Winterzeit heisst Nebelzeit. Das eintönige Grau kann wochenlang über dem Flachland verharren und macht scheinbar nicht den geringsten Wank. Dieser Schein jedoch trügt. An der Oberfläche herrscht ein emsiges Wallen und Wogen, und auch die ganze Nebelschicht ist in ständiger Bewegung.
Tatsächlich reagiert der Nebel sehr empfindsam auf kleinste Änderungen in der Grosswetterlage. So können minimale Druckschwankungen im Grossraum Europa den Kick sein für eine Auflockerung oder für eine Verdichtung, für ein Absinken seiner Obergrenze oder für eine weitere Ausbreitung bis weit hinein in die Alpentäler. Wer sich bei der Flucht aus dem Nebel allein aufgrund der schönen WebCam-Bilder für seinen Lieblingsberg entscheidet, riskiert viel. War der angepeilte Gipfel am Morgen noch über dem Nebelmeer, kann er am Mittag in dichtem Nebel stecken. Und am Abend wieder drüber.
Erfahrung statt Computer
Nebel-Prognosen gehört zu den grossen Herausforderungen der Meteorologen. Der Nebel ist ein sehr lokales Phänomen, das die Wettermodelle auch heute noch überfordert. Daher baut man auf Erfahrung. Sie bietet eine Reihe von Faustregeln (empirische Methoden) über das Verhalten des Nebels bei bestimmten Lagen.
Indiz für steigende Nebelobergrenze, Ausbreitung und /oder zähen Nebel:
- Druckanstieg nördlich und östlich der Schweiz
- Winde aus Nordwest bis Ost (Bise)
- Erwärmung über dem Nebel
Indiz für sinkende Nebelobergrenze und/oder Auflockerung:
- Druckfall nördlich und östlich der Schweiz, schwacher Südüberdruck
- Wind dreht auf südliche Richtung
- Druckanstieg direkt über der Schweiz
- Temperaturrückgang über der Nebelschicht
- Wolkenfelder über dem Nebel
Verlierer gibt es immer
Die Relation „tiefe Obergrenze = gute Auflösungschancen“ stimmt leider nicht überall gleichermassen. Bei schwachem Süd-Überdruck wird die Restfeuchte am Jurasüdfuss gefangen. Auch wenn sich die Sonne überall durchsetzt, bleibt zwischen Grenchen und Solothurn oft noch ein Restnebel zäh liegen.
Ein Hoffnungsschimmer - für alle
Den Höhepunkt der Nebelsaison haben wir bereits überschritten. Die Tage werden länger, die Sonne steigt höher und gewinnt an Kraft. Selbst bei dichterem Nebel vermag die diffuse Strahlung immer besser bis ganz herunter auf die Erdoberfläche zu gelangen und diese aufzuwärmen: Die kalte Nebelluft kommt von unten her immer mehr in Bedrängnis und wird schneller verdampft. Auch am Jurasüdfuss.