Durch Musikstreaming werden jährlich rund 25 Milliarden Dollar ausgeschüttet. Auch für den Schweizer Musikmarkt ist unterdessen vor allem Streaming entscheidend.
Laut dem Branchenverband der Musiklabels IFPI Schweiz trugen 2022 die physischen Tonträger nur noch 10 Prozent zum Schweizer Musikmarkt bei, während das Streaming von Audio- und Videomaterial ganze 85 Prozent ausmachte.
Detaillierte Suchfunktion
Klassische Werke findet man grundsätzlich auch bei Streamingdiensten wie Spotify, Qobuz, Tidal, Deezer oder YouTube Music. Doch viele von ihnen sind nicht auf die Anforderungen des Genres ausgerichtet.
Klassische Musik funktioniert anders als Pop- und Rockmusik und passt nicht in das «Titel-Interpret-Schema». Bei Spotify kann es darum sehr ermüdend sein, nach einem bestimmten Satz aus einer ganz bestimmten Sinfonie zu suchen.
Wer sucht, der findet
Apple will das besser machen und kaufte darum bereits 2021 den Klassik-Streamingdienst Primephonic. Die Bedienung von Apple Music Classical ist kinderleicht. Die Musik lässt sich in Kategorien wie beispielsweise Instrumente, Epoche oder Genre entdecken.
Wer nach einem bestimmten Stück wie etwa Antonín Dvořáks 9. Sinfonie «Aus der Neuen Welt» suchen möchte, gibt «Dvorak Welt» oder «Dvorak 9» ein und die App findet auf Anhieb etliche Aufnahmen des Stücks, aufbereitet in der modernsten Audioqualität.
Ernstzunehmende Konkurrenz
Wirklich neu ist die Idee nicht. Auch andere auf Klassik spezialisierte Streamingdienste, etwa die Naxos Music Libary oder Idagio, bieten eine entsprechende Suchfunktion. Zudem gibt es dort ähnlich wie bei Apple Music Classical kuratierte Wiedergabelisten, passend zu einer Stimmung oder einem Thema, handgemacht von Musikerinnen und Musikern.
Im Unterschied zu Idagio und Co. bietet Apple Music Classical mit fünf Millionen Tracks den mit Abstand grössten Klassik-Katalog. Der Anspruch an die neue App ist, die Hörerinnen und Hörer «näher an die Musik zu bringen als je zuvor.»
Das bedeutet konkret: Hier geben Musikerinnen und Musiker Werkeinführungen, es sind Begleittexte über die Komponistinnen verfügbar und die Rubrik «The Story of Classical» ist im Grunde eine tönende Musikgeschichte.
Exklusives Angebot
Zudem arbeitet Apple Music Classical mit den grossen Orchestern der Welt zusammen. Das Concertgebouw in Amsterdam und die Philharmoniker in Wien und Berlin haben angekündigt, Livekonzerte exklusiv bei Apples neuem Dienst streamen zu wollen.
Der Tech-Riese Apple scheint also Klassik-Anbieter wie Orchester und später vielleicht auch Klassiksender unter einem Streamingdach vereinen zu wollen.
Wer davon profitiert, ist noch offen
Verfügbar ist die App nur für Apple Music Kundinnen und Abonnenten. Darüber, wie die Abo-Kosten zwischen Apple, Labels und Künstlerinnen aufgeteilt werden, macht Apple keine Angaben.
Zum Vergleich: Beim Konkurrenten Idagio werden die Künstler nicht pro Klick bezahlt, sondern pro gehörte Sekunde. Wer einen Monat lang nur das Sinfonieorchester Basel hört, dessen Monatsausschüttung kommt auch ausschliesslich dem Sinfonieorchester Basel zugute. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch Apple Music Classical für ein faires Bezahlmodell entscheiden wird.