Der Sommer 2015 war der zweitwärmste seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen vor rund 150 Jahren. Pünktlich mit dem meteorologischen Herbstanfang am 1. September war es aber Schluss mit der Sommerhitze. Nur im St. Galler Rheintal wurde am 1. September noch die 30 Gradmarke erreicht. Sonst war der Monat kühl. Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Referenz der Jahre 1961 - 1990 war es in der Deutschschweiz rund 0,5 Grad zu kühl, in St. Gallen und im Hochgebirge sogar mehr als 1 Grad. In der Romandie entsprach der September ungefähr der Referenz und im Tessin war er ganz leicht zu warm.
Einfach nur kühl
Einen eigentlichen Wintereinbruch gab es in diesem Monat zwar noch nicht, auch wenn es am 23. September teilweise bis gegen 1300 Meter herunter schneite. Es war einfach konstant kühl. Im St. Galler Rheintal gab es wenigstens noch 4 Sommertage, also Tage mit einer Höchsttemperatur von mehr als 25 Grad. Dafür war vor allem der Föhn verantwortlich. Im Mittelland gab es an den meisten Orten nur am 8. September einen Sommertag. Die Norm wären 3 bis 4 Tage mit Temperaturen von mehr als 25 Grad. Auch das Tessin bekleckerte sich im September nicht mit Ruhm. In Locarno gab es nur 2 Tage mit mehr als 25 Grad, in Chiasso war es sogar nur ein einziger. Dort gibt es in einem durchschnittlichen September gut 5 Tage mit sommerlichen Temperaturen. Generell waren die Nachmittagstemperaturen bescheiden. Auf der Messstation Zürichberg und in Bern lag im zu Ende gehenden Monat die Nachmittagstemperatur bei genau 18 Grad, normal wären 18,8 Grad auf dem Zürichberg und sogar 19,1 Grad in Bern.
Jetzt schon Bodenfrost
An Stelle von Altweibersommer gab es im September 2015 immer wieder Bodenfrost. Bereits am 7. September wurde im Glatttal auf 5 Zentimetern über Grund eine Tiefsttemperatur von -1,3 Grad gemessen. In Einsiedeln, auf einer Meereshöhe von rund 900 Metern, wurde bereits 7 Mal am Morgen Bodenfrost verzeichnet. In La Brévine, dem Sibirien der Schweiz, im Neuenburger Jura gab es sogar schon 8 Mal sogenannten Hüttenfrost, also Temperaturen auf 2 Meter über Grund von weniger als null Grad. Dies ist allerdings weniger überraschend als die null Grad am 28. September in Welschenrohr im oberen Dünnerntal. Die absolut tiefste Temperatur des Monats wurde auf dem Jungfraujoch mit -11,7 Grad gemessen.
Sonne hatte das Pulver schon verschossen
Nach dem sonnigen Sommer war der September meist eine trübe Angelegenheit. Fast landesweit gab es ein Sonnenscheindefizit. Dieses fiel in Teilen des Kantons Graubünden und an den zentralen und östliche Voralpen, stellenweise aber auch im Tessin, am stärksten aus. In Locarno wurden nur rund 75 Prozent der üblichen Sonnenstunden verzeichnet. Am freundlichsten war es im Mittelland und in der Nordschweiz, wo die Werte nahe dem langjährigen Mittel liegen.
Nasser Süden – Trockenheit im Norden
Nach der grossen Trockenheit im Sommer ging es auch im September in der Deutschschweiz trocken weiter. In Zürich fielen erneut nur rund 50 Prozent des üblichen Monatsniederschlags. Am Bodensee fiel nur rund ein Drittel des durchschnittlichen Septemberniederschlages und in Sitten waren es sogar nur 30 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge. Im Rhonetal ist Trockenheit allerdings nichts Aussergewöhnliches. Umgekehrt gab es auch Gebiete die zu nass waren. Dazu gehörten die Genferseeregion, vor allem aber das Tessin und das Engadin. Im Val Bavona gingen fast 500 Millimeter Niederschlag nieder. In Samedan und in Scuol gab es rund 190 Prozent des ortsüblichen September-Niederschlages. Mit Niederschlagsmengen zwischen 100 und 150 Millimetern waren die absoluten Werte zwar nicht herausragend, weil aber das Engadin ein zentralalpines Trockental ist, waren die Niederschläge für die Gegend dennoch sehr ergiebig.
Und jetzt?
In den kommenden Tagen geht es im Norden trocken und mit Bise kühl weiter. Eine grundlegende Wetterumstellung ist vorerst noch nicht in Sicht. Der Süden wird teilweise von feuchterer Luft gestreift. Es ist dort oft bewölkt, Niederschläge sind aber eher selten.