Das Jahr 2024 begann in der Schweiz nass und oft trüb, und auch der Sommer kam im Juni noch nicht recht in die Gänge. Anstatt von sonnigem Sommerwetter war in den Wetterberichten immer wieder von heftigen Unwettern, Erdrutschen und lokalen Hochwassern die Rede. Erst Mitte Juli kam der grosse Umschwung. Es wurde sommerlich heiss und der Regen seltener. Da aber immer wieder einzelne Gewitter drohten, fällt der Ruf des Sommers 2024 deutlich schlechter aus als die meteorologischen Fakten.
Insgesamt mehr als 3 Grad zu warm
Im Vergleich zur klimatologisch-relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war der Sommer 2024 gut 3 Grad zu warm, im Hochgebirge stellenweise sogar mehr als 4 Grad, so beispielsweise auf dem Säntis. Auf dem Jungfraujoch waren es gut 3,5 Grad. Im Vergleich zu 2023 war der Sommer aber rund ein halbes Grad kühler, im Vergleich zu 2022 sogar fast ein ganzes Grad. Weiterhin unangefochten an der Spitze liegt der «Jahrhundertsommer 2003», der an vielen Orten mehr als 2 Grad wärmer war als der aktuelle Sommer. Anders sieht die Situation im Hochgebirge aus. Dort war der Sommer 2024 wärmer als der Sommer 2023 und ähnlich warm wie 2022. Auch der Abstand zu 2003 beträgt im Hochgebirge weniger als 1 Grad.
Im Süden mehr als 36 Grad
Die höchste Temperatur des Sommers 2024 wurde am 11. August in Biasca mit 36,4 Grad gemessen. Das ist im Vergleich zu den 39,3 Grad im Vorjahr in Genf und den 38,3 Grad im Sommer 2022, ebenfalls in Genf, eher bescheiden. Eine echte Einordnung des Wertes ist aber kaum möglich, da die Station Biasca erst seit September 2017 in Betrieb ist und auf Grund ihrer ganz speziellen Lage, deutlich höhere Werte anzeigt als alle anderen Stationen im Tessin. Ignoriert man die Station Biasca, so lag der Jahreshöchstwert bei 35,4 Grad, gemessen am 24. August in Basel. Sieht man einmal vom «Regensommer 2021» ab, war letztmals 2008 die Jahreshöchsttemperatur tiefer als in diesem Jahr. Obwohl absolute Spitzenwerte ausblieben, erlebte das Tessin Ende Juli und im August eine langanhaltende Hitzewelle.
Hitzetage im Bereich der Rekorde
Bis zum 31. August kommt Biasca auf einen Wert von 66 Hitzetagen, also Tage mit 30 Grad oder mehr. Das gab es bis jetzt in der Schweiz noch nie. Der alte Höchstwert datierte ebenfalls aus Biasca, als im Sommer 2022 65 Hitzetage verzeichnet wurden. Interessant sind auch die Werte der Messstation Stabio im Mendrisiotto: Dort werden insgesamt 59 Hitzetag verzeichnet. Das sind mehr als im «Jahrhundertsommer 2003» mit 57, aber weniger als 2022 mit 63 Hitzetagen. Im Norden war die Hitze bedeutend gnädiger. Genf verzeichnete in diesem Sommer 22 Hitzetage, im Vorjahr waren es 34 und 2022 39 Hitzetage. Mit dem Jahr 2003 hält der aktuelle Wert sowieso nicht stand. Damals erlebte die Calvinstadt unglaubliche 51 Hitzetage. Die Norm wären 17 Hitzetage in Genf und 18 Hitzetage in Stabio. Im Klartext: Stabio hatte in diesem Sommer dreimal so viele Hitzetage wie im Schnitt der Jahre 1991 bis 2020. Spannend ist auch die Zahl der Sommertage, also Tage mit 25 Grad oder mehr. In Stabio war im August jeder Tag ein Sommertag, und insgesamt werden 77 Sommertage bei einem Normwert von 69 Sommertagen verzeichnet. Zum letzten Mal wurde dort am 7. Juli die Sommermarke von 25 Grad nicht erreicht.
Kaum zu glauben: zu trocken
An den meisten Orten der Schweiz war der Sommer 2024 zu trocken. Nach der nassen ersten Jahreshälfte waren die eher geringen Niederschlagsmengen im Juli und besonders im August schon eher ein Segen. In Locarno gab es nur gut 60 Prozent des üblichen Sommerniederschlages, in Lugano waren es immerhin knapp 90 Prozent. Auch in der Nordwestschweiz war es eher trocken, so in Basel mit 65 Prozent des sonstigen Sommerniederschlages. Wie immer war natürlich die Niederschlagsverteilung auf Grund von Gewittern sehr inhomogen. So verzeichnete Grono am 21. Juni beim grossen Schadensgewitter im Misox mit 124,2 Millimeter Regen einen lokalen Junirekord. An der Station L’Auberson im Jura fielen innerhalb von 24 Stunden sogar 129,7 Millimeter. Das war dort sogar der höchste je gemessene Niederschlagswert. Grosse Regenmengen gab es mehrfach im Kanton Schaffhausen. Da auch im benachbarten Süddeutschland Rekordregen fiel und die Schneeschmelze ebenso ihren Teil beisteuerte, hatten der Bodensee, der Untersee und der Hochrhein zu Beginn des Sommers Hochwasser. Am 30. Juni führte die Rhone in Sitten so viel Wasser wie noch nie seit Messbeginn. Die Folge waren besonders im Raum Siders/Chippis schwere Überschwemmungen mit Millionenschäden im Industriegebiet. Auch im Juli ging es nicht ohne Schadensgewitter ab. Am 7. Juli fielen in Coldrerio innerhalb von 24 Stunden 219 Millimeter Regen. Grosse Regenmengen gab es am ersten Juliwochenende auch im Engadin. Erst im August beruhigte sich die Situation allmählich, und es gingen nur noch vereinzelt kräftige Gewitter nieder. Allerdings wurde das Berner Oberland und speziell Brienz am 12. August hart getroffen.
August schönte die Sonnenscheinbilanz
An den meisten Orten war der Sommer 2024 etwas sonniger als sonst. Dies hatte aber viel mit dem sehr sonnigen August zu tun. Allerdings beträgt der Überschuss an Sonnenstunden an den meisten Orten weniger als 10 Prozent. Generell am sonnigsten war es im Tessin und im Rhonetal. Auf dem Jungfraujoch blieb die Zahl der Sonnenscheinstunden dagegen unter der Norm. Dort hatte es zu viele Quellwolken.
Der Sommer geht weiter
Am Samstagabend geht der meteorologische Sommer 2024 zu Ende. Die sommerlichen Temperaturen gehen allerdings weiter. Am Sonntag sind sogar beidseits der Alpen weitere Hitzetage möglich. Rein statistisch gibt es im Rhonetal, in der Region Chur und in der Nordwestschweiz alle drei Jahre einen Hitzetag im September, im Mittelland sogar an den meisten Orten nur alle 10 Jahre. Nachdem Basel schon im letzten Jahr 5 Hitzetage im September verzeichnete, dürfte sich auch dieser statistische Wert bald verschieben.