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«Username: Helvetia» – Die Schweiz muss gerettet werden
Aus Kultur-Aktualität vom 03.08.2018. Bild: Username Helvetia
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Facebook als Bühne Insta-Heidi und Facebook-Tell retten die Schweiz

Im Social-Media-Stück «Username: Helvetia» veranstalten Heidi und Tell ein grosses Theater, um die Schweiz vor Bösewichten zu retten. Die Geschichte ist lustig – sie zu verfolgen aber eher mühsam.

Die Schweiz muss gerettet werden. Sie wird vom Sennetuntschi, Tschäggättä und bösen Kläusen bedroht. Auch Totemügerli sind im Anmarsch.

So steht es im Drehbuch des Theaterstücks «Username: Helvetia». Es spielt auf keiner Bühne, sondern ausschliesslich auf Facebook und Instagram. Drei Woche dauert das Abenteuer, das Ende Juli begonnen hat.

Der Schraubenzieher kann's nicht retten

Eine Geheimgruppe will die Schweiz retten. Zusammengestellt ist sie aus illustren Leuten, wie Heidi oder Walti Tell, Sohn von Wilhelm Tell.

Auch Claire Zachanassian, die alte Dame aus Dürrenmatts Komödie, taucht auf: Ihr wurden Pläne für den Angriff auf die Schweiz zugespielt.

Jetzt gilt es, die Bundesfeier zu verschieben – zum Beispiel mit Telefonaten an Bundespräsident Alain Berset. Oder mit einem Schraubenzieher.

Es nützt nichts, die Bundesfeier am 1. August auf dem Rütli lässt sich nicht vertagen oder absagen.

Heidi als Instagram-Prinzessin

Auf Facebook wird die Geschichte vor allem in kurzen Videoclips erzählt, jeden Tag kommt auf der Pinnwand von «Username: Helvetia» eine neue Sequenz dazu. Ergänzt werden diese Posts mit Dialogen in den Kommentarspalten. Dort kommunizieren die Protagonisten miteinander, mal Deutsch, mal Rätoromanisch, mal friedlich, mal wütend, mal sachlich.

Auch auf Instagram hat jeder der Protagonisten einen Account: Vor allem Heidi ist dort aktiv. Sie pendelt zwischen dem Maienfeld und Zürich, postet von überall Selfies und «leidet unter millenialischem Besonderheitszwang», wie es in ihrem Steckbrief heisst.

«Die Ideen sprudelten wie ein Wasserfall»

Hinter dem Theaterprojekt auf Social Media steckt Sabrina Bundi. Die Idee dafür kam ihr spontan, beim gelangweilten Scrollen durch den Facebook-Feed: «Ich dachte, man müsste mal eine spannende Geschichte über die sozialen Medien erzählen. Nach diesem Gedanken sprudelten die Ideen wie ein Wasserfall.»

Weshalb aber hat sie sich für ihre Geschichte Figuren aus Heldensagen oder Romanen ausgesucht? «Die Idee war, sich mit Schweizer Kultur und Literatur zu beschäftigen. Wenn jemand Jüngeres das Abenteuer mitverfolgt und eine Figur seine Aufmerksamkeit erregt - dann googelt er sie vielleicht und beschäftigt sich damit.»

Vielleicht könne das sogar zum Lesen anregen, hofft Sabrina Bundi: «Für mich wäre der Idealfall, wenn jemand wieder mal Dürrenmatt zur Hand nimmt.»

Mehr Schmunzeln als Nachdenken

Für ihr Facebook-Theaterstück engagierte Sabrina Bundi Schauspielerinnen und Schauspieler. Einzelne Sequenzen drehte sie vorab, daneben ergänzen immer wieder Livestreams die Geschichte.

Dafür hat sie einen grossen Aufwand betrieben, sagt sie. Ihr Pensum als Journalistin beim Radio RTR habe sie deshalb zwischenzeitlich reduziert.

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Gespräch mit Autorin Sabrina Bundi
aus Regionaljournal Ostschweiz vom 27.08.2018. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 14 Sekunden.

Ob sich der Aufwand lohnt, bleibt fraglich. Inhaltlich ist die Geschichte zwar spannend aufgebaut. Zum Nachdenken regt sie aber nicht an, eher zum Schmunzeln.

Webseite erfolgreicher als Facebook

Die Geschichte auf Facebook zu verfolgen, ist eher mühsam. Die eigene Filterblase und der Algorithmus verhindern von Zeit zu Zeit das lineare Verfolgen der Handlungen.

Deshalb erstellte Sabrina Bundi parallel zu Facebook eine Homepage, auf die sie täglich die aktuellen Sequenzen auflädt, und so das Verfolgen der Geschichte vereinfacht.

Hier zählt Sabrina Bundi bisher fast tausend Nutzer und doppelt so viele Klicks. Während auf Facebook die Resonanz bescheiden bleibt, verfolgen dort etwas über 400 Abonennten die Rettung der Schweiz vor Dämonen, Teufel und Totemügerli.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 3.8.2018, 17:40 Uhr.

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