In der Regel dauert die Hurrikan-Saison über dem Atlantik von Juni bis November. Meistens sind die Karibik und die angrenzenden Gebiete betroffen. Jetzt hat sich aber tatsächlich ein Wirbelsturm schon mitten im Winter gebildet. Das Phänomen ist zwar nicht einmalig, aber dennoch sehr selten. Seit dem Jahre 1851 ist es erst der vierte Hurrikan der im Januar über den Atlantik zieht. Letztmals konnte im Jahre 1938 ein Hurrikan im Januar auf dem Ostatlantik beobachtet werden. Auch Hurrikan „Alice“ im Jahre 1955 tobte im Januar über dem Atlantik. „Alice“ entstand aber schon im Dezember 1954.
Auf der falschen Bahn
Nicht nur der Zeitpunkt ist aussergewöhnlich, auch die Zugbahn entspricht nicht dem normalen Muster. Während der Grossteil der Hurrikane von der Karibik nach Mexiko oder über Florida der Ostküste der USA entlang streichen, zieht „Alex“ vom Golf von Guinea direkt nach Norden zu den Azoren. Für die Azoren sind zwar Ausläufer eines Hurrikans keine Seltenheit, dass ein Hurrikan aber direkt mit seinem Kern über die Inselgruppe im Atlantik hinwegzieht ist ebenfalls eine Ausnahme.
Das Auge aufgeklappt
„Alex“ startete am Mittwoch als normales Tief und entwickelte sich rasch zu einem subtropischen Sturm und danach sogar zum Hurrikan. Am Donnerstag war auf Satellitenbildern teilweise sogar das für Hurrikane typische Auge zu sehen. Die Spitzenböen lagen am Donnerstag bei 150 Kilometern pro Stunde. Heute Freitag zieht „Alex“ über die Azoren hinweg, verliert dann aber bald über dem kühleren Nordatlantik an Stärke. Dort verschmilzt er mit anderen Tiefdrucksystemen.
Einordnung von Hurrikanen
Hurrikane werden heute nach der fünfteiligen Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala klassifiziert. Die Skala richtet sich primär nach der Windstärke, weiter gehören zur Klassifikation des Hurrikans die Höhen der Wellen und der Kerndruck des Systems. „Alex“ wird der schwächsten Kategorie zugeordnet. Der bisher stärkste Wirbelsturm war „Patricia“ am 24. Oktober 2015 über dem Pazifik, der mit voller Wucht die Westküste Mexikos traf. Angeblich soll eine Böe einen Spitzenwert von 340 Kilometern pro Stunde gebracht haben. Der minimale Kerndruck betrug 879 Hektopascal (hPa). Vor „Patricia“ galt „Wilma“ im Jahre 2005 als stärkster Hurrikan mit Böen bis 295 Kilometer pro Stunde und einem Kerndruck von 882 hPa. Bezüglich Kerndruck liegt aber weiter „Tip“ an der Spitze. Im Jahre 1979 sank der Kerndruck in seinem Zentrum auf 870 hPa.