigt. Nun wird es in der Luzerner Musikhochschule doch noch zum Leben erweckt.
Mit diesem neuen Saal, dem neuen Campus als Musikcluster, hat Luzern die hierzulande einzigartige Möglichkeit, Ausbildung und Praxis zu vernetzen. Die breit aufgestellte Hochschule dürfte damit im gesamtschweizerischen Ranking deutlich zulegen. Mögen die Studierenden aller Fachrichtungen das Beste daraus machen.
Am 14. September beginnt der regelmässige Unterricht auf dem «Kampus Südpol».