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Ebola: Gewalt gegen Helferinnen und Helfer
Aus Rendez-vous vom 29.05.2019. Bild: Keystone
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Ebola im Kongo Wer helfen will, stösst auf Gewalt und Widerstand

Rund 1300 Tote und 2000 Angesteckte: Die Ebola-Epidemie in Kongo-Kinshasa weitet sich weiter aus. Ein Grund dafür ist Gewalt gegen die Einsatzkräfte.

Alejandra Garcia Naranjo arbeitete in einem Ebola-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) in der kongolesischen Stadt Butembo. Am 27. Februar wurde ihr Einsatz abrupt beendet: «Plötzlich waren Schüsse zu hören, dann brannte es», erzählt die Ärztin.

Sie warf sich zu Boden. Viele hochansteckende Ebola-Patienten flüchteten in die Nacht. Am nächsten Tag beschloss MSF, seine Mitarbeiter aus dem Gebiet um Butembo abzuziehen.

Garcia Naranjo berichtet davon in Genf während eines Kurses für MSF-Angestellte. Der Kurs soll die Helfer für einen Einsatz vorbereiten. Denn MSF kehrt wieder in jene Gebiete zurück.

Attacken auf Hilfskräfte

Gewalt ist ein wichtiges Thema im Kurs, sagt Trish Newport, die den MSF-Einsatz koordiniert. Seit Januar habe es 348 Attacken auf Hilfskräfte gegeben.

Immer wieder müssten aus Sicherheitsgründen Hilfsaktivitäten unterbrochen werden – mit schweren Folgen.

Viele Ebola-Todesfälle treten in den Dörfern auf. Niemand wusste, dass diese Leute erkrankt waren – und so wurden sie nicht isoliert und haben vielleicht Dutzende andere angesteckt, von denen die Ebola-Bekämpfer auch nichts wissen. «Wir kennen also das wahre Ausmass der Epidemie nicht», sagt Newport.

Misstrauen in der Bevölkerung

Gründe für die Situation sind jahrelange Konflikte in der Region, bewaffnete Banden – und grosses Misstrauen in der Bevölkerung. Manche wollen sich weder impfen lassen noch in ein Ebola-Behandlungszentrum gehen. Die Menschen seien durch die Konflikte traumatisiert und der Staat habe sie vernachlässigt, sagt die Sozialarbeiterin Sophie Wodon.

Ein Mann im Kongo habe ihr gesagt: «Wenn im Dorf ein Ebola-Verdachtsfall auftritt, schickt ihr 20 Autos. Hier sterben aber Dutzende von Kindern an Masern – und kein einziges Auto kommt. Wie erklärt ihr das?»

Orte des Todes

Menschen mit Verdacht auf Ebola werden von Helfern in furchterregenden Schutzanzügen abgeholt. Vielfach kommen die Patienten nur in einem Leichensack wieder zurück.

Für zahlreiche Einheimische sind diese Behandlungszentren deshalb Orte des Todes, sagt die Ärztin Garcia Naranjo. Dabei könnten einige Ebola-Patienten gerettet werden, wenn sie sich früh genug behandeln liessen.

Die Ängste der Bevölkerung vergessen

Sozialarbeiterin Wodon sagt, ansteckende Kranke müssten isoliert werden, um die Epidemie zu stoppen. Aber dabei hätten die Einsatzkräfte wohl die Ängste der Bevölkerung vergessen.

Dies drückten die Menschen nun auf ihre drastische Weise aus, sagt sie. Und fragt: «Warum sind sie bereit, sogar zu sterben, statt sich behandeln zu lassen?»

Neue Strategien

MSF und andere Organisationen passen nun die Strategie an, um die Bevölkerung stärker zu berücksichtigen und Vertrauen zu gewinnen. So sollen nun zum Beispiel die Ebola-Kranken auch in kleineren Einrichtungen in ihren Dörfern behandelt werden.

In den letzten Tagen sind die neuen Ebola-Fälle leicht zurückgegangen. Aber es gibt auch Rückschläge: Vor wenigen Tagen wurde bei einer erneuten Attacke ein Helfer getötet, der fünfte seit Beginn der Epidemie.

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