Am Samstagabend geht aus meteorologischer Sicht der (Nicht-)Winter 2019/2020 zu Ende. Beidseits der Alpen war es zum Teil der wärmste Winter seit Messbeginn. Auf der Alpennordseite lag die Durchschnittstemperatur etwa 3,5 bis 4 Grad über der Referenz der Jahre 1961 bis 1990, im Süden war es rund 3 Grad wärmer als sonst. Damit übertraf der aktuelle Winter noch seine milden Vorgänger 1989/90, 2006/07 und 2015/16.
Monat für Monat hart am Limit
Alle drei Monate waren massiv zu warm. Der Dezember war der drittwärmste überhaupt nach 1868 und 2016. Stellenweise lag er sogar auf Platz 1, so in Altdorf, Meiringen oder auch in Sitten. Auch der Januar war sehr mild. Auf der Alpennordseite lagen die Temperaturen rund 3 Grad höher als sonst. Im Hochgebirge lag die Temperatur sogar 4 Grad über der Norm, und in Grächen und auf der Grimsel erreichte die Januartemperatur Platz 1. Schon bis zu diesem Zeitpunkt war der Winter extrem mild, aber dann legte der Februar noch einen oben drauf. Im Osten war es rund 5 Grad wärmer als sonst, und auch im Süden gab es etwa 4 Grad höhere Temperaturen als im Schnitt. Nur im Hochgebirge war der Wärmeüberschuss einigermassen moderat. Dort war beispielsweise der Februar 2019 deutlich wärmer. Generell dürfte aber auch der Februar 2020 als bisher wärmster in die Jahrbücher eingehen.
Weststürme und Hochdruckgebiete
Für die Winterwärme waren einerseits die zahlreichen Westwindlagen verantwortlich, die anhaltend milde Atlantikluft in den Alpenraum schaufelten und anderseits besonders im Januar Hochdruckgebiete, an deren Rand auch immer wieder warme Luft in den Alpenraum gelangte. Besonders im Februar führte dies auch zu lokalen Höchsttemperaturen. Am 23 Februar wurde in Zermatt, Grächen, Engelberg, Pully und Nyon jeweils ein neuer Februarrekord verzeichnet, in Grono am Folgetag. Schon früher im Monat gab es Stationsrekorde in Delsberg, Adelboden, Château-d’Oex, Magadino und in San Bernardino. Am 24. Februar schrammte Biasca mit 24,6 Grad haarscharf an einem Sommertag im Winter vorbei. In der kräftigen Westströmung gab es besonders von Ende Januar bis Ende Februar heftige Winterstürme. Es begann mit «Lolita». Sie brachte auf dem Zürichberg einen Spitzenwert von 125 Kilometern pro Stunde. Es folgte «Petra» mit 171 Kilometer pro Stunde auf dem Bantiger, dann kam der stärkste Sturm «Sabine» mit 202 Kilometern pro Stunde auf dem Gütsch und 141 Kilometern pro Stunde in Rünenberg/BL. Das war dort im Übrigen der höchste je gemessene Wert. Nur 2 Tage später folgte schon «Tomris», die vor allem dem Jura entlang viel Sturm brachte und zum Schluss kam noch «Bianca».
Keine Winterdepression
Im Januar war die Sonne fast omnipräsent. Viele Hochdruckgebiete und kaum Nebel im Mittelland sorgten stellenweise für neue Rekorde bei der Sonnenscheindauer, so in Bern, Genf, Zürich und Basel. Generell war der Winter sonniger als sonst. In Bern und Basel gab es seit dem 1. Dezember fast 50 Prozent mehr Sonnenstunden als in einem Durchschnittswinter. Sonniger als sonst war es auch im Süden, allerdings ist dort der Überschuss an Sonnenstunden geringer.
Durchschnittlicher Niederschlag, aber kaum Schnee im Flachland
Die Niederschlagsmengen bewegen sich im Bereich des langjährigen Mittels. Trotzdem gab es grosse Unterschiede. Im Mittel- und Südtessin beschränkte sich der Niederschlag fast vollständig auf den Dezember. Sowohl in Locarno wie in Lugano gab es seit dem Jahreswechsel noch keine 10 Millimeter Niederschlag. In den Hochalpen war der Winter schneereich. Das hatte nicht nur mit dem Winterniederschlag zu tun, sondern in höheren Lagen fiel schon im Spätherbst viel Schnee. Im Flachland blieb es an vielen Orten durchgehend grün, in Bern gab es den ersten messbaren Schnee erst am 26. Februar, in Neuenburg erst am 27. Februar.