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Musik Sie singen, als hätten sie ein ganzes Orchester verschluckt

Sie nennen sich Vokalakrobaten, Lautpoeten, Beatboxer – es gibt viele verschiedene Namen für Stimmkünstler. Bei ihnen dreht sich alles um die menschliche Stimme mit all ihren Facetten und Klangfarben.

Mit unserer Stimme können wir alles Mögliche machen. Singen, sprechen und lachen zum Beispiel. Opernsänger sind sogar richtige Vokalakrobaten: Sie springen virtuos zwischen den unterschiedlichsten Tonhöhen hin und her. Aber da geht noch was. Stimmkünstler experimentieren mit den Klängen, die aus unserem Mund kommen, sie suchen nach neuen Lauten und loten die Möglichkeiten ihrer Stimme bis an die Grenze aus. Diese drei Stimmakrobaten vollbringen auf unterschiedlichste Weise Erstaunliches:

  • 1. Das Ein-Mann-Orchester

    Porträt Tom Thum in lila Sweater mit Mikro
    Legende: Der Mann ersetzt ein ganzes Orchester nur mit dem Mundwerk. Flickr/Negro Robot

    Wenn der australische Beatboxer Tom Thum loslegt, erklingen unterschiedliche Stimmen und Klänge auf einmal. Nur mit einem Mikrophon und einem Sampler bewaffnet, imitiert er Geräusche und Instrumente. Fast scheint es, als hätte er ein ganzes Orchester verschluckt. Eine Bühne und ein Mikrophon – mehr braucht es nicht fürs Beatboxen, die Imitation von Geräuschen und Instrumenten mit dem Mund, der Nase und dem Rachen. Beatboxer lassen die Korken knallen, spielen mit dem Mund Pingpong oder ahmen ein Schlagzeug nach.

    Der Australier Tom Thum hat aber noch mehr im Repertoire. Vollständige Songs von Michael Jackson erzeugt er nur mit seinem Mund. Wenn Thum eine komplette 50er-Jahre-Jazzband nachmachen will, kommt auch er an seine Grenzen. Dann nimmt er die einzelnen Parts auf und legt sie übereinander, so dass nach und nach eine Soundkulisse wie in einem New Yorker Jazzclub entsteht.

  • 2. Sport für die Stimmlippen

    Porträt Christian Zehnder
    Legende: Was Christian Zehnder mit seiner Stimme macht, ist ganz schön anstrengend. Nils Fisch

    Sänger, Jodler oder Obertonsänger? Der studierte Jazzgitarrist und vielfältige Stimmkünstler Christian Zehnder lässt sich in keine Schublade stecken. Zwischen Jazz, Alpen- und zeitgenössischer Musik behauptet sich der Schweizer erfolgreich auf den internationalen Bühnen.
    Schnell und rhythmisch wechselt Christian Zehnder zwischen Kopf- und Bruststimme. Das ist Jodeln. Wenn er dann seinen Unterkiefer nach vorne schiebt und gleichzeitig die Zunge gegen den Oberkiefer drückt, klingt es, als kämen zwei Stimmen aus seinem Körper. Ein tiefer Grundton und ein hohes, harmonisches Pfeifen. Obertongesang heisst diese Technik, einen Ton in seine einzelnen harmonischen Bestandteile zu zerlegen. Aber auch wenn das alles ganz einfach aussieht – Jodeln ist anstrengend. «Das ist wie Liegestütze für die Stimmlippen.»

  • 3. Die Brückenbauerin

    Porträt Anna-Maria Hefel
    Legende: Anna-Maria Hefel unterrichtet Obertongesang. Anna S Photography

    Auch Anna-Maria Hefele kann zwei Töne gleichzeitig erzeugen. Ein Video machte sie zum YouTube-Star. Die Musikpädagogin und Stimmkünstlerin erklärte ihren Obertongesang in Tutorials und hat dafür Millionen Klicks geerntet.
    Die deutsche Stimmkünstlerin ist nicht nur als Lehrerin unterwegs und bringt Profis wie Laien bei, wie man auf diese ungewöhnliche Art Töne zum Vorschein bringt. Als Musikerin sucht sie nach neuen Kombinationsmöglichkeiten für ihre Gesangskunst.
    Zusammen mit den Musikern des Ensembles Supersonus experimentiert sie mit den Klängen verschiedener Kulturen und Epochen. Ihr Obertongesang trifft hier auf Barockinstrumente, wie das Cembalo. Aber auch auf traditionelle Instrumente, wie die Maultrommel oder die Guzheng, eine uralte chinesische Zither.

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