Herrscht über den Alpen nur eine schwache Föhnströmung, dann ist Chur häufig die Nummer eins bei den Höchsttemperaturen. Tobt dagegen ein Föhnsturm, kann die Bündner Hauptstadt nur selten mithalten. Dann wird es in Orten wie Vaduz/FL oder gar Altenrhein/SG am wärmsten.
Die Herkunft der Luft machts aus
Eine Föhnströmung über den Alpen kann man sich wie ein Wasserfall vorstellen. Die Luft, die direkt hinter dem Hindernis in die Täler stürzt, hat die Alpen ungefähr auf der Höhe der Alpenpässe überquert. Die Föhnluft weiter talabwärts hat ihren Ursprung dagegen in höheren Schichten.
Je tiefer der Fall, desto wärmer die Luft
Die Föhnluft in Vaduz stammt in der Regel von weiter oben als die Luft in Chur. Und bei der Temperatur gilt: «je höher, desto wärmer». Natürlich nicht absolut, aber potentiell.
Nehmen wir an, die Luft in Chur hat den Splügenpass auf rund 2100 m Höhe überquert und stürzt danach ins Rheintal. Die Föhnluft, die das St. Galler Rheintal erreicht, kommt dagegen aus einigen hundert Metern weiter oben. Diese Luft hat eine höhere potentielle Temperatur – somit wird es in Vaduz bei einem Föhnsturm oft ein paar Grad wärmer als in Chur.
Spezialfall Glarnerland
Neben den prominenten Föhntälern wie dem Haslital/BE, dem Urner Reusstal und dem Rheintal geht der Föhn im Glarnerland oft etwas vergessen. Aber für ihn gilt: «wenn, dann richtig». Oft kommt der Föhn zwischen Glarus und der Linthebene erst etwas später in Fahrt als in den anderen Regionen. Bricht der Föhn aber schlussendlich bis zum Talboden durch, sind auch im Bereich Mollis/Näfels Rekordtemperaturen möglich. Denn der Glarner Föhn bringt durch die hohen Berge im Süden ebenfalls Luft aus höheren Schichten mit einer höheren potentiellen Temperatur ins Tal.