Zum Inhalt springen

Extrem milder Jahreswechsel Nach wärmstem Silvester auch wärmstes Neujahr

Der Silvester 2022 war der wärmste seit Messbeginn in weiten Teilen der Schweiz. In Delsberg wurden am frühen Nachmittag 20,9 Grad gemessen. Das war der bisher höchste Wert über einen Jahreswechsel. An Neujahr ging es mit Rekorden weiter. An 14 Stationen gab es lokale Rekorde für den Monat Januar.

Seit Tagen war davon die Rede, dass der Jahreswechsel 2022/23 der wärmste seit Messbeginn werden würde, und dies, obwohl schon der Jahreswechsel 2021/22 so warm war wie noch keiner zuvor. Bei der klimatologischen Einordnung von einzelnen Kalendertagen ist allerdings grösste Vorsicht geboten, da sie oft Zufälligkeiten unterliegen und weder klimatologisch noch statistisch von grosser Bedeutung sind. Dies ist jetzt an Silvester und Neujahr etwas anders. Es wurden so hohe Werte gemessen, dass sowohl für den Monat Dezember wie vor allem für den Januar teilweise neue Monatshöchstwerte resultierten.

Blick von Sursee auf den Sempachersee.
Legende: Kaum Nebel Der Sempachersee war in der milden und trockenen Luft am Neujahrsmorgen nebelfrei. Irene Wanner

Wärmster Silvester mit 20,9 Grad in Delsberg

In Delsberg wurden an Silvester 20,9 Grad gemessen. Das lag nicht nur deutlich über dem alten Silvesterrekord aus dem Jahre 2018 mit 18,7 Grad in Grono, sondern sogar noch über dem Höchstwert für einen Jahreswechsel mit 20,6 Grad in Lugano am 1. Januar 1917. Nebst Delsberg verzeichneten diverse weitere Jurastationen an Silvester 2022 den zweithöchsten Dezemberwert überhaupt, so auch Rünenberg, La Brévine und La Chaux-de-Fonds. An all diesen Stationen gab es bis jetzt nur einen wärmeren Dezembertag, nämlich den 16. Dezember 1989. Allerdings war es damals in Delsberg nochmals 2,7 Grad wärmer. In Güttingen, Engelberg und Plaffeien gab es überall den dritthöchsten Dezemberwert seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen. In der Deutschschweiz war es verbreitet der wärmste Silvester, im Westen vereinzelt, während man im Süden meilenweit davon entfernt war. Dort lag deutlich kühlere Luft, und die Höchstwerte erreichten nur rund 10 Grad.

Blick auf Laufen (Archivbild).
Legende: Laufen/BL In Laufen wurden auf einer privaten Station sogar mehr als 21 Grad gemessen. Daniel Steg

Am Silvester-Nachmittag kam auch noch Föhn ins Spiel

In der Nordwestschweiz erreichten die meisten Stationen an Silvester den Höchstwert schon am Mittag. Im Mittelland mit Sonneneinstrahlung und in den Alpen mit Föhn wurden die Maximalwerte aber erst gegen Abend verzeichnet. In Sevelen, im St. Galler Rheintal, wurden Mitte Nachmittag 19,3 Grad gemessen. Speziell war die Situation in Elm im Glarner Kleintal. Dort zeigte das Thermometer mit Föhn einen Wert von 18,0 Grad. So warm war es dort noch nie an einem Dezembertag.

Blick vom Fronalpsock auf den Vierwaldstättersee.
Legende: Föhnstimmung am Silvesteraben An Silvester und Neujahr sorgte Föhn zum Teil für Rekordtemperaturen. Maggie Widmer

Auch an Neujahr purzelten die Rekorde

Föhn und kräftiger Südwestwind bliesen am Neujahrsmorgen weiter. Insgesamt verzeichneten 44 Messstationen einen neuen lokalen Neujahrshöchstwert. Den Tageshöchstwert verzeichnete erneut Delsberg mit 20,2 Grad, gefolgt von Sevelen mit 20,0 Grad. Noch wärmer war es in Laufen/BL mit 21,3 Grad, allerdings handelt es sich dabei nicht um eine referenzierte Messstation des Klimamessnetzes. Generell waren aber die Temperaturen auf der Alpennordseite sehr hoch.

Blick vom Fürhörnli auf Chur.
Legende: Wärmster Januartag in Chur In Chur gab es mit Föhn an Neujahr 16,7 Grad. Wärmer war es in Chur im Januar noch nie, aber am 12. Januar 1996 und am 12. Januar 1998 gab es ebenfalls 16,7 Grad. Corina Egli

An insgesamt 14 Stationen wurden sogar neue Rekorde für den ganzen Monat Januar verzeichnet. An weiteren 9 Stationen wurde der zweitwärmste Januartag überhaupt registriert. Erneut nicht betroffen von den hohen Temperaturen war die Alpensüdseite. Im Tessin war es meist stark bewölkt bei Werten um 10 Grad.

Skilift mit weissem Schneeband in grüner Landschaft.
Legende: Drama für den Schneesport Wie hier am Brunni hatten viele Skibetriebe geschlossen. Agnes Szabo

Faktor Wind

Für die hohen Temperaturen jeweils auch in der Nacht waren primär zwei Faktoren verantwortlich: Die extrem warme Luftmasse und der starke, teilweise stürmische Südwestwind. Die Luftmasse hatte ihren Ursprung, im subtropischen Bereich des Atlantiks. Ähnlich wie im letzten Jahr, als Warmluft von Florida kam, erreichte uns auch jetzt Luft aus Florida, die südlich der Azoren über den Atlantik zog. In den tieferen Schichten gesellte sich noch Luft von den Kanaren dazu. Über dem europäischen Kontinent sank die warme Höhenluft ab und erwärmte sich zusätzlich. Dank starkem Wind wurde sie auch in die tieferen Luftschichten gemischt.

Ein Drachen im Wind.
Legende: Genug Wind Dort wo der Wind hinkam war es mild, so auch in Henggart/ZH. Stefanie Knill

Meistgelesene Artikel