Zwei Grundtypen
Der Föhn bläst vor allem in den Alpentälern. Wir unterscheiden zwei Fälle: Südföhn und Nordföhn.
Liegt die Schweiz in einer südlichen Strömung, staut sich die Luft am Alpensüdhang. Dann bläst der Föhn von Süden her in die Alpentäler herunter. Im umgekehrten Fall haben wir eine Nordströmung. Die Luft staut sich am Alpennordhang. Der sogenannte Nordföhn zieht durch die Tessiner und Südbündner Täler. Manchmal wird im Wetterbricht auch von Nordwind statt Nordföhn gesprochen. Dies um Verwechslungen vorzubeugen.
Föhn auch im Mittelland?
Ist der Föhn besonders kräftig, kann er durchaus bis ins Mittelland vorstossen. Das ist vor allem im Sommerhalbjahr der Fall. Beispiele für Föhnstürme im Mittelland sind die Region Vevey, der Thunersee, die Region Luzern oder Zürich.
Ein besonderes Föhnphänomen gibt es in Cham am Zugersee: Hier tritt in seltenen Fällen, dafür umso heftiger, der Horbächler auf. Dieser Föhneffekt stellt sich nur bei besonders starken Föhnlagen ein. Dann bläst der Föhn über den Weiler Horbach auf dem Zugerberg herunter zum Zugersee. Von Südosten her trifft er dann mit voller Energie auf die Bucht von Cham. Dabei gibt es hohen Wellengang.
Eine Region im Mittelland hat auch im Winter häufig Föhn: Das Gebiet Rorschach bis Altenrhein. Der Föhn wird im Churer und St. Galler Rheintal wie in einem Kanal beschleunig. Damit wird er so kräftig, dass er bis zum Bodensee vorstösst. In dieser Region haben sich auch die Begriffe Rheintal- oder Appenzellerföhn eingebürgert.
Hauptföhntäler
Am stärksten wird der Föhn, wenn das Tal schön Nord-Süd ausgerichtet ist. Wenn also das Tal schön in der Achse der Föhnströmung liegt. Ein absoluter Klassiker ist das Urner Reusstal: Es ist vom Urnersee bis zum Gotthard sehr schön Nord-Süd orientiert. Auch das Unterwallis von Martigny bis zum Genfersee verläuft schön in der Nord-Süd-Achse. Hier ist der Föhn auch jeweils stark ausgeprägt. Zu den Hauptföhntälern gehört auch das Haslital im Berner Oberland: Hier bläst der Föhn über Meiringen teilweise bis an den Breinzersee. Zu den Föhnklassikern gehört auch das St. Galler Rheintal: Hier ist der Föhn meist deutlich kräftiger als in den anderen Regionen.
Kommt der Südföhn immer genau aus Süden?
Die Topographie der Täler spielt eine wichtige Rolle. Der Föhnwind wird zum Teil abgelenkt. Entscheidend ist auch die Höhenströmung: Sie steht nicht immer genau auf Süd, sondern kann von Südwest bis Südost schwanken. Je nach Höhenströmung, Jahreszeit und Region zeigt der Föhn andere Facetten.
Beispielsweise in Grindelwald: Hier tobt der Föhn als Challigroosi. Der Challigroosi ist ein Riese aus der Grindelwaldner Sagenwelt. Er wohnt im Challi, einem Felsloch, beim unteren Grindelwaldgletscher. Obwohl er ein Grossvater ist, sind seine Böen gefürchtet, wenn er vom Grindelwaldgletscher ins Tal herunter tobt. Wenn die Höhenströmung ein bisschen anders steht, kommt es in der Region zu einem weiteren Phänomen: dem Guggiföhn. Er bläst von der Jungfrau her zum Lauberhorn in die Region Wengen herunter. Er kann aber auch weiter am Eiger vorbei bis nach Grindelwald vorstossen. Der Guggiföhn bläst in Grindelwald von Südwesten her. Aus genau der anderen Richtung kommt der Challigroosi. Spannend ist auch, dass beide Föhneffekte nie zusammen auftreten.
Weitere lokale Föhnnamen
Neben den lokalen Challigroosi, Guggiföhn und Horbächler gibt es zwei Föhnnamen für ganze Regionen: «der älteste Urner» und «der älteste Bündner». In der Ostschweiz wird teils auch vom «Pföä» gesprochen. Dann gibt es den «Gätterliföhn» am Lauerzersee im Kanton Schwyz. Wenn er bläst, dann kräftig und überraschend. Im Glarnerland kennt man den «Bürdeliföhn». Bürdeli sind gebündelte Äste. Diese werden vom Föhn weggeblasen, daher der Name.
Erweitern Sie unseren Föhnhorizont: Wenn Sie von weiteren regionalen Föhneffekten wissen, schreiben Sie uns bitte auf meteo@srf.ch . Herzlichen Dank!