Worum geht's?
«Soul of a Nation» in der Londoner Tate Modern versammelt erstmals «Black Power»-Kunst aus den 1960er- bis 1980er-Jahren.
Ein Webprojekt zur Ausstellung schlägt nun die Brücke zur Gegenwart: «Seventy States» ist eine Art virtuelles Skizzenbuch der afroamerikanischen Sängerin Solange Knowles Ferguson.
Es zeigt Ausschnitte aus Songtexten und Gedichte, Entwürfe von Szenes und Video-Stills zu ihrem Album «A Seat at the Table». Sie stehen unkommentiert neben bisher unveröffentlichten Aufnahmen einer früheren Tate-Performance von Solange: Eine Gruppe junger schwarzer Frauen besetzte damals dort ausgestellte Skulpturen.
«Seventy States» ist eine Art Collage. Hinter der die sehr persönliche Frage von Solange steht: Was macht heute meine Identität als schwarze Künstlerin aus?
Warum ist's interessant?
Vielen schwarzen Künstlerinnen und Popstars dient die Protestkunst, die aktuell in London gezeigt wird, als Vorbild. So für Beyoncé, deren Song «Formation» quasi zu einer Hymne der «Black Lives Matter»-Bewegung geworden ist.
Auch Solange ist in erster Linie Sängerin – aber sie äussert sich in ihrer Musik oft politisch und bezieht sich explizit auf schwarze Vorbilder.
Im Song « Don’t Touch My Hair» singt Solange zum Beispiel über ihr gekraustes Haar. Sinnbildlich darin eingeflochten sind ihre Erfahrungen als schwarze Frau im heutigen Amerika. Im Video-Clip dazu bindet Solange ihr Haar zu Zöpfen mit bunten Perlen: Eine Hommage an die afroamerikanische Aktivistin Betye Saar.
Das Webprojekt «Seventy States» schlägt eine Brücke zwischen gegenwärtiger Popkultur und damaliger Kunst im Zeichen von «Black Power». Nicht immer ist aber klar, ob es Solange um kreative Identitätssuche oder bloss um Selbstinszenierung geht.
Eine Frage, die man sich bei Solange, Beyoncé und Co. allerdings immer stellen kann: Sie machen politischen Protest zu Popkultur und rücken ihn ins öffentliche Bewusstsein – und nutzen das zugleich auch geschickt für ihr Image.