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Aus Wetter vom 15.05.2023.
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Eisheilige 2023 Mehr Grauheilige als Eisheilige

In diesem Jahr fanden die Eisheiligen definitiv nur auf dem Kalenderblatt statt. Am Nachmittag war es zwar mit Temperaturen meist um 15 Grad eher kühl, vom Namensgeber Frost war aber meilenweit nichts zu sehen.

Auch während der Eisheiligen 2023 vom 12. bis 15. Mai ging es wechselhaft weiter. Das hatte Vor- und Nachteile: Einerseits lagen die Temperaturen am Nachmittag deutlich unter dem langjährigen Schnitt, anderseits war während der meist stark bewölkten Nächten Frost auch kein Thema. Die Landwirte wissen zumindest diesen Umstand zu schätzen.

Blick auf den Rhein und das Münster in Basel.
Legende: Basel mit Sommertag: Letztes Jahr gab es am Tag der «Kalten Sophie» mehr als 28 Grad in Basel. Natalie Fläschner

 Eisheilige: Realität oder Fake News?

In den letzten Jahren war es zwar während der Eisheiligen oft eher kühl, Frost war aber allgemein die Ausnahme. Im letzten Jahr gingen die Eisheiligen definitiv als Scherz in die Annalen ein. Am Tag der «Kalten Sophie» wurden in Basel 28.1 Grad gemessen, und auch Lugano verzeichnete mit 26.2 Grad einen Sommertag.

In diesem Jahr liegen die Temperaturen am Nachmittag zwar unter dem langjährigen Mai-Durchschnitt, eine Abkühlung während der Eisheiligen geht aber doch eher Richtung Zufall. Seit der Jahrhundertwende lagen in Basel die Nachmittagstemperaturen zwölfmal unter dem Durchschnitt für den Monat Mai (19.6 Grad) und zehnmal über dem Schnitt.

Frostfeuer zwischen Obstbäumen in Egnach.
Legende: Frostfeuer mussten in diesem Jahr während der Eisheiligen nicht angezündet werden, um die Baumkulturen zu schützen. Brigitte Neidhart

Ähnlich sieht es auch südlich der Alpen aus. Mit 20.2 Grad entspricht in Lugano die Nachmittagstemperatur während der Eisheiligen exakt der Durchschnittstemperatur im Mai. Von signifikanter Abkühlung während der Eisheiligen ist statistisch keine Spur zu sehen. Bodenfrost gab es in dieser Zeit aber nur während der Eisheiligen 2019 in grossem Stil.

Bodenfrost nur im Ausnahmefall

Seit 1990 wurde in Basel nur in fünf Jahren mindestens ein Morgen mit Bodenfrost während der Zeit der Eisheiligen notiert, am Flughafen Zürich waren es sechs Jahre. Letztmals gab es am Flughafen Zürich 2021 Bodenfrost während der Eisheiligen, in Basel war dies 2019 zum letzten Mal der Fall, allerdings waren es damals gleich drei Tage mit Bodenfrost.

Der Schrecken der Eisheiligen hält sich also auch in dieser Statistik in Grenzen. Fakt ist aber auch, dass es an beiden Stationen immer wieder Bodenfrost in der zweiten Maihälfte gab, in seltenen Fällen sogar noch anfangs Juni. Auch in diesem Jahr ist nicht ausgeschlossen, dass es nochmals Bodenfrost gibt, möglicherweise am Auffahrtsmorgen oder am Freitag.

 Früher war die Sophie wirklich kalt

1972 zeigte uns die «Kalte Sophie» noch die kalte Schulter. In Basel betrug damals die Tageshöchsttemperatur 8.1 Grad, und im Durchschnitt der vier Tage lag der Nachmittagswert bei 11.9 Grad.

Da ist es in diesen Tagen mit Nachmittagstemperaturen um 15 Grad doch deutlich milder. Auch in diesem Bereich sind die Eisheiligen definitiv nicht das Mass der Dinge. So richtig gruselig war es am Rheinknie am 25. Mai 1983 mit einem Tageshöchstwert von 7.3 Grad. In Zürich gab es im Übrigen einen Tag später sogar nur 6 Grad als Tagesmaximum. Danach erlebten wir aber im Juli 1983 eine der extremsten Hitzewellen in unserem Land.

Servatius mit Schweissausbruch

Schon in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts floppten die Eisheiligen immer wieder. Ganz extrem waren die Eisheiligen im Jahre 1969. Am Servatiustag gab es in Basel einen Höchstwert von 31.6 Grad, und auch am Tag danach verzeichnete Basel mit 31.0 Grad einen offiziellen Hitzetag. 2015 war es in Basel während der Eisheiligen ebenfalls ausserordentlich warm. Am 12. Mai wurden am Rheinknie 29.8 Grad gemessen.

Blick auf den Luganersee mit San Salvatore.
Legende: In Lugano gab es während den Eisheiligen noch nie einen Hitzetag. Heidi Erni Labhart

1980 wurden in Lugano am Sophientag nur 10.9 Grad gemessen, auch am 13. Mai 1978 war es nur minim milder. Seit 1960 gab es aber nie einstellige Höchstwerte. Auf der anderen Seite gab es in Lugano währender der Eisheiligen auch noch nie einen Hitzetag. 1960 wurde in Lugano ein Höchstwert von 28.4 Grad gemessen. Damals lag die durchschnittliche Nachmittagstemperatur bei 26.4 Grad. Kurzum: Die Eisheiligen leben meist von ihrem Mythos und von den Boulevardmedien!

SRF Meteo, 15.05.2023, 12:55 Uhr

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