In weiten Teilen von Mitteleuropa ist der November 2020 extrem mild, an vielen Orten im Bereich der Rekorde. Sehr warm ist es aber auch im hohen Norden. Am Donnerstag in der Früh wurden in Longyearbyen, dem Hauptort der Inselgruppe Spitzbergen, 9,2 Grad gemessen. Dieser Wert lag 1,7 Grad über dem alten Novemberrekord aus dem Jahre 1975. Die Tageszeit ist im Übrigen in Spitzbergen unerheblich, herrscht doch dort seit rund einem Monat Polarnacht. Longyearbyen liegt auf rund 78 Grad Nord. Normalerweise beträgt dort die Temperatur im November knapp -9 Grad.
Weite Teile der Arktis viel zu warm
Die Arktis erlebt seit Monaten eine extreme Warmphase. Vor allem auf der russischen Seite des arktischen Eismeeres jagten sich die Rekordtemperaturen. In diesem Sommer stieg die Temperatur in Verhoyansk, in Nordostsibirien auf +38 Grad. Auch das war ein absoluter Rekord.
Arktisches Meereis mit saisonalem Minimum
Rund um den Nordpol ist das Meer eisbedeckt. Ende Winter beträgt die Eisausdehnung jeweils rund 14 Millionen Quadratkilometer. Ein grosser Teil schmilzt Jahr für Jahr in den Sommermonaten ab, und so beträgt die Eisdecke Mitte September, zum Zeitpunkt des alljährlichen Minimums, nur 3,5 bis 5,5 Millionen Quadratkilometer. In diesem September hatte das Meereis nach 2012 seine zweitkleinste Ausdehnung. Momentan ist die Eisfläche so klein wie noch nie zu dieser Jahreszeit.
Chancen und Risiken
Mit dem abschmelzenden Meereis eröffnen sich im arktischen Meereis neue Seewege. Seit 1984 wird die sogenannt Nordwestpassage, die Seeroute nördlich um den amerikanischen Kontinent, wieder befahren. Seit 2009 ist auch die Nordostpassage, der Seeweg nördlich um Russland, wieder ein Thema. In den letzten Jahren war sie während mehreren Wochen befahrbar. In diesem Jahr fror die Route sogar erst anfangs November zu.
Durch das abschmelzende Meereis locken auch die Bodenschätze unter dem Meer. Es sind dies vor allem Erze, Erdöl und Erdgas. Der Abbau ist allerdings mit grossen ökologischen Risiken verbunden. Das schmelzende Meereis stellt aber auch für die arktische Fauna ein grosses Problem dar. Vor allem für die Eisbären wird die Jagd nach Roben immer schwieriger. Diese leben auf dem arktischen Meereis. Entfernt sich das Meereis immer mehr vom Festland wird die Jagd für die Eisbären immer aufwändiger und kräftezehrender.