Landwirte und Gärtner wird es kaum gestört haben, dass in diesem Jahr die gefürchteten Nachtfröste während der Eisheiligen ausblieben. Auch von einem Temperatursturz konnte keine Rede sein. Dies im Gegensatz zu den Jahren 2019 bis 2021 als pünktlich zum Termin der Eisheiligen eine markante Abkühlung erfolgte. 2019 gab es in Ebnat-Kappel beispielsweise Luftfrost mit -1,1 Grad, 2020 wurde am 15. Mai Bodenfrost verzeichnet, und im Vorjahr gab es an allen vier Tagen Bodenfrost. Auch in Visp gab es im Vorjahr an drei von vier Tagen Bodenfrost. 2019 wurde am 13. und 14 Mai sogar Luftfrost im Wallis verzeichnet.
Sommertage und am Sonntag gar ein Hitzetag
In diesem Jahr war Sommerwärme das Hauptthema während den Eisheiligen. Schon am Mittwoch wurden in Chur 29,5 Grad gemessen. Allerdings ist der 11. Mai, der Tag des Mamertus, kein Eisheiliger, da Mamertus in der Schweiz nie als Heiliger galt. 29,5 Grad gab es aber auch am 12. Mai, am Tag des Pankratius in Visp, und verbreitet wurde in der Schweiz ein Sommertag registriert, also eine Höchsttemperatur von mehr als 25 Grad. Am Tag des Servatius, am 13. Mai gab es nur im Tessin und im Wallis Sommertemperaturen, am Samstag, dem Tag des Bonifatius, wurden stellenweise auch im Norden wieder mehr als 25 Grad verzeichnet. Die Kalte Sophie machte dieses Jahr auf heisse Frau. In Visp gab es mit 30 Grad den ersten Hitzetag des Jahres, und auch sonst wurde am Sonntag verbreitet ein Sommertag registriert.
Eisheilige: Fake News?
Seit der Jahrhundertwende gab es am Flughafen Kloten, bekannt als Kälteloch, nur 6 Jahre mit Bodenfrost an mindestens einem der Eisheiligen und zwar in den Jahren 2002 bis 2005, 2012 und 2021, Luftfrost gab es keinen. Ähnlich sieht die Statistik für Glarus aus: Dort gab es nur viermal Bodenfrost, nämlich 2003, 2005, 2012 und 2019. Luftfrost gab es in Glarus letztmals 1995 am Tag der Kalten Sophie während der Eisheiligen. Bei einer Trefferquote zwischen 20 und 30 Prozent muss bei den Eisheiligen wohl mehr von Mythos als von klimatologischer Realität gesprochen werden.
Eisheilige: eigentlich biederer Durchschnitt
Im Schnitt wird es zwischen dem 12 und 15. Mai in Basel 19,3 Grad warm, dies entspricht ziemlich genau dem Monatsdurchschnitt des Monats Mai. Ähnlich sieht es in Lugano mit einem Wert von 20,2 Grad aus. Es ist also bei Weitem nicht so, dass die Temperaturen während der Eisheiligen markant von den Temperaturen an den anderen Tagen im Mai abweichen würden.
Es gab auch schon Hitzetage
Vereinzelt gab es auch schon Tage mit mehr als 30 Grad während den Eisheiligen. So wurden am 14. Mai 1969 in Chur und Bad Ragaz 32,0 bzw. 32,2 Grad gemessen. Auch Güttingen am Bodensee verzeichnete damals einen Hitzetag. Schon am 13. Mai 1969 wurden im Übrigen in Chur mehr als 30 Grad gemessen. In Basel gab es seit Ende des 19. Jahrhunderts schon 5 Hitzetage während der Eisheiligen mit einem Spitzenwert von 32,8 Grad im Jahre 1912. In Bern gab es den einzigen Hitzetag während den Eisheiligen im Jahre 1867. Auch in Sitten gab es 1969 mehr als 30 Grad. In der Hauptstadt des Wallis wurde während den Eisheiligen der Wert von 30 Grad letztmals am 13. Mai 2015 erreicht, genau wie in Genf. Eher überraschend: Im Tessin wurde der Wert von 30 Grad während den Eisheiligen nur am 15. Mai 1945 in Lugano erreicht.
Bodenfrost ist auch noch später möglich
Die Eisheiligen gelten im Volksmund als letzter Termin für Bodenfröste. Leider stimmt diese Regel nur bedingt: In Einzelfällen kann es auch noch Ende Mai, in ganz seltenen Fällen, in Muldenlagen, sogar noch im Monat Juni Bodenfrost geben. Danach sieht es vorerst nicht aus, auch wenn es auf das kommende Wochenende nach einer Abkühlung aussieht.