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Klima: arktisches Meereis Meereis nahe am absoluten Minimum

Jeweils im September erreicht das arktische Meereis das jährliche Minimum. Die Eisfläche betrug 2019 noch rund 3,8 Mio. km2 und somit nach 2012 den zweittiefsten Wert. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1972 bis 2018 sind dies nur noch etwa 60 Prozent der Eisfläche.

Meereis vor einer Küste.
Legende: Meereis Das Meereis treibt auf der offenen Meeresfläche. FB

Jeweils im September, in der Regel zur Monatsmitte, erreicht die arktische Meereisbedeckung ihr alljährliches Minimum. Die minimale Eisfläche betrug in diesem Jahr noch rund 3,8 Mio. km2 (meereisportal.de). Damit schmolzen gegenüber der maximalen Ausdehnung des Meereises im März (knapp 15 Mio. km2) rund ¾ der Eisfläche ab.

Die Grafik zeigt den zweittiefsten Stand des Meereises in diesem September.
Legende: Ausdehnung des arktischen Meereises Die Ausdehnung des arktischen Meereises seit 2012 im Vergleich zur Periode 1972 - 2018 Universität Bremen

Kein absoluter Rekord

Die aktuelle Eisfläche entspricht dem zweittiefsten Eisstand überhaupt. Bis Mitte August sah es sogar nach einem absoluten Rekord aus, da vor allem im Frühjahr das Eis extrem schmolz. Danach verlangsamte sich aber die Abschmelzrate und das absolute Minimum aus dem Jahr 2012 mit rund 3,2 Mio. km2 wurde verpasst. Hingegen wurde der bisher zweittiefste Wert aus dem Jahre 2016 mit 4,0 Mio. km2 deutlich unterboten. In den Jahren 2012 und 2016 trug nicht nur die extreme Wärme zur grossen arktischen Schmelze bei, sondern es zogen auch Sturmtiefs direkt über die Polgegend. Damit wurde das Meer in Schwingung versetzt, und die Eisdecke brach an vielen Stellen auf. An diesen Bruchstellen setzte die Wärme dem Eis vermehrt zu.

Wärmeres Meerwasser

An der Oberfläche tritt die maximale Abschmelzrate in der Regel im Juli auf. Danach verlangsamt sich die Schmelze. Weil die Temperatur des Meerwassers aber langsamer auf die Strahlungsverhältnisse reagiert, schmilzt das Meereis Ende Sommer vor allem von unten her. Durch die allgemein fortschreitende Erwärmung der Wassertemperatur geht man davon aus, dass sich das jährliche Minimum des Meereises in den kommenden Jahren weiter verspäten dürfte.

Grosse regionale Unterschiede

Auf Grund der atmosphärischen Druckverteilung kommt es Jahr für Jahr zu grossen Unterschieden in der Eisbedeckung im arktischen Raum. In diesem Sommer hatte es an der grönländischen Küste und in Spitzbergen sehr viel Eis. Dagegen war die sibirische Küste weitgehend eisfrei. Entsprechend war die sogenannte Nordostpassage, also der Seeweg von Europa nördlich um den asiatischen Kontinent bis zur Strasse von Bering (Meerenge zwischen Asien und Alaska) gut passierbar. Dieser Weg von Europa zu den Häfen im Fernen Osten ist rund 6000 Kilometer kürzer als die Route durch das Mittelmeer und um das Horn von Afrika.

3 Eisbären am Meeresufer in Spitzbergen.
Legende: Bedrohung der Fauna Der Rückgang des Meereises bedroht die Eisbären, die immer weitere Wege zu ihrer Nahrung haben. DB/FB

Nordpol bald eisfrei

Bei den aktuellen sommerlichen Abschmelzraten stellt sich die Frage, ob der Nordpol im Sommer schon bald eisfrei sein könnte. Im letzten Jahrzehnt ging der Internationale Klimarat (IPCC) noch davon aus, dass dies erst gegen Ende des Jahrhunderts eintreten könnte. Im Bericht des IPCC aus dem Jahre 2013 geht hervor, dass dieser Fall bereits um die Mitte des 21. Jahrhunderts eintreten könnte. Heute halten es Klimaexperten für wahrscheinlich, dass bereits um das Jahr 2040, also in etwas mehr als 20 Jahren, der Nordpol im Sommer eisfrei sein könnte. Damit wäre dann der Wirtschaftskampf um die grossen Bodenschätze der Polarregion definitiv eröffnet. Gleichzeitig würde aber ein sehr anfälliges Ökosystem noch stärker bedroht.

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