Gefühlt hatten wir 31 Tage lang Eisheilige. Der Monat war praktisch im ganzen Land zu kalt. Im Norden waren es rund 1,5 Grad im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990. Im Süden lag der Mai ungefähr im langjährigen Schnitt, in Locarno war es sogar minim zu warm.
Immer wieder Schnee und Frost
Der Mai war gekennzeichnet durch zahlreiche und länger anhaltende Kaltlufteinbrüche aus Norden. Ebnat-Kappel im Toggenburg, auf 623 Metern über Meer gelegen, hatte 13 Tage mit Bodenfrost, den letzten am 30. Mai. Der tiefste Wert betrug -7,8 Grad. An 6 Tagen wurde sogar Luftfrost verzeichnet. Im Mittelland gab es verbreitet 3 Tage mit Luftfrost, und auch in Koppigen im Kanton Bern, auf einer Meereshöhe von 484 Metern, gab es 8 Tage mit Bodenfrost. Die absolut tiefste Temperatur des Monats wurde auf dem Jungfraujoch mit -19,7 Grad gemessen. Nebst Frost gab es auch immer wieder Schneefall. In Bern wurden am 5. Mai 4 Zentimeter Neuschnee gemessen. Noch nie wurde auf der Station Bern so spät im Jahr Schnee registriert. Am selben Morgen verzeichnete auch St. Gallen einen neuen Rekord für den Monat Mai. 19 Zentimeter Neuschnee gab es bis dahin auch noch nie im Mai, und am gleichen Morgen fand die Glarner Landsgemeinde bei zeitweise dichtem Schneegestöber statt. In Elm im Glarner Sernftal wurde an 3 Tagen im Mai Neuschnee gemessen. Positive Rekordtemperaturen blieben dagegen im Mai 2019 aus. Der Monatshöchstwert wurde am 24. Mai in Sitten mit 26,3 Grad gemessen.
Niederschlag ungleich verteilt
Selten war der Regen nördlich der Alpen so ungleich verteilt wie im Mai 2019. In der Deutschschweiz war es verbreitet zu nass. Rund um den Alpstein gab es 50 bis 60 Prozent mehr Niederschlag als üblich, und die heftigen Niederschläge vom 20. und 21. Mai liessen, zusammen mit dem Schmelzwasser, die Thur im Obertoggenburg über die Ufer treten. Ganz anders in der Romandie. Dort war es allgemein zu trocken. Vor allem am Genfersee war der Niederschlag rar. In Genf fiel nur etwas mehr als die Hälfte des üblichen Mairegens. Deutlich zu trocken war es auch südlich der Alpen und im südöstlichen Wallis. Im Mendrisiotto fielen immerhin noch 70 Prozent des durchschnittlichen Mai-Niederschlages, am Lago Maggiore waren es nur noch 40 bis 50 Prozent und ganz trocken war es im Nordtessin, im Binntal/VS und in Grächen/VS mit teilweise weniger als einem Viertel des sonstigen Niederschlages.
Sonnenschein im Westen und Süden
Als Sonnenstube entpuppte sich im Mai der Gornergrat mit rund 230 Stunden Sonnenschein. Extrem war auch bezüglich Sonne das West-Ost-Gefälle. In Genf wurden doppelt so viele Sonnenstunden gemessen wie in Chur. Frappant waren aber auch die Unterschiede im Tessin. In Lugano gab es knapp 160 Stunden Sonnenschein, in Locarno aber mehr als 220 Stunden. Generell auf der trüben Seite war vor allem der Kanton Graubünden. Im Prättigau und im Schanfigg gab es an vielen Orten nur etwa 60 Prozent des üblichen Sonnenscheins.
Vom Winter direkt in den Sommer
Neuer Monat, neues Glück! Es scheint, dass exakt mit dem Monatswechsel ein ganz anderes Wetter ins Land zieht. Am Wochenende darf verbreitet mit Sommertagen also Höchsttemperaturen von mehr als 25 Grad gerechnet werden, am Sonntag könnte es allenfalls sogar einen ersten Hitzetag mit 30 Grad oder mehr geben. Auch danach geht es zumindest warm weiter.