Der Wonnemonat Mai machte seinem Ruf wahrlich keine Ehre. Es war oft grau, und es gab immer wieder Regen, teilweise schneite es bis in tiefe Lagen, und zu Beginn der letzten Maidekade fiel im Osten intensiver Regen. Allerdings hat der Frühling nicht nur den Monat Mai sondern insgesamt 3 Monate, und im März kam der Frühling 2019 ganz anders daher.
März war 3 Grad zu warm
Der März war im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 2010 rund 3 Grad zu warm. In Genf war es sogar der sechstwärmste März seit Beginn der systematischen Messungen Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach ging es aber stetig bergab. Im April lag die Temperatur noch rund 1 Grad über der Norm, und im Mai war es tatsächlich deutlich zu kalt. Im Norden liegen die Temperaturen etwa 1,5 Grad unter der Referenz, im Süden war der Mai nur minimal zu kühl. Man muss allerdings nicht sehr weit suchen, um einen ähnlich kühlen Mai zu finden. Vor sechs Jahren, im Mai 2013, war es ähnlich kühl.
Noch nie richtig warm
Es kommt nicht von ungefähr, dass der Frühling 2019 als kühl wahrgenommen wird. Die Saisonhöchsttemperatur liegt bei 26,5 Grad. Diese wurde schon am 24. April im untersten Aaretal gemessen. In Basel, im Kanton Schaffhausen oder am Flughafen Zürich wurde bis jetzt nur am 24. April die Sommermarke von 25 Grad übertroffen. In Bern liegt der bisherige Saisonhöchstwert bei bescheidenen 22,5 Grad, in St. Gallen war es noch nie wärmer als 20,6 Grad. Zum Vergleich: 2018 gab es bis Ende Mai in Sitten schon 25 Sommertage, also Tage mit einem Wert von mehr als 25 Grad, in Chur, Aarau und in der Magadinoebene waren es je 16 Sommertage.
Schnee und Frost
In den Monaten April und Mai erlebten wir immer wieder Kaltlufteinbrüche und Schnee bis in tiefe Lagen. Der Schneefall vom 5. Mai ging in die Geschichtsbücher ein. In Bern wurden an jenem Morgen 4 Zentimeter Neuschnee gemessen. So spät im Jahr wurde in Bern noch nie Schnee verzeichnet. In St. Gallen ergab die Messung am selben Morgen 19 Zentimeter Neuschnee. Das gab es in der Gallusstadt bis jetzt noch nie im Mai. Überdies gab es vor allem während den Eisheiligen (12. – 15. Mai) Bodenfrost, stellenweise auch Luftfrost. Ganz so schlimm wie in den Jahren 2016 und 2017 fiel der Frost aber nicht mehr aus.
Im Osten Regen und Schnee
Vor allem im Osten und in weiten Teilen Graubündens war der Frühling 2019 zu nass. Zusammen mit dem vielen Schnee des Winters musste Hochwasser befürchtet werden. Der starke Regen vom 20. und 21. Mai liess zwar die Thur über die Ufer treten, weil aber die Schneefallgrenze bei rund 2000 Metern lag, hielt sich die Schneeschmelze noch einigermassen in Grenzen. Westlich von Zürich und im Süden war dagegen der Frühling 2019 an den meisten Orten zu trocken. An vielen Orten im Westen fiel der Frühling 2019 noch trockener aus als der Frühling 2018. Dabei muss aber beachtet werden, dass 2018 die grosse Trockenheit erst im April begann, und damals der Frühling im Westen deutlich nasser war als im Osten. Im Mittel- und Südtessin gab es nur zwischen 60 und 80 Prozent des üblichen Frühlingsregens.
Und jetzt?
Pünktlich mit dem Beginn des meteorologischen Sommers wird es in der Schweiz warm. Am Sonntag ist sogar lokal ein Hitzetag möglich. Verlässliche Langzeitprognosen sind aber immer noch nicht möglich, und somit gehen die Spekulationen über die Entwicklung des Sommers weiter. Aussagen zu einem neuen, noch nie dagewesenen Hitzesommer sind aber rein spekulativ.