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Leben mit dem Klimawandel Künstliche Gletscher gegen die Trockenheit

Der Klimawandel verändert die Verfügbarkeit von Wasser. Künstliche Eiskegel – Stupas – sammeln Schmelzwasser des Winters und geben es im Frühling für die Bewässerung der Felder frei.

Die Landschaft ist karg, die Wintermonate kalt, die Sommer mild. Ladakh, die nördlichste Region Indiens, ist umgeben von hohen Bergen. Im Schatten der Fünftausender des Himalayas fällt kaum Niederschlag. Das Schmelzwasser der Gletscher und Schneedecken ist die einzige Wasserquelle, um die Felder zu bewässern. Lange Zeit war Verlass auf sie. Doch der Klimawandel nagt an ihnen.

Blick auf karge Berglandschaft und Dorf im Vordergrund.
Legende: Die hohen Berge sind wie eine Barriere. Sie lassen kaum Niederschlag zu. Reuters

Die Gletscher schmelzen, das Wasser fehlt

Bis anhin begannen die Gletscher im Frühjahr zu schmelzen. Das Schmelzwasser erreichte im April oder Mai die Dörfer. Pünktlich, um die Felder nach der Saat zu bewässern. Mit dem Klimawandel ziehen sich Gletscher und Schneedecke aber immer weiter in die Höhe zurück. Das heisst, sie schmelzen erst später. Folglich erreicht das Schmelzwasser die Dörfer immer später. Zu spät, um die Felder zu bewässern. Ohne ausreichend Schmelzwasser im Frühjahr ist die Existenz der Bergdörfer bedroht. Die Lösung: das ungenutzte Schmelzwasser des Winters bis im Frühjahr speichern.

Dank Kegel aus Eis, Wasser zur rechten Zeit

Im Winter fliesst ein wenig Schmelzwasser die Täler hinunter. Weil in den kalten Wintermonaten keine Landwirtschaft möglich ist, kann das Wasser nicht genutzt werden. Dieses Schmelzwasser wird nun angezapft und zu den Dörfern geleitet. Dort lässt man es aus senkrechten Rohren in die Luft sprühen. Diese zerstäubten Wassertröpfchen gefrieren – ähnlich wie beim künstlichen Beschneien von Skipisten. Nach einer gewissen Zeit entstehen mehrere Meter hohe Eiskegel – die sogenannten Eisstupas.

Zwei Eiskegel nebeneinander in einer braunen Umgebung.
Legende: Künstliche Eiskegel können die Felder bewässern. Shutterstock/Various images

Diese künstlichen Eiskegel beginnen früher als die natürlichen Gletscher zu schmelzen. Sie liefern so Wasser für die Landwirtschaft. Das Schmelzwasser wird mit Schläuchen direkt in die Felder geleitet. Eisstupas überbrücken die Zeit, bis das Schmelzwasser der «richtigen» Gletscher in die Dörfer fliesst. Die Eisstupas helfen ein Stück weit, mit den Folgen es Klimawandels zu leben.

Anders als bei Kunstschnee braucht es für die Stupas keine Energie. Das Wasser fliesst durch den natürlichen Höhenunterschied die Rohre hinauf. Der Name leitet sich übrigens von buddhistischen Bauwerken – den Stupas – ab, die eine ähnliche Form haben und in dieser Gegend verbreitet sind.

Zwei Eiskegel in brauner Landschaft im Vordergrund. Dann ein Dorf. Im Hintergrund hohe, schneebedeckte Berge.
Legende: Die Eisstupas werden bei den Feldern hinter dem Dorf aufgebaut. Das Schmelzwasser fliesst direkt zu den Feldern. Shutterstock/Naveen Macro

Schweizer Stupas für die Welt

Auch in der Schweiz werden seit einigen Jahren Eisstupas gebaut. Der Gründe sind aber andere. Im Engadin entstehen jedes Jahr ein paar Eisstupas. Sie sollen die Besuchenden vor allem für das Thema der globalen Wasserknappheit sensibilisieren. Es gibt aber auch Ideen, Eisstupas neben Schweizer Berghütten zu bauen und dort als Wasserspeicher zu nutzen. In Guttannen baut die Universität Freiburg ebenfalls jeden Winter Eisstupas. Sie wollen sie genauer erforschen, etwa unter welchen Bedingungen Stupas wachsen oder schmelzen. Dieses Wissen soll dann zurück nach Ladakh und in die Welt fliessen.

Wetterfrage SRF1, 19.03.23

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