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Wilde Verschwörungstheorien Die US-amerikanische Rechte bläst zur Hexenjagd auf Taylor Swift

Die Sängerin soll auf ihren Konzerten schwarze Magie praktizieren und heimlich für das Pentagon arbeiten. Hinter den abstrusen Anschuldigungen steckt politisches Kalkül.

Mit dem Beginn der Vorwahlen der US-Republikaner tauchen abenteuerliche Gerüchte um Pop-Megastar Taylor Swift auf. Der Fox-News-Moderator Jesse Waters unterstellte der 34-Jährigen kürzlich, im Auftrag der von den Demokraten geführten US-Regierung aktiv zu sein.

«Haben Sie sich je gefragt, warum oder wie sie derartig durch die Decke gegangen ist?», fragt Waters live auf Sendung. Die Künstlerin sei Teil einer «PsyOp» des Pentagons, einer psychologischen Operation zur Manipulation der öffentlichen Meinung. 

Keine Beweise

Waters bezieht sich bei seinen Anschuldigungen auf den Zusammenschnitt eines NATO-Videos zum Thema Cybersicherheit. Das Video zeigt jedoch keine eindeutige Verbindung zwischen der Sängerin und dem Pentagon oder einer anderen Regierungsbehörde. Vielmehr handelt es sich um die Präsentation einer Forscherin, die Taylor Swift als Beispiel für einflussreiche Persönlichkeiten im Internet anführt.

Die zitierte Autorin Alicia Marie Bargar hat ihrerseits einen Zusammenhang mittlerweile dementiert. Waters selbst gab in der Sendung zu, «keine Beweise» für seine Theorien über Swift zu haben.

Neues Feindbild der Republikaner

Taylor Swift könnte nach Einschätzung von Experten durchaus Einfluss auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl im November nehmen. Vergangenen September hatte die Sängerin ihre rund 270 Millionen Instagram-Follower aufgerufen, sich ins Wahlregister einzutragen. 35'000 Neuwähler sollen diesem Appell gefolgt sein.

Seither wird die Sängerin von Vertretern des rechten Lagers angefeindet und in Verschwörungserzählungen verunglimpft. Für Jesse Waters ist die durch den Aufruf gestiegene Besucherzahl auf der gemeinnützigen Plattform vote.org ein Zeichen, dass die Sängerin «vom Weissen Haus oder was auch immer» dazu gebracht worden sei.

Hexenjagd hat System

Die Republikanische Partei mache sich Sorgen, ob sie junge Menschen für die anstehende Wahl mobilisieren könne, sagt Johanna Blakley von der University of Southern California. Indem sie «Taylor Swift beschuldigen, ein Spielball des Staates zu sein», wollen sie verhindern, dass die Swift-Fans Joe Biden wählen.

Es gibt noch weit abstrusere Vorwürfe gegen den Popstar: Der Radiomoderator Stew Peters wirft Swift etwa vor, während ihrer Konzerte Hexenkräfte einzusetzen. Und ein Verbreiter des QAnon-Verschwörungsmythos erklärte, Taylor Swift sei nicht nur «eine satanische Hexe», sondern auch «eine Waffe des Pentagons für psychologische Kriegsführung, um viele Tausend junge Wähler zu den Demokraten überlaufen zu lassen».

Angriffe werden zunehmen

Taylor Swift selbst hält sich in Bezug auf ihre politischen Überzeugungen eher bedeckt. Im Jahr 2020 unterstützte sie jedoch offen Joe Biden gegen Donald Trump und warf dem Republikaner vor, «während seiner gesamten Amtszeit die Flammen des Rassismus geschürt zu haben».

Die Künstlerin setzte sich in der Vergangenheit auch für die Rechte von LGBT+-Personen ein oder gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das Recht auf Abtreibung aufzuheben.

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Radio SRF2 Kultur, Kultur Aktualität, 10.1., 16:30 Uhr ; 

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