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Dino-Experte Steve Brusatte ertastet süss-saure Saurier
Aus Kultur Webvideos vom 23.09.2019.
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Übertier Dinosaurier «Manche Dinosaurier waren grösser als eine Boeing 737»

Sie sind nicht totzukriegen: Dinosaurier faszinieren uns bis heute. US-Paläontologe Steve Brusatte über den Dauerbrenner Dino, Spielbergs «Jurassic Park» und ein Huhn, das vielleicht bald zum Dinosaurier werden könnte.

Steve Brusatte

Steve Brusatte

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Steve Brusatte, geboren 1984, ist US-amerikanischer Paläontologe und Evolutionsbiologe. Er hat sich auf die Anatomie und Evolution der Dinosaurier spezialisiert und selbst zehn Spezies entdeckt und benannt.

SRF: Wieso faszinieren uns Dinosaurier so sehr?

Steve Brusatte: Dinosaurier sind deshalb faszinierend, weil sie aussehen wie Drachen oder Monster. Sie sind aber viel interessanter als all die Gestalten aus unseren Mythen oder Legenden, weil sie real waren.

Dazu sind sie die grössten Tiere, die in der Geschichte der Erde je an Land gelebt haben. Manche von ihnen waren grösser als eine Boeing 737.

Einige Dinosaurier hatten offenbar Federn oder sogar Flügel.

Gleichzeitig haben wir aber auch viele falsche Bilder von Dinosauriern im Kopf.

Richtig. Dank der Erkenntnisse der letzten Jahre wissen wir heute zum Beispiel, dass Dinosaurier den Vögeln viel ähnlicher waren als den Reptilien. Einige Dinosaurier hatten offenbar Federn oder sogar Flügel.

Steven Spielberg hat uns in «Jurassic Park» also angelogen?

Ich muss vorausschicken, dass ich ein grosser Fan von diesem Film bin. Er ist etwas vom Besten, was der Paläontologie je passiert ist, weil er in so vielen Kindern und Jugendlichen die Begeisterung für Dinosaurier geweckt hat.

Das heisst aber nicht, dass die Dinosaurier im Film perfekt wären. Zwar haben sie zumindest in den ersten Filmen tatsächlich keine Federn. Aber man muss Steven Spielberg zugutehalten, dass man das 1993, als der erste Film gedreht wurde, schlicht nicht wusste.

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Ausgestorben lebendig – Den Dinosauriern auf der Spur
Aus Sternstunde Philosophie vom 22.09.2019.
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 47 Sekunden.

Fast wie in «Jurassic Park» versucht der bekannte Paläontologe Jack Horner zurzeit aus einem Huhn wieder einen Dinosaurier zu machen – einen «Huhnosaurus». Ist das eine gute Idee?

Ich sehe das weder negativ noch positiv. Unsere gesamte Landwirtschaft, alle Haustiere, auch die Hühner selbst sind ja nicht naturbelassen. Das wäre nur eine weitere Spielart. Hühner sind aber bereits jetzt Dinosaurier, denn sie haben die Gene ihrer Dinosauriervorfahren. Deshalb brauchen wir das nicht zu tun.

Gleichzeitig verstehe ich als Paläontologe und begeisterter Dinosaurierfan natürlich, warum man so etwas machen möchte. Ich wage deshalb die Voraussage, dass wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren von einer Pressekonferenz überrascht werden, an der ein Wissenschaftler einen Velociraptor an einer Leine hineinführt, der aus einem Huhn kreiert wurde.

Die Dinosaurier bleiben also aktuell. Hat der Mensch auch das Potenzial, zu einem solchen Dauerbrenner zu werden?

Wie die Dinosaurier im Erdmittelalter stehen wir heute als Herrscher der Welt an der Spitze der Nahrungskette. Aber angesichts der rasanten Veränderungen in unserer Welt bezweifle ich, dass wir auch nur ansatzweise in die Nähe der Herrschaftsdauer der Dinosaurier kommen, wenn wir unser Verhalten der Umwelt gegenüber nicht ändern.

Die Dinosaurier beherrschten die Welt über 150 Millionen Jahre lang – mehr als 500 Mal so lange, wie es uns überhaupt gibt. Wir haben also noch einen langen Weg vor uns.

Das Gespräch führte Gina Messerli.

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