Nach den sonnigen und heissen Augusttagen erlebte der Alpenraum einen Wetter- und Temperatursturz just zum Monatswechsel. Der September war im ganzen Land trüb. In der Ostschweiz war es letztmals im September 2001 noch grauer als jetzt. In der Landschaft Davos gab es nur in den Jahren 2001 und 1981 einen noch graueren September, aber auch im St. Galler Rheintal gehört der aktuelle Monat zu den drei trübsten überhaupt. In absoluten Zahlen gesehen: Es gab 20 bis 50 Stunden Sonnenschein weniger als sonst im ersten Herbstmonat.
Kühle Angelegenheit
Mit vielen Wolken und wenig Sonnenschein erstaunt es nicht, dass der zu Ende gehende Monat auch zu kühl war. Im Hochgebirge lagen die Temperaturen rund zwei Grad unter dem Schnitt der klimatologisch relevanten Jahre 1961 bis 1990. In Nordbünden und in der Ostschweiz war es 1 bis 1,5 Grad kühler als sonst zu dieser Jahreszeit, während im Westen die Abweichung knapp weniger als 1 Grad beträgt. An den meisten Orten war es letztmals 2008 kühler als in den vergangenen 30 Tagen. Krass ist vor allem auch der Unterschied zum Vorjahr. In St. Gallen und Chur lag im September 2016 die Temperatur 4 Grad höher als im aktuellen Monat. Zugegeben, der September 2016 war zusammen mit 2006 der wärmste September seit Messbeginn. Im Süden fiel das Temperaturdefizit nicht ganz so extrem aus. Dort war es etwa ein halbes Grad kühler als sonst im September, und einzig im Rhonetal bewegen sich die Temperaturen im langjährigen Schnitt.
Am Nachmittag selten warm
Am 5. September wurden in Sitten 27,6 Grad und in Genf 27,5 Grad gemessen. Im Tessin war es vor allem am 7. September warm. In der Magadinoebene wurden 27,5 Grad registriert. Dies war aber die Ausnahme. Über Tage waren die Temperaturen am Nachmittag deutlich zu kühl. Im Mittelland wäre im September eine Nachmittagstemperatur um 19 Grad normal. Vom 9. September bis am 21. September lagen die Nachmittagstemperaturen aber meist deutlich unter der 20 Gradmarke. Dieses Defizit wurde durch teils milde Nächte halbwegs kompensiert. In der Nacht vom 5. auf den 6. September gab es lokal sogar eine Tropennacht.
Dürre und Überschwemmung fast gleichzeitig
Die Unterschiede hätten beim Niederschlag kaum grösser sein können. Anfangs Monat gab es im Appenzellerland und im St. Galler Rheintal grosse Regenmengen. Zum Teil fielen innerhalb von 72 Stunden mehr als 200 Millimeter Regen. Im Appenzeller Vorderland kamen zum Teil Hänge ins Rutschen und im Rheintal gab es Überschwemmungen. Ausser zu Monatsbeginn gab es aber auch im Osten nicht mehr viel Niederschlag. In Altstätten wurden insgesamt 240 Millimeter Regen verzeichnet, was ungefähr 180 Prozent des normalen September Niederschlages entspricht. Noch grösser war die Monatsmenge auf der Station Crana-Torricella im Tessin mit 283 Millimetern. Ganz anders sah es im Westen unseres Landes aus. An vielen Orten in der Romandie gab es nur 30 bis 40 Prozent des üblichen September-Niederschlages. Sehr trocken war es im Rhonetal. In Sitten fielen 9 Millimeter Regen, in Visp waren es sogar nur 5 Millimeter.
Und jetzt?
Noch unklar ist die weitere Wetterentwicklung. Auf Grund der Ex-Hurrikane vor der amerikanischen Ostküste ist sehr viel Dynamik auf dem Atlantik, und die Entwicklung auch für den europäischen Kontinent noch unsicher. Es scheint aber zu Monatsbeginn noch eher mild weiter zu gehen.