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Menopause Raus aus dem Scham-Bereich: die Wechseljahre

Sandra Elsig wacht morgens auf und fühlt sich wie vom Bus überrollt. Sie wird von Glieder- und Kopfschmerzen geplagt. Sie ist reizbarer, was auch ihrem Ehemann nicht entgeht. Später sagt sie, dass sie sich in die Pubertät zurückversetzt gefühlt hat. Was sie damals noch nicht weiss: Ihre Wechseljahre haben begonnen.

Sandra Elsig blickt in den Spiegel.
Legende: Sandra Elsig NZZ Format

Mythen und der schlechte Ruf

Hitzewallungen, sehr gereizte Stimmung, das Ende der Weiblichkeit – die Wechseljahre haben einen miserablen Ruf. Kein Wunder, dass es vielen Frauen vor dieser Lebensphase graust.

Die Wechseljahre fangen früher an, als man denkt. Ab Ende dreissig schleichen sich die ersten hormonellen Veränderungen an. Erst ganz subtil. Dann plötzlich wird einem heiss, die Zyklen werden länger. Aber weil es immer wieder Phasen gibt, in denen alles normal scheint, sind sich Frauen oft nicht bewusst, dass sich da etwas tut.

Perimeno, Meno, was?

Was passiert im Körper? Der Vorrat an Eizellen geht zu Ende, die Hormone Progesteron und Östrogen gehen langsam zurück. «Menopause» bezeichnet eigentlich nur die allerletzte Blutung. Die Perimenopause ist der Zeitraum vor der Menopause und das Jahr nach der endgültig letzten Regelblutung. Übrigens: Auch bei Männern nimmt der Testosteronspiegel ab, allerdings ohne die hormonellen Schwankungen.

Der Rückgang an Östrogen ist auch der Grund für das häufigste Symptom: die Hitzewallungen. Das Hormon ist wichtig für das Wärmeempfinden im Gehirn. An die Extremitäten werden unterschiedliche Signale weitergeleitet: frieren, schwitzen, frieren. Das kann sich sogar im Minutentakt ändern. Die Beschwerden der Hitzewallungen dauern im Schnitt 7.5 Jahre, es gibt aber auch Frauen, die 20 Jahre damit auskommen müssen.

Die Symptome der Wechseljahre

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Den Wechseljahren werden an die 30 Symptome zugeschrieben.

  • Hitzewallungen
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsveränderungen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Starke Regelblutungen
  • Herzrasen
  • Hautprobleme
  • Gewichtszunahme
  • Scheidentrockenheit
  • Harninfekte
  • Veränderungen der Libido

Auch die Psyche leidet mit, dort sind folgende Symptome festgestellt worden:

  • Depressive Verstimmungen
  • Reizbarkeit
  • Erschöpfung
  • Konzentrationsschwäche

Wechseljahre – was tun?

Viele Frauen leiden während den Wechseljahren, akzeptieren diese Phase aber still und ohne Hoffnung auf Besserung. Dabei gäbe es durchaus Wege, die Beschwerden zu lindern, sagt die Gynäkologin Petra Stute. Sie leitet das einzige zertifizierte Menopausenzentrum der Schweiz.

Eine Möglichkeit ist die Abgabe von Hormonen. Die Therapie galt lange als Wundermittel, bis eine Studie im Jahr 2002 ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nachwies. Viele Frauen seien dadurch verunsichert worden, sagt Petra Stute. Heute wird die Dosierung individuell auf jede Frau abgestimmt, abhängig von ihrem Alter und Risikoprofil. Die Hormonabgabe kann auch anderen Krankheiten wie Osteoporose, Herzinfarkte oder Demenz vorbeugen und das Diabetes- und Darmkrebsrisiko reduzieren.

Streaminghinweis

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Die Reportage « Ohne Tabu durch die Wechseljahre – Frauen in der Lebensmitte » ist auf der Streaming-Plattform «Play SRF» verfügbar.

Ohne Hormone durch die Wechseljahre

Zurück zu Sandra Elsig – weil sie die Antibabypille nicht gut vertragen hat, möchte sie lieber auf Hormone verzichten. Ihre Beschwerden lindert sie mit Mönchspfeffer, Gesprächstherapie und gesunder Ernährung. Durch die Akzeptanz wird ihr vieles weniger unangenehm.

Auch die Psychotherapie kann helfen. Bei Schlafstörungen, Hitzewallungen oder auch Depressionen, indem man den Umgang und das Verhalten gegenüber den Wechseljahren ändert. Auch der Verweis auf die guten Aspekte kann den Umgang vereinfachen: Man hat keine Blutungen mehr, die Menstruationsschmerzen sind weg und eine ungewollte Schwangerschaft kann es auch nicht mehr geben.

SRF 1, NZZ Format, 07.03.2024, 23:05 Uhr.

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