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Ein Tablet-Computer und im Hintergrund Gewitterwolken.
Legende: Es ist noch nicht das Ende aller Tage für «Augmented Reality»-Gadgets. Im Gegenteil: Jetzt fängt alles erst an. Colourbox

Netzwelt Die Realität ist nicht genug!

Firmen investieren Milliarden in die Entwicklung von Technologien, die unsere Sinneswahrnehmung mit Information anreichern. Bis jetzt ist der Erfolg dieser «Augmented Reality»-Technologie eher mässig, der Hype scheint vorbei. Dabei beginnt jetzt die spannende Phase für Google Glass und Co.

«Wearables»

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Die Computerbrille Hololens von Microsoft.
Legende: Keystone

«Wearables» sind tragbare Computersysteme wie Uhren oder Brillen. Sie versorgen uns mit Zusatzinformationen und sollen uns den Alltag erleichtern.

Wir sehen, hören und riechen – und sind damit bis jetzt ganz gut über die Runden gekommen. Weshalb brauchen wir für unsere Sinne technische Unterstützung wie etwa Datenbrillen?

Martin Vollenweider: Obwohl wir in der Regel genug sehen, brauchen wir manchmal Zusatzinformationen. Dies geschieht über eine Technologie, die unsere Realität erweitert, die «Augmented Reality»-Technologie. Sie hilft uns, Zusammenhänge besser zu verstehen und richtige Entscheidungen in kürzerer Zeit und zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Google hat so eine Datenbrille entwickelt: Google Glass. Die Resonanz war so enttäuschend bis feindselig, dass Google den Verkauf gestoppt hat.

Google war mit verschiedenen Problemen konfrontiert: Die Batterielaufzeit der Brillen war zu kurz. Software-Entwickler verloren das Interesse am Projekt, weil sich der Marktstart verzögerte. Und sicher ein ganz grosses Problem: Die Frage der Privatsphäre war nicht gelöst. Mit Google Glass kann jeder unbemerkt die ganze Umgebung mit der eingebauten Kamera aufnehmen und mit Hilfe von Software die anwesenden Personen identifizieren.

Das tönt nach einem endgültigen Aus.

Der Verkaufsstopp von Google Glass bedeutet nicht, dass die Idee gescheitert ist. Es ist vielmehr eine Herausforderung, es besser zu machen. Der Mensch hat den Wunsch, mehr als die Realität zu sehen.

Martin Vollenweider

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Ein Porträt eines Internetexperten.
Legende: HTW Chur

Martin Vollenweider ist im Bachelor-Studium «InterMedia» an der Fachhochschule Vorarlberg und seit 2010 an der HTW Chur im Bereich «Interaktive Medien» tätig. Seine Fachgebiete sind: Web-Technologien, Content Management Systeme, mobile Applikationen und interaktive Systeme.

Datenbrillen wird man vielleicht weniger auf der Strasse tragen. Aber sie eignen sich für spezialisierte Aufgaben am Arbeitsplatz. Es gibt zum Beispiel in der Fertigung und in der Gesundheitsbranche viele Arbeiten, bei denen man beide Hände benötigt. Dank der Datenbrille besteht die Möglichkeit, trotzdem mit der Aussenwelt zu kommunizieren.

Wann wird es soweit sein, dass sich solche Brillen im Alltag etablieren?

Die Brille wird sich vermutlich erst in circa fünf Jahren bei industriellen Anwendungen breit durchsetzen. Der Hype ist vorbei. Es ist ruhiger um die Technologie geworden. In diesem Moment beginnt aber die spannende Phase. Kreative Köpfe entwickeln brauchbare und sinnvolle Anwendungen.

Blicken wir noch weiter in die Zukunft: In welchen Bereichen wird die «Augmented Reality»-Technologie irgendwann unersetzlich sein?

Vergessen wir nicht: Die Technik wird schon heute von der Game-Industrie, in der Werbung, bei Reiseführern und etlichen Apps eingesetzt.

In fünf bis zehn Jahren, da bin ich mir sicher, wird es keine Konstruktionsabteilung, keinen Spital und keine Bildungseinrichtung mehr geben, wo sich nicht «Augmented Reality»-Anwendungen im täglichen und praktischen Einsatz befinden.

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