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Neue Studie: Lungenzellen von Ex-Rauchern können sich erholen
Aus Wissenschaftsmagazin vom 15.02.2020. Bild: Getty Images / boonchai wedmakawand
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Aufhören lohnt sich Die Lungenzellen von Ex-Rauchern können sich erholen

Selbst wer jahrelang Kette raucht, senkt das Krebsrisiko, wenn er aufhört. Das haben britische Forscher herausgefunden.

Beschädigten Lungenzellen von Ex-Rauchern können sich zum Teil erholen. Das hat eine britische Forschergruppe um Peter Campbell vom Wellcome Sanger Institute herausgefunden.

In ihrer Studie verglichen sie Epithelzellen aus den Bronchien von Kindern, älteren Nichtrauchern, ehemaligen Rauchern und von Menschen, die immer noch qualmen. Das Resultat legt nahe: Selbst wer nach langer Zeit das Rauchen aufgibt, erhöht seine Chancen, krebsfrei durchs Leben zu gehen.

Viel mehr veränderte Zellen

Dass das Rauchen zu Lungen- und anderen Krebsarten führt, ist schon lange bekannt. Meist sind Mutationen im Bronchiengewebe die Ursache, dass ein Tumor entsteht.

Auch bei den Körperzellen von Nichtrauchern entstehen im Lauf des Lebens solche genetischen Veränderungen. Bei Rauchern rufen die Inhaltsstoffe des Tabaks jedoch deutlich mehr Mutationen hervor, vor allem in der Lunge.

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Die weltweite Entwicklung
aus Kontext vom 24.06.2019. Bild: Imago/Seelinger
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So hätten sich in den Lungenzellen von Nichtraucher im Alter von 60 Jahren im Schnitt 1'000 bis 1'500 Mutationen angereichert, erklärt der Krebsforscher Peter Campell. «Bei Rauchern, die 30 oder 40 Jahre geraucht haben, finden wir hingegen eher 5'000 bis 10'000 oder sogar mehr Mutationen.»

Stammzellen als Reparatur-Kit

Überrascht hat die Forscher aber eine andere Beobachtung: Wenn jemand das Rauchen aufgibt, werden die durch die inhalierten Stoffe ausgelösten genetischen Schäden offensichtlich in einem Teil der Zellen wieder repariert.

«Bei Ex-Rauchern kommen ‹normale› Zellen etwa 4-mal häufiger vor als bei aktuellen Rauchern. Wir denken deshalb, dass die geschädigten Zellen nach und nach durch gesunde ersetzt werden, wenn jemand aufhört», so Campell.

Die Forscher vermuten, dass Stammzellen in der Lunge dafür verantwortlich sind. Aus bisher ungeklärten Gründen sind diese vor den schädlichen Effekten des Tabakrauchs geschützt. Und wenn sich diese gesunden Vorläuferzellen teilen, können sie das geschädigte Gewebe ersetzen.

«Niemals zu spät»

Ob es einen Unterschied macht, wie viel ein Mensch pro Tag raucht oder wie lange er an der Zigarette hing, konnten die Forscher in ihrer Studie nicht klären.

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Doch sie hoffen, an den Mutationen eines Tages das Lungenkrebsrisiko eines individuellen Menschen ablesen zu können – auch wenn das laut Peter Campell «momentan noch ein bisschen Science-Fiction ist.»

Fest steht für ihn: «Ich treffe oft Menschen, die seit 40 oder 50 Jahren eine Packung oder mehr am Tag geraucht haben. Sie sagen: ‹Es ist zu spät, meine Lunge ist schon zu stark geschädigt.› Aber das Aufregende an unserer Studie ist: Sie zeigt, dass es niemals zu spät ist, aufzuhören.»

Nur 6 Ex-Raucher untersucht

Statistisch gesehen steht die britische Studie allerdings auf ziemlich wackligen Beinen: Denn sie hat insgesamt nur 16 Teilnehmer untersucht, darunter 6 ehemalige und 3 aktuelle Raucher.

Aber sie liefert einen wichtigen ersten Nachweis, dass es sich selbst für Kettenraucher lohnen kann, mit dem Paffen aufzuhören.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 15.2.20, 12:40 Uhr

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