Wird es in der zweiten Septemberhälfte nochmals richtig warm, ist meist die Rede von Altweibersommer. Manchmal werden sogar tatsächlich Sommerwerte verzeichnet, also Höchsttemperaturen von 25 Grad oder mehr. Diese warmen Tage zwischen dem 15. September und dem 10. Oktober treten mit so grosser Häufigkeit auf, dass man von einer Singularität sprechen kann, ähnlich wie das bei der Schafskälte oder beim Weihnachtstauwetter der Fall ist. Auch in diesem Jahr zeichnen sich ab Donnerstag einige sehr warme Tage ab. Wahrscheinlich ist aber am kommenden Sonntag bereits wieder Schluss.
Im Einflussbereich des Hochs
Altweibersommerwetter stellt sich meist ein, wenn sich ein Hoch vom nahen Atlantik zu uns ausdehnt. Es liegt in der Folge direkt über Mitteleuropa oder über dem nahen Osteuropa. Durch das Absinken von trockener und auch in der Höhe milder Luft steigen die Nachmittagstemperaturen stark an und können manchmal sogar mehr als 25 Grad betragen. In der klaren Luft kühlt es aber in den Nächten jeweils deutlich ab, und es bildet sich vielfach starker Tau. Am Morgen sind die Wiesen nass, und auch im Freien parkierte Fahrzeuge sehen am Morgen aus, wie wenn es in der Nacht stark geregnet hätte.
Keine Spur von Diskriminierung!
Der Name Altweibersommer hat auch wesentlich mit dem Tau zu tun. Nach taureichen Nächten sind die Spinnennetze besonders gut zu sehen.
Im Altdeutschen sprach man aber nicht vom Weben der Netze, sondern von Weiben und mit alt war nicht das Alter gemeint, sondern später oder verspäteter Sommer. Entsprechend wies im Jahre 1989 ein deutsches Gericht eine Diskriminierungsklage ab.
Nicht nur bei uns
Den Altweibersommer gibt es nicht nur im deutschen Sprachraum. Auch in Ungarn, Tschechien, Polen und Russland kennt man den Altweibersommer bzw. Warmphasen im Herbst. In Finnland heisst der Altweibersommer Ruska-Aika und in Schweden Birgitta-Sommer. Ganz bekannt ist der Indian Sommer aus Kanada. Dort sind aber weniger die hohen Nachmittagstemperaturen namensgebend, sondern vor allem die Verfärbung der Bäume im Herbst.
Jetzt konkret: Ab Donnerstag geht es richtig los
Schon am Montag ist es an vielen Orten länger sonnig und stellenweise 25 Grad warm. Allerdings bläst starker, auf den Bergen und dem Jura stürmischer Südwest- bis Westwind. In der Nacht auf Dienstag erreichen uns die Reste einer Kaltfront. Entsprechend gehen die Temperaturen im Norden auf knapp 20 Grad zurück. Auch am Mittwoch streift noch eine schwache Front besonders den Osten, dann übernimmt das Azorenhoch das Zepter. Von Donnerstag bis Samstag scheint in der Regel die Sonne, auch wenn es am Vormittag jeweils Nebelfelder hat, besonders am Freitag. Am Freitag und Samstag werden sogar im Mittelland wieder sommerliche 25 Grad erwartet. Im Rhonetal und im Churer Rheintal sind sogar 27 Grad durchaus möglich.
Extrem mild wird es auch in der Höhe. Auf dem Pilatus werden am Freitag 19 Grad erwartet. Auch solche sehr hohen Temperaturen auf den Bergen gehören zum Altweibersommer.