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Zwei Männer auf der Bühne eines Clubs.
Legende: Yello im New Yorker Club Roxy 1983. Bruno Bänziger

Yello bis Golden Boy «Rush, push, cash»: Schweizer Dance-Tracks gingen um die Welt

In der Schweiz produziert, auf den Plattentellern der Metropolen abgefeiert. Fünf Top-Tracks seit den frühen 80ern.

Yello: «Bostich» (1981) 

«Bostich» lancierte die beispiellose Karriere des eigenwilligen Zürcher Elektro-Pop-Duos Yello. Bevor der Track durch die weltweiten Charts schoss, hatte er die Tanzflächen New Yorks erobert.

Das Marschmässig-Tribalistische, das wilde Entertainment, der ausserirdisch tönende Groove von «Bostich»: Das gefiel der tanzwütigen Crowd des Hip-Hop-Urvaters Bambaataa. Und Larry Levan, der DJ der legendären Paradise Garage, machte «Bostich» ebenfalls zu einem Klassiker seiner Sets. 

Grauzone: «Eisbär» (1981) 

Mit «Eisbär» schuf die Berner New-Wave-Band den Track einer Generation: Das von Sänger Martin Eicher proklamierte «kalte Polar» und der geradlinige, elektronische Groove kamen an bei einer desillusionierten Jugend, die sich vom Kalten Krieg und der Engstirnigkeit ihrer als Bünzlis verschmähten Eltern betrogen fühlte.

«Eisbär» wurde der Soundtrack zu den Jugendunruhen der frühen 1980er-Jahre. Ein post-punkiger Disco-Heuler für die Anti-Disco-Kids.  

Djaimin: «Give You» (1992) 

Der welsche DJ Djaimin war Anfang der 1990er-Jahre der Dompteur der hiesigen House-Szene. Sein Hit «Give You» erschien auf Strictly Rhythm, dem wichtigsten New Yorker House-Label.

Mit seiner eingängig säuselnden Melodie eroberte «Give You» die Clubs – weltweit und über die Szene hinaus: Er landete in der englischen Hitparade direkt hinter Freddie Mercurys Olympia-Hymne «Barcelona». Nicht übel für einen Clubtrack, der im Freiburger Hinterland produziert worden war. 

Shakedown: «At Night» (2002) 

«At Night» erinnert an die glitzernden Disco-Jahre der 70er, kommt aber in einem zeitgenössischen Elektropop-Kostüm der Nullerjahre daher. Die US-Sängerin Terra Deva sang so süffig, dass die Hookline süchtig machte und das welsche Duo in die englischen Top of the Pops vorstiess.

«At Night» gedieh als transatlantisches Familien-Projekt: Seb Kohler, Broken-Beats-Produzent, lebte in London. Sein Bruder Stephan Kohler, besser bekannt als der Schweizer House-Pionier Mandrax, hatte seinen Wohnsitz in New York.  

Golden Boy and Miss Kittin: «Rippin Kittin» (2002) 

Der Zürcher Produzent Stefan Altenburger tat sich mit der unweit von Genf aufgewachsenen Französin DJ Miss Kittin zusammen. Innert zwei Stunden war der Song im Kasten. 

Miss Kittin sang spontan ein paar schwelgerische Lyrics ein – und viele merkten darob nicht, wie abgründig der Text gefärbt war: «Mommy, can I go out and kill tonight, I feel, I feel like taking a life. Please, I want a silver kitchen knife, and feel, feel like taking a life.» Die Platte landete in den englischen Dance-Charts auf Platz 1.

SRF 1, Sternstunde Musik, 26.06.2021, 12:00 Uhr

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