Autonome Technologie: Adieu, eigenes Auto!
Im Haushalt, im öffentlichen Raum, im Job: «Überall können Programme und Geräte selbstständig Dinge erfüllen. Wir stehen zurzeit noch am Anfang eines epochalen Phänomens», sagt der Schweizer Zukunftsforscher Georges T. Roos.
Ein Bereich, der sich laut Roos durch smarte Technologie grundlegend verändern wird, ist der Verkehr. «Selbstfahrende, autonome Fahrzeuge haben ein Riesenpotenzial. Wir denken das bisher nicht radikal genug.»
Es mache irgendwann keinen Sinn mehr, am eigenen Steuer zu sitzen. Wieso sollte ein Auto auf seinen Besitzer warten, wenn es in dieser Zeit selbstständig andere Passagiere rumchauffieren kann? «Wir werden wohl davon wegkommen, eigene Fahrzeuge zu besitzen», meint der Zukunftsforscher.
Die Stadt der Zukunft: Grüner und weniger verstopft
Die Städte der Zukunft müssen sich etwas einfallen lassen. Denn immer mehr Menschen leben im städtischen Raum. Wir müssen höher, dichter, grüner bauen.
Für Roos könnten auch neue Verkehrskonzepte einen Befreiungsschlag darstellen: «Wenn statt Privatautos, Taxi und Bussen nur noch autonome Fahrzeuge verkehren, bräuchte es deutlich weniger Platz für den Verkehr.»
Mit Folgen für das Stadtbild: «Wenn schon die Hälfte der Autos aus den Städten verschwindet, wären Strassen und Parkplätze nicht mehr das dominierende Merkmal. Diesen Raum könnte man für das Leben zurückgewinnen.»
Blockchain: Keine Währung, ein Fälschungsschutz
Der Hype um die Blockchain scheint abgeflacht, die Revolution ist bisher ausgeblieben. Zu umständlich, zu schwer verständlich, könnte man denken.
Für Roos ist es eher eine Frage der Zeit. «Mit der Blockchain-Technologie stehen wir heute da wie vor 20 Jahren mit dem Internet. Damals war sehr schwer vorstellbar, wie grundlegend es viele Dinge verändert.»
Das Potenzial der Blockchain sieht er nicht bei Kryptowährungen wie Bitcoins: «Das ist in meinen Augen das grosse Missverständnis.» Vielmehr helfe die Technologie, die Weitergabe von Werten und Daten gegen Fälschung zu sichern.
«Das macht Schnittstellen überflüssig, die heute für das Vertrauen in eine Transaktion sorgen. Wenn ich heute Geld überweise, schickt meine Bank Ihrer Bank Geld.» Mit Blockchain gehe es ohne Banken dazwischen, ohne Notar, mit weniger Buchhaltern.
Crispr-Schere: Der Biologie ein Upgrade verpassen
Anfangs Dezember versetzten vermeintlich genmanipulierte Zwillinge die Wissenschaft in Aufregung. Sie verweisen auf etwas, das künftig «enorme Auswirkungen» haben dürfte, sagt Roos. «Wir haben heute die technologischen Möglichkeiten, der Biologie ein Upgrade zu verpassen.»
Das Auswerten eines Genoms sei bereits günstiger als jeder Labortest. Entsprechend viel werde geforscht. Dazu kommen die Möglichkeiten der Gen-Schere: «Wir können die DNA präzise umschreiben, etwa um Erbkrankheiten zu heilen.»
Dank Technologie die Biologie unseren Bedürfnissen anpassen: Was die einen als Chance sehen, macht andere unruhig. So oder so wird es uns weiter beschäftigen, auch abseits von Crispr-Babies .
Denn das Thema Bio-Transformation betreffe auch Ernährung und Landwirtschaft, sagt Roos. Als Beispiele nennt er «Pflanzen, die gegen Dürre resistent sind. Bakterien, die Abfälle fressen. Oder Fleisch aus dem Bioreaktor.» Der Blick in die Zukunft beginnt bereits vor dem Tellerrand.