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Akademik Fedorov ETH-Student ist Teil der bisher grössten Arktis-Expedition

Mauro Hermann (25) verbrachte sechs Wochen auf dem russischen Forschungsschiff «Akademik Fedorov». Zwischen September und Oktober war er Teil der grössten Arktis-Expedition aller Zeiten. Er wurde zusammen mit 19 weiteren Studierenden aus 250 Bewerbungen ausgewählt. Ein persönlicher Bericht.

Mauro Hermann

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Bild von Mauro
Legende: Sam Cornish

Mauro Hermann war im Oktober 2017 im Zuge von Hallo SRF! für einen Tag Wettermann auf dem SRF Meteo Dach (siehe Video oben). Zur Zeit doktoriert er an der ETH Zürich in der Abteilung «Atmospheric Dynamics».

Ich war bis vor kurzem Teil der MOSAiC School, eine coole, wissenschaftliche «summer» school auf dem russischen eisbrechenden Forschungsschiff «Akademik Fedorov». Inmitten von Eisbären, Nordlichtern und gigantischen Eisschollen lernte ich unglaublich viel über die sich dramatisch wandelnde Arktis und den Wissenschaftsalltag rund um die «Mondlandung des 21. Jahrhundert» - die MOSAiC Expedition. Was glauben Expert*innen der grössten Expedition in der Arktis zu lernen und welche Herausforderungen müssen sie meistern? Mir persönlich wurde einmal mehr klar, wieso ein gesamtgesellschaftliches Verständnis dringend nötig ist, um dem Klimawandel die Stirn zu bieten.

Forschungsstadt während 390 Tagen

«A year in the Arctic ice» – die interdisziplinäre Forschungsstadt mit Stromnetz und Flugzeuglandebahn rund um den Eisbrecher «Polarstern» ist während 390 Tagen ohne Antrieb der natürlichen Eisdrift überlassen. Über 600 Expert*innen aus 20 Nationen tragen zu einem Meilenstein in der Klimaforschung bei, wie man ihn heute nicht mehr zu kennen glaubt. Genau solch einen gemeinschaftlichen Effort benötigt es, wenn wir als Menschheit die globale Erwärmung stemmen und begrenzen wollen.

Ausharren in Dunkelheit, Kälte, Sturm und Schnee

Nicht nur die Dimensionen machen die Expedition mit dem Namen «MOSAiC» einzigartig, sondern der hohe Grad an Zusammenarbeit zwischen Forschenden aus verschiedenen Disziplinen, Medienarbeitenden, Lehrenden und Lernenden. Ich war Teil der Lernenden, einer von zwanzig jungen Wissenschaftler*innen, die von dem unglaublichen Wissen an Bord und ersten eigenen Erfahrungen auf dem Eis profitieren konnten. Medienarbeitende beobachteten und rapportieren die fünf grossen Gruppen, die für das Verständnis des komplexen arktischen Klimasystems zusammen am Werk waren; Spezialist*innen rund um das Meereis, die Atmosphäre, die Ozeane, Biogeochemie und Ökosysteme. Wir können die globale Erwärmung, deren Determinanten und Auswirkungen nur abschätzen, wenn wir die Interaktionen aller Teilbereiche in dieser Schlüsselregion, der Arktis

verstehen. Denn allzu oft geschehen grosse Veränderungen mit globalen Auswirkungen genau aufgrund solcher Wechselwirkungen. Zum Beispiel das in der bereits 5 °C wärmeren Arktis schwindende Meereis, welches selber wieder weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert, und so die Erde noch weiter aufheizen lässt. Die Verbesserung unserer Kenntnis über die Natur bedarf im Moment das Ausharren in dieser, im polaren Winter, bei der Arbeit in kompletter Dunkelheit, Kälte, Sturm und Schnee.

«Das tauende Meereis mag unser Gewicht bald nicht mehr tragen»

Auch wenn diese Expedition nicht die Lösung zum Klimawandel hervorbringen wird, waren wir uns auf dem russischen Begleitschiff der Polarstern einig: Wir müssen die globale Klimaerwärmung so stark wie möglich begrenzen – jetzt. Meiner Meinung nach erfordert dies nicht nur die

Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch die der politischen Parteien sowie Interessens- und Altersgruppen unserer Gesellschaft. Denn jede und jeder muss sich weiterhin einbringen können und Teil des Wandels sein, egal ob aktiv oder passiv. Auf dem Weg in die neue

Zukunft darf niemand auf dem Weg verloren gehen oder nasse Füsse bekommen. Denn das tauende Meereis mag unser Gewicht bald nicht mehr tragen.

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