Jahr für Jahr das gleiche Spiel: Nach dem längsten Tag bleibt es am Abend noch fast einen Monat lang ewig hell. Dagegen werden die Abende im August rasch kürzer. Allein die Sommerzeit sorgt dafür, dass es Ende August am Abend noch länger sonnig ist.
Das Phänomen hat mit der Umlaufbahn der Erde um die Sonne zu tun. Bis am 26. Juli erreicht die Sonne immer später den sogenannten Mittagspunkt. Ab heute Mittwoch wird nun die Sonne scheinbar wieder schneller, und so steht sie schon früher am Tag am höchsten Punkt der täglichen Umlaufbahn.
Sonne hat rund 6 Minuten Verspätung
Im Durchschnitt des Jahres erreicht die Sonne in Zürich um 12:26 Uhr ihren täglich höchsten Stand, beziehungsweise mit Sommerzeit um 13:26 Uhr. Im Hochsommer hinkt sie ihrem eigenen Fahrplan aber hinterher. Vor einem Monat, dem Tag mit dem spätesten Sonnenuntergang erreichte die Sonne um 13:27 Uhr ihren höchsten Punkt, jetzt ist dies erst um 13:32 Uhr der Fall.
Ab heute steht die Sonne wieder früher am Tag in ihrem höchsten Punkt, momentan handelt es sich aber erst um wenige Sekunden. Der früheste Mittagspunkt wird im Spätherbst verzeichnet. Am 3. November erreicht die Sonne den Mittagspunkt bereits um 12:09 Uhr und somit 23 Minuten früher als heute.
Jetzt folgt das rasche Eindunkeln
Die praktische Konsequenz: Die Tage werden zwar seit Ende Juni bereits wieder kürzer, weil die Sonne aber verspätet ist, nimmt die Tageslänge am Abend nur unwesentlich ab. Vor einem Monat ging die Sonne in Zürich um 21:26 Uhr unter, heute verschwindet sie um 21:06 Uhr hinter dem Horizont. Damit gingen am Abend erst 20 Minuten verloren. In einem Monat, also am 27. August, sinkt die Sonne aber schon um 20:15 Uhr unter den Horizont, also satte 51 Minuten früher als heute.
Auch am Morgen verspätet sich der Sonnenaufgang, aber nicht so extrem. Waren es vom 27. Juni zum heutigen 27. Juli 23 Minuten, sind es bis zum 27. August 40 Minuten. Die deutlichen Unterschiede zwischen Morgen und Abend sind allein auf die Verschiebung des Mittagspunktes Richtung Vormittag zurückzuführen.
Astronomisch ist das Phänomen der sogenannten Zeitgleichung zuzuschreiben. Die Abweichungen in der Zeitgleichung sind wiederum auf die elliptische Erdumlaufbahn und auf die geneigte Erdachse zurückzuführen. Gemäss dem zweiten Keplerschen Gesetz, das besagt, dass in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstrichen werden, legte die Erde in sonnenfernen Zeiten kürzere Distanzen zurück. Jeweils Anfang Juli befindet sich die Erde im sonnenfernsten Punkt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt auf der Nordhalbkugel Hochsommer herrscht.