Vor einem Jahr erlebten wir an einigen Orten den wärmsten Winter seit Messbeginn, und Schnee war im Mittelland Mangelware. In diesem Winter war alles ganz anders. Es schneite immer wieder bis in tiefe Lagen, zum Teil auch sehr ergiebig, und es gab zum Teil extrem kalte Nächte.
Trotz allem war der Winter deutlich zu warm. Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war es im Norden verbreitet gut 2 Grad zu warm, während im Süden der Wärmeüberschuss nur im Bereich zwischen 1 und 1,5 Grad lag.
In den Hochalpen betrug der Wärmeüberschuss in diesem Winter rund 1 Grad. Im Vergleich zum Rekordwinter vor einem Jahr war es über alle drei Monate gesehen gut 1 Grad kühler. Sucht man nach einem kälteren Winter als 2020/21 wird man bereits im Winter 2017/2018 fündig.
Knackig kalt
In diesem Winter erlebten wir zwei sehr kalte Phasen, allerdings waren beide nur von kurzer Dauer und in keiner Art und Weise vergleichbar mit den letzten richtigen Kältephasen in der Schweiz im Februar 2012 sowie im Januar 1985 und 1987. Die erste Kältewelle erreichte am Morgen des 11. Januars ihren Höhepunkt.
In Samedan sank die Temperatur auf -29,6 Grad. An privaten Wetterstationen fiel die Temperatur stellenweise auf unter -30 Grad. Im Mittelland wurde es erst am 16. Januar sehr kalt. In Koppigen zeigte das Thermometer einen Wert von -16,3 Grad. Es war die kälteste Nacht des Winters im westlichen Mittelland. In Hallau im Kanton Schaffhausen wurden an jenem Morgen sogar -17,9 Grad.
Die zweite Kältewelle kam Mitte Februar und war zum Teil noch kälter. In Samedan zeigte das Thermometer am Valentinstag einen Wert von -30,5 Grad. Eisblumen waren an diesem Morgen Trumpf. An jenem Morgen gab es vor allem im Osten die tiefsten Werte des Winters. In Ebnat-Kappel wurden -18,1 Grad verzeichnet, in Aadorf zeigte das Thermometer einen Wert von -15,9 Grad.
Februar auch mit langen Warmphasen
Im Februar gab es nicht nur die kurze Kältewelle, sondern unmittelbar vorher und nachher eine ausgeprägte Wärmephasen. Speziell war die Situation in Elm: Am Sonntag, 14. Februar wurde ein Tiefstwert von -16,6 Grad gemessen, eine Woche später lag die Höchsttemperatur bei +15,4 Grad. Es wurde also in einer Woche 32 Grad wärmer. Noch etwas grösser war der Temperatursprung im gleichen Intervall in Samedan mit 36,6 Grad.
In der letzten Februarwoche gab es an verschiedenen Stationen neue lokale Februar-Höchstwerte, so in Sevelen mit 21,9 Grad oder auch in Glarus mit 19,4 Grad. Sehr speziell war auch La Brévine, das Sibirien der Schweiz. Im Februar machte es immer wieder mit Höchsttemperaturen auf sich aufmerksam. So wurde am 25. Februar mit 16,2 Grad ebenfalls ein neuer lokaler Februarrekord verzeichnet. Noch interessanter: 5 der 10 höchsten Februartemperaturen in La Brévine stammen aus der letzten Woche. Während der Warmphasen wurde oft auch Saharastaub in den Alpenraum transportiert.
Viel Niederschlag
In weiten Teilen der Schweiz gab es überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Nur im Westen und im Wallis war es stellenweise minim zu trocken. Schon im Dezember gab es riesige Schneemengen. Vor allem an den südlichen Alpen. Der Schneefall griff aber von Süden auch auf die angrenzenden Gebiete des Nordens über.
Am 7. Dezember wurde in Gadmen/BE eine Neuschneemenge von 72 Zentimetern gemessen, aber auch in Engelberg wurden 56 Zentimeter Neuschnee verzeichnet. Im Januar folgten vor allem auf der Alpennordseite ergiebige Schneefallereignisse.
Am 18. und 19. Januar lagen in St. Gallen 75 Zentimeter Schnee. Allein am 14. Januar fielen innerhalb von 24 Stunden in der Gallusstadt 45 Zentimeter Neuschnee. In Chur wurde die Schneedecke 2 Mal 65 Zentimeter dick, nämlich am 15. und 28. Januar. Aber auch im Mittelland lagen stellenweise 40 Zentimeter Schnee und in den Alpen bestand zeitweise Lawinengefahr der Stufe 5, also sehr gross.
Sonne gönnte sich eine Pause
An vielen Orten war es deutlich zu trüb. Im Mittel- und Südtessin gab es rund 100 Stunden weniger Sonnenschein als in einem durchschnittlichen Winter. Auch im Hochgebirge sorgten die vielen Fronten für ein deutliches Defizit an Sonnenstunden. Vor allem im Osten war es aber stellenweise sonniger als sonst, so in St. Gallen und Chur. Dies hatte vor allem auch mit dem sonnigen Februar und den längeren Föhnphasen zu tun.