Am Montagabend ging der meteorologische Winter 2021/22 zu Ende. In der ganzen Schweiz lagen die Temperaturen deutlich über der Norm der Jahre 1961 bis 1990. Allerdings ist die Spannweite sehr gross. In Sitten war es nur 0,6 Grad wärmer als im langjährigen Schnitt. Sonst war es an vielen Orten rund 2 Grad zu warm, am Nordrand der Schweiz und in weiten Teilen des Tessins rund 2,5 Grad und in Locarno sogar 2,8 Grad. Dort war es der zweitwärmste Winter nach 2020, in Lugano wurde der drittwärmste Winter verzeichnet.
Wärmeperiode zum Jahreswechsel
Vor allem seit Ende Dezember war der Winter ausgesprochen mild. Zum Jahreswechsel waren die Temperaturen an vielen Orten so hoch wie noch nie zuvor zu dieser Jahreszeit. Auf verschiedenen Bergstationen gab es die lokal höchsten Januartemperaturen überhaupt. In Poschiavo wurden am Neujahrstag 19,2 Grad gemessen. So warm war es dort auch noch nie an einem Januartag seit Messbeginn. Die höchste Temperatur des Winters gab es allerdings mit Nordföhn am 30. Januar als in Lugano 21,4 Grad gemessen wurden. Am gleichen Tag war es in Magadino 21,3 Grad warm, das war dort die zweithöchste je gemessene Januartemperatur. Auch im Februar wurden zum Teil wieder sehr hohe Temperaturen verzeichnet, so in Adelboden mit 16,0 Grad am 18. Februar.
Kalt wäre anders
In den klaren Nächten kühlte es stark ab. Auf dem nationalen Messnetz waren die -26,8 Grad, am 12. Januar in La Brévine, die tiefste Temperatur des Winters. Richtig kalt war es aber definitiv nicht. Genau 35 Jahre früher, am 12. Januar 1987, wurden in La Brévine -41,8 Grad gemessen. Dies gilt offiziell immer noch als Schweizer Kälterekord. In den letzten Februartagen dieses Winters wäre aber der saisonale Tiefstwert beinahe nochmals unterboten worden. In Andermatt gab es am 27. Februar -25,6 Grad. So kalt war es bis dahin in Andermatt in diesem Winter noch nie.
Die seltsame Geschichte mit dem Schnee
Obwohl es in Lugano der drittwärmste Winter seit Messbeginn war, gab es zweimal kräftigen Schneefall, einerseits am 9. Dezember und anderseits am 15. Februar als 12 Zentimeter Neuschnee gemessen wurden. Damit gab es in Lugano in diesem Winter deutlich mehr Schnee als in Luzern und am Flughafen Zürich. In Luzern wurde in diesem Winter kein messbarer Schneefall verzeichnet, und am Flughafen Zürich wurde die maximale Schneehöhe auch schon am 30. November mit 4 Zentimetern gemessen. Krass fällt der Vergleich mit dem nahezu gleich hoch gelegenen Glarus aus. Dort lag an 62 Tagen Schnee, normal wären dort im ganzen Winter 36 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke.
Der Süden war knochentrocken
In Locarno gab es in den letzten 90 Tagen nur 40 Millimeter Niederschlag, in Lugano 46 Millimeter. Dort war es letztmals im Winter 80/81 mit nur rund 5 Millimetern noch trockener. Kein Wunder herrscht im Tessin und auch in Teilen Südbündens grosse Waldbrandgefahr, also Gefahrenstufe 4. Nördlich der Alpen war es dagegen nicht überall zu trocken. In St. Gallen lag man fast 50 Prozent über der Norm. Auch sonst gab es in den nördlichen Staugebieten teilweise mehr Niederschlag als üblich, so auch in Luzern oder im Glarnerland.
Sonnigster Winter im Tessin
Im Tessin war es so sonnig wie noch nie seit Messbeginn. Genau 541 Stunden Sonnenschein wurden in Locarno gemessen. Über den ganzen Winter verteilt waren das täglich mehr als 6 Stunden Sonnenschein. Auch in Lugano wurde die Marke von 500 Sonnenstunden übertroffen. Dort beträgt der neue Höchstwert 520 Stunden. Die zahlreichen Hochdruckgebiete dieses Winters sorgten aber auch im Norden für viel Sonnenschein. Ausser am Säntis gab es praktisch überall einen Überschuss an Sonnenstunden. Die genau 300 Sonnenstunden in Bern lagen beispielsweise mehr als 56 Prozent über dem langjährigen Mittel.
Geht es mit Frühling weiter?
Auch in den kommenden Tagen geht es immer wieder mit Sonnenschein weiter, auch wenn es nicht mehr so wolkenlos sein wird, wie in den vergangenen Tagen. Nach neuen Höchsttemperaturen sieht es aber nicht mehr aus, nach ergiebigem Niederschlag, der vor allem im Süden dringend nötig wäre, allerdings auch nicht.