Man spürte es in der Nordwestschweiz schon lange, doch jetzt ist es definitiv. In Basel war seit 1864 eine erste Jahreshälfte noch nie so nass, wie 2016. Bis jetzt galt das erste Semester 2001 als nasseste erste Jahreshälfte. Damals fielen vom 1. Januar bis am 30. Juni 639 Millimeter Niederschlag. Jetzt sind es in der gleichen Periode 732 Millimeter, was 732 Liter Niederschlag pro Quadratmeter entspricht. Dies sind 190 Prozent des für die erste Jahreshälfte üblichen Niederschlages. Noch krasser ist der Vergleich zum Vorjahr: In den ersten 6 Monaten 2016 fiel in Basel deutlich mehr Regen als im ganzen Jahr 2015. 2015 wurden vom 1. Januar bis zum 31. Dezember nur 642 Millimeter Niederschlag registriert. Zugegeben, 2015 war in Basel ein sehr trockenes Jahr.
Rekordwert auch auf dem Säntis
Auch auf dem Säntis gab es einen neuen Niederschlagshöchstwert für die erste Jahreshälfte. Seit Jahresbeginn wurden auf dem 2500 Meter hohen Berg bereits 1993 Millimeter Niederschlag registriert. Bis jetzt galt dort die erste Jahreshälfte 1999 als niederschlagsreichste mit einem Wert von 1973 Millimeter. 1999 war im Übrigen in den Alpen der grosse Lawinenwinter mit sehr grossen Schneemengen. Niederschlagsmessungen im Hochgebirge müssen aber immer mit der nötigen Vorsicht betrachtet werden. Da der Niederschlagsmesser auf dem Säntis sehr windexponiert ist, wird immer ein gewisser Teil des Niederschlages über das Gerät hinweggeblasen. Umgekehrt werden manchmal zu hohe Werte aufgezeichnet, wenn auf dem Säntis viel lockerer Neuschnee liegt, der vom Wind dann auch bei freundlichem Wetter in den Niederschlagsmesser verfrachtet wird.
In der ganzen Schweiz eine nasse Partie
Im ganzen Land war die erste Jahreshälfte zu nass. An der Spitze steht die Nordwestschweiz, wo es fast doppelt so viel Niederschlag gab wie üblich. Nass war es auch den zentralen und östlichen Voralpen entlang. In Zürich. Luzern und St. Gallen gab es überall 150 bis 160 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Im Westen wurden rund 130 Prozent der normalen Regenmenge aufgezeichnet, im Mittel- und Südtessin waren es 110 bis 120 Prozent. An den meisten Orten war es seit 2001 die nasseste erste Jahreshälfte.
Klimatologisch keine Überraschung
Die grossen Regenmengen entsprechen den klimatologischen Erwartungen in der Schweiz. Generell geht man in der Schweiz von einer Niederschlagszunahme im Spätwinter und im Frühling aus, dies bei mehr oder weniger konstant bleibendem Jahresniederschlag. Rein statistisch kann es also nur noch trockener werden. Auf Grund der sehr inhomogenen Niederschlagsverteilung sollte man aber gerade im Bereich Niederschlag nicht allzu sehr auf die Statistik setzen, und die aktuellen Niederschlagsmodelle sehen für die kommenden Tage auch nicht längere Trockenperioden voraus.