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«The Woman in Me» Britney Spears legt in ihrer Biografie einen Seelenstriptease hin

Zermalmt zwischen ihrem Vater und dem Showbusiness: Britney Spears Memoiren haben es in sich. Ein betrübliches Buch mit Hoffnungsschimmer.

Die Spannung war gross im Vorfeld, wie Britney Spears ihre Sicht der Dinge darlegen wird. Denn die 41-Jährige gehört nicht nur zu den erfolgreichsten Popsängerinnen des 21. Jahrhunderts, sondern fand auch regelmässig in der Skandalpresse statt. Ihre Autobiografie liest sich wie eine Bitte um Verständnis und ist gleichzeitig eine schonungslose Abrechnung mit ihrem Vater.

Singen als Flucht

Zuhause im Städtchen Kentwood, Missouri, seien oft die Fetzen geflogen, erzählt Spears. Sie beschreibt ihren Vater als kaltherzigen Alkoholiker, der seiner Tochter kaum Aufmerksamkeit schenkt. Singen und Tanzen sei ihre Möglichkeit gewesen, aus der tristen Realität zu fliehen. «In meiner Familie konnte jederzeit alles schiefgehen. Wirklich unbesiegbar war ich nur während eines Auftritts.»

Sofort ein Bestseller

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Britney Spears Biografie «The Woman in Me» erzielte bereits kurz nach der Veröffentlichung enorme Verkaufszahlen. In den USA wurde das Buch in der ersten Woche über 1,1 Millionen Mal verkauft. Das berichten die Nachrichtenagentur AP und das RedaktionsNetzwerk Deutschland. Auch in Deutschland stürmt Britney Spears mit ihren Memoiren direkt auf Platz 1 der Bestsellerliste im Bereich Sachbuch.

Die kleine Britney gewinnt fast immer, wenn sie an Talentshows teilnimmt. Dort kommt sie auch früh mit den Schattenseiten des Showbusiness in Kontakt. Als 10-Jährige wird sie von einem TV-Moderator angemacht. Mit 13 trinkt sie Cocktails mit der Mutter, raucht Zigaretten mit Freundinnen und himmelt Bad Boys an. Als sie den Durchbruch schafft, mit dem Hit «Baby One More Time», ist sie gerade einmal 16 Jahre alt.

Kein Glück in der Liebe

Spears schildert, wie sie im Teenageralter als sexy Superstar in Szene gesetzt und dafür von der Skandalpresse angefeindet wird. Generell sei diese immer sehr hart mit ihr ins Gericht gegangen und habe sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Insbesondere auch, was ihre Beziehungen anbelangt.

Zwei lachende junge Menschen (Britney Spears und Justin Timberlake) mit hellen Tops vor einem Kinopkalt
Legende: Spears enthüllt in ihrer Biografie, dass sie mit 19 eine Abtreibung hatte, weil der Kindsvater Justin Timberlake sich nicht reif genug für eine Elternschaft gefühlt habe. IMAGO / Rideaux-PicturePerfect

Der Vater ihrer beiden Söhne, Kevin Federline, sei nur auf Ruhm und Macht aus gewesen. Als die Ehe zerbrach, begann ein unschöner Sorgerechtsstreit, der zu Spears Zusammenbruch führte. Sie sei «verrückt vor Schmerz» gewesen. Es folgte die Einweisung in die Psychiatrie und die Vormundschaft des Vaters.

Der Vater: «Ab sofort bin ich Britney Spears»

Ganze 13 Jahre lang stand sie unter Vormundschaft. Ihr Vater habe bis ins kleinste Detail jeden ihrer Schritte überwacht, ihre Nachrichten gelesen und sogar eine Wanze in ihrer Wohnung installiert, schreibt Spears. Mehrfach habe man sie in eine Psychiatrie gesteckt und medikamentiert. Alles unter dem Vorwand, es sei zu ihrem Besten. «Ab sofort bin ich Britney Spears», habe ihr Vater gesagt. Gleichzeitig habe sie sehr viele kräftezehrende Auftritte absolvieren müssen.

Protestierende halten Schilder hoch, die Britney Spears Entlassung fordern
Legende: Fans sorgen sich um das Wohlergehen von Britney Spears während der andauernden Vormundschaft ihres Vaters. Getty Images/ Kevin Dietsch / Staff

Spears spricht offen über Depressionen, von Erschöpfung, Überforderung und Verwirrung. Dass sie sich den Kopf rasiert habe, sei ihre Art gewesen, sich gegen das Schönheitsideal aufzulehnen, das man ihr jahrelang aufgedrückt habe. Gleichzeitig ist sie auch selbstkritisch: «Ich war vielleicht nicht immer die hellste Kerze auf der Torte.»

Zeilen, die betroffen machen

«The Woman in Me» ist das Zeugnis eines talentierten und emotionalen Menschen, der auf der Suche nach Anerkennung an die falschen Leute geraten ist und fast von den Mühlen des Showbusiness zermalmt worden wäre. Es ist die Beschreibung eines Vaters, der in seiner Tochter nur ein lukratives Geschäft sieht und sie ausnimmt wie eine Weihnachtsgans. Das macht betroffen.

Ebenso das Vorgehen der Paparazzi, die auf der Suchen nach Skandalfotos vor keiner Provokation zurückschrecken. «The Woman in Me» ist aber auch das Zeugnis eines unbedarften Mädchens, das allen Widrigkeiten getrotzt hat und nun die selbstbestimmte Frau in sich finden will.

Buchhinweis

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«The Woman in Me: Meine Geschichte»: Britney Spears. Auf Deutsch im Penguin Verlag erschienen, 275 Seiten.

SRF 1, 10vor10, 24.10.2023, 21:50 Uhr

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