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Anhaltende Hitze Wieso ist es in der Schweiz so heiss?

Viele Juni-Tage waren ungewöhnlich heiss. Mit einem Gedankenexperiment und viel Detektiv-Arbeit lässt sich die Ursache dafür finden.

Aussergewöhnlich heiss war die Schweizer Luft am Mittwoch. Um zu verstehen wieso, gehen wir ein paar Tage zurück: Da befand sich diese Luft über dem Atlantik und sie war ganz «normal» – sprich so warm, wie es an jenem Ort im Juni üblich ist.

Für uns ist nun entscheidend: Was hat die Luft auf ihrer Reise zur Schweiz so viel wärmer gemacht als normal?

Ansicht der Erde mit gelber Reiseroute um die Arktis.
Legende: Je nach Wetterlage hat die Schweizer Luft bereits eine Runde um die Erde gedreht. ETH Zürich/Michael Sprenger

Mit dieser Denkweise haben ETH-Forschende der Gruppe von Prof. Heini Wernli drei Mechanismen der Erwärmung ermittelt:

  1. Transport: Die Luft wird aus einer heissen Region in die Schweiz transportiert. «Normal» am Ursprungsort ist somit für das Schweizer Klima «aussergewöhnlich warm».
  2. Absinken (im Hoch): Sinkt Luft ab, steht sie unter immer höherem Druck. Wie in einer Fahrradpumpe führt der höhere Druck zu einer Erwärmung.
  3. Aufheizen: Der Luft wird direkt Energie zugeführt: Die Sonne heizt den Boden auf, welcher die Luft darüber erwärmt.

Zusammen geht's heisser

Am Mittwoch (25. Juni) gab es hierzulande heisse 33 Grad, normal wären Ende Juni um 24 Grad. Ähnlich sehen die Prognosen für die kommende Hitzewelle aus. Die Analysen der ETH zeigen, dass die zusätzlichen 8 bis 10 Grad zweierlei Ursprung haben.

Die Bodenwärme hat unserer Luft am meisten eingeheizt. Eher trockene Böden in weiten Teilen Europas helfen, dass der häufige Sonnenschein für Hitze (statt Verdunstung) verwendet wird. Das grossräumige Absinken der Luft im Hochdruckgebiet setzt noch ein paar Grad darauf.

Wieso wirkt die Herkunft kühlend?

Die Herkunftsregion der Luft ist kühler als die Schweiz - nämlich der Atlantik. Ohne Aufheizen und Absinken würde solche Meeresluft bei uns für eher kalte Bedingungen sorgen. Doch es geht auch anders:

Auch in Frankreich rollt die nächste Hitzewelle an; in Paris werden möglicherweise 40 Grad erreicht. Am Montag soll es an der Bretonischen Küste mehr als 10 Grad heisser werden als normal.

Folgen wir dieser Luft zu ihrem Ursprung, landen wir wie bei der Schweizer Luft auch über dem Atlantik. Da die Region aber weiter südlich als die Bretagne liegt, ist ihr Klima wärmer. Dieselbe Meeresluft, die für uns kühl wäre, ist für bretonische Verhältnisse warm.

Ist es nicht Saharaluft?

Oft wird bei einer Hitzewelle die naheliegendste Ursache zitiert: Die Luft stamme aus einer heissen Region (=Transport) wie der Sahara. Doch das ist maximal die halbe Wahrheit.

Sonnenuntergang über Berglandschaft und See.
Legende: Wenn Saharaluft im Spiel ist, dann eher hoch auf den Bergen. Roland Willi

Das «Problem» der Saharaluft ist, dass diese nicht einfach ins Flachland einfliessen kann. Solch heisse Luft ist leicht und steigt auf ihrem Weg zur Schweiz auf. Deshalb merkt man Saharastaub eher im Skigebiet als im Flachland.

Die Erwärmung in der Höhe durch heisse Luft aus Nordafrika hilft dennoch der Hitzewelle am Boden. Sie verstärkt nämlich das Hoch, das für das Absinken und die hohe Sonneneinstrahlung verantwortlich ist. Die Saharaluft zeigt somit eindrücklich, wie die drei Prozesse zusammenarbeiten und wie komplex das simple Schwitzen sein kann.

Datenquelle

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Die verwendeten Analysen wurden von Belinda Hotz am Institut für Atmosphäre und Klima (IAC) der ETH Zürich durchgeführt. Sie beruhen auf Vorhersagen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF). Diese werden der ETH Zürich für Forschung und Lehre via der MeteoSchweiz zur Verfügung gestellt.

Meteo Abendsendung, SRF1, 26.6.25 19:55 Uhr

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