Nach dem kältesten Frühling seit Jahren hofften Herr und Frau Schweizer auf einen sonnigen und warmen Sommer. Allein die Wettergötter entschieden sich aber massiv anders. Es ging mit Regenwetter und meist bescheidenen Temperaturen weiter.
Trotz allem zu warm
Im Vergleich zur meteorologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war es im Norden trotzdem 1,6 Grad zu warm, im Süden sogar gut 2 Grad. Allerdings stammt dieser Temperaturüberschuss fast ausschliesslich aus dem Monat Juni als es 3 bis 4 Grad zu warm war. Danach dümpelte der Sommer temperaturmässig bescheiden vor sich hin.
Sommerhitze: Nahe am Totalausfall
Liebhaber von Sommerhitze und lauen Sommerabenden wurden nördlich der Alpen enttäuscht. Sommerhitze gab es nur während zwei Wochen im Juni und während knapp einer Woche Mitte August. Die höchste Temperatur im Sommer 2021 wurde schon am 13. Juni in der Magadinoebene mit 34,3 Grad gemessen. Tiefer lag die Jahreshöchsttemperatur im 21. Jahrhundert in der Schweiz nur zweimal, nämlich 2008 mit 33,6 Grad und 2001 mit 34,1 Grad. Ohne den Nordföhnschub am 13. Juni würde der Jahreshöchstwert sogar nur bei 33,6 Grad liegen. So warm wurde es am 18. Juni in Bad Ragaz.
Juli ohne Hitzetage
Am 6. Juli liess Föhn die Temperaturen in Nordbünden und in der Ostschweiz zum Teil auf knapp über 30 Grad steigen, sonst blieben Hitzetage auf der ganzen Alpennordseite aus. In Basel war es seit 1997 der erste Juli ohne einen einzigen Hitzetag. Generell blieben in diesem Sommer Hitzetage im Norden Mangelware. Am Flughafen Zürich wurden 6 Tage mit mehr als 30 Grad verzeichnet, normalerweise gibt es dort im Sommer 9 Hitzetage. In Neuenburg wurde sogar nur am 17. Juni der Wert von 30 Grad übertroffen. Dort würde man im Sommer 7 Hitzetage erwarten. Dies hat auch mit der kühlenden Wirkung des Sees zu tun, der notabene lange Zeit Hochwasser führte.
Regenrekorde fast ohne Ende
Lokal gab es Rekordregen in diesem Sommer, vor allem dort wo der Regen noch durch ein, zwei kräftige Gewitter verstärkt wurde. Schon im Juni gab es vereinzelt neue Monatsrekorde, besonders am Nordrand der Schweiz und von der Thunerseeregion bis zum Murtensee. In Aarau war der Juni 2021 mit 276,7 Millimetern sogar nicht nur der nasseste Juni, sondern überhaupt der nasseste Monat seit Messbeginn. Im Juli wurden erneut vielerorts neue Höchstwerte des Monatstotals verzeichnet, so stellenweise im Tessin, in den Kantonen Schwyz und Thurgau und auch an zahlreichen Stationen in der Nordwestschweiz. Im Juli erlebte die Stadt Luzern mit 319,5 Millimeter Regen den nassesten Monat überhaupt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1864. Ganz speziell war die Situation auch in Tafers/FR und in Weinfelden/TG. Dort folgte auf den lokal nassesten Juni seit Messbeginn gleich auch noch der nasseste Juli. Kein Wunder gab es im Juli zum Teil Überschwemmungen. Das Spezielle war vor allem die grosse Fläche, die vom Starkregen betroffen war. Extrem war die Situation im Juli aber zum Teil auch im Süden, so ganz besonders in Coldrerio, im Mendrisiotto. Dort fiel im Juli 2021 fast viermal so viel Regen, wie in einem Durchschnitts-Juli.
Extreme Sturmböen
Immer wieder brachten die Gewitter auch heftige Böen. Am Abend des 12. Julis wurde in Egolzwil/LU eine Böe mit einem Wert von 135 Kilometern pro Stunde verzeichnet. Wenige Stunden später richtete die gleiche Zelle im Kanton Zürich extremen Schaden an. Im Norden der Stadt Zürich brach der Verkehr fast vollständig zusammen. Am 26. Juli wurden in Flums mehrere Personen von herabstürzenden Ästen getroffen. Ein Baby verstarb in der Folge an den schweren Verletzungen.
Sonne hatte einfach keine Lust
An den meisten Orten in der Schweiz machte sich die Sonne in diesem Sommer rar. So hatte man subjektiv noch zusätzlich das Gefühl, es sei nicht allzu warm. Immerhin gab es auch ganz wenige Orte mit einem kleinen Überschuss an Sonnenstunden, so beispielsweise St. Gallen. Dagegen fehlten auf dem Jungfraujoch rund 90 Stunden Sonnenschein.
Und jetzt?
Auch in den kommenden Tagen sieht es nicht nach warmem und sonnigem Frühherbstwetter aus. Immerhin zieht Tief «Nick» zur Wochenmitte nach Osten ab, und ein Hoch dehnt sich von den Britischen Inseln zu uns aus. Sehr stabil sieht aber auch diese Wetterlage nicht aus.