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Fake-Accounts auf Spotify
Aus Kultur-Aktualität vom 07.05.2020. Bild: Imago / Imagebroker
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Schummeln bei Spotify Der Flirt mit den Fake-Followern

Die Anzahl Fans in den sozialen Medien ist für Schauspielerinnen, Künstler und Influencer schon länger eine wertvolle Währung. Auf Twitter, Facebook und Instagram wird deshalb immer wieder getrickst.

Nun ist klar: Auch bei Spotify wurde geschummelt. Der Musik-Streamingdienst löschte letzte Woche diverse Fake-Konten. Manipulationen gehören schon lange zum Musikgeschäft, sagt der Medienwissenschaftler Georg Fischer.

Georg Fischer

Georg Fischer

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Der Musik- und Medienwissenschaft lehrte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Aktuell arbeitet er als Redakteur für ein Onlinemagazin für Urheberrecht.

SRF: Was bringt es Musikerinnen und Musikern, wenn sie auf Streaming-Portalen wie Spotify eine grosse Zahl gefälschter Follower haben?

Georg Fischer: Sie machen sich grösser. Plays, Likes und Follower sind mittlerweile generell sehr wichtig. Denn die Leute, die in der Musikindustrie neue Bands aufbauen, schauen stark darauf, wie gross die Hörerschaft einer Band schon ist und wie viele Follower sie mitbringt.

Wir reden hier nicht nur von Dutzenden oder Hunderten Accounts.

Wie kommt man zu gefälschten Followern?

Dazu gibt es verschiedene Theorien. Beliebt ist etwa die Methode, sich stillgelegte Accounts zu suchen und die dann mit Bots durchlaufen zu lassen, so dass dann automatisch Plays generiert werden.

Die andere Möglichkeit ist: Man legt in anderen Ländern mit vielen verschiedenen E-Mail-Adressen viele verschiedene Accounts an und lässt darüber dann die ganze Zeit über automatisiert Lieder laufen.

Musikerinnen und Musiker erhalten pro Stream einen Centbetrag. Lohnt es sich da finanziell überhaupt, in betrügerischer Absicht Songs abzuspielen?

Wir reden hier nicht nur von Dutzenden oder Hunderten Accounts. Teilweise sind das Follower-Zahlen, die in die mehreren Hunderttausend oder sogar in die Millionen gehen. Das wirkt sich finanziell natürlich aus.

Es gibt also Leute, die das professionell betreiben und damit ihr Geld verdienen?

Ich weiss nicht genau, wie viel Geld sich damit verdienen lässt. Aber Plattformen wie Soundcloud und Youtube haben immer wieder Angebote, dass man sich mit fünf bis zehn Euro pro Monat Hunderttausende Likes oder Follower kaufen kann.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei Spotify auch solche Angebote gibt. Aber solche Angebote sind mir derzeit nicht bekannt.

Mein Eindruck ist, dass es sich da nur um ein kleines Skandälchen handelt.

Wie bedeutend sind die Manipulationen auf Spotify? Muss man davon ausgehen, dass es zu schwerwiegenden Marktverzerrungen kommt?

Mir liegen keine weiteren Daten oder Rückschlüsse vor, die auf einen grösseren Skandal hindeuten würden. Mein Eindruck ist, dass es sich da nur um ein kleines Skandälchen handelt.

Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Spotify rückt diese Zahlen nicht raus. Ich gehe davon aus, dass es sich hier um wenige Prozent handelt, die vielleicht gefälscht sind. Abgesehen davon, bietet jede Technologie auch Fälschungen oder Manipulationsmöglichkeiten.

Ich erinnere nur an die Skandale aus den 1950er- und 1960er-Jahren im Radio. Da wurden auch schon DJs dafür bestochen, dass sie bestimmte Platten öfter spielen. Ein anderes Beispiel wäre Product-Placement im Fernsehen.

Bei sämtlichen Distributionsformen gibt es immer mal wieder kleinere und grössere Fälschungen und Manipulationsversuche. Aber ich würde das bei Spotify tatsächlich nicht als allzu gravierend einstufen.

Das Gespräch führte Katharina Brierley.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 7.5.2020, 06:50 Uhr;

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