Seit Ende Juni ist es in der Schweiz ausserordentlich trocken. Stellenweise war die zweite Jahreshälfte die trockenste seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen vor gut 150 Jahren. Auf dem Säntis fielen bis jetzt rund 100 Millimeter weniger Niederschlag als im Jahre 1933, das bis jetzt die trockenste zweite Jahreshälfte auswies.
Auch Zürich auf Rekordniveau
In Zürich gingen seit dem 1. Juli nur gerade 258 Millimeter Regen nieder. Dort liegt der Rekord aus dem Jahre 1864 bei 268 Millimetern. Dieser Wert dürfte zwar bis Ende Jahr noch erreicht werden. Der nächst folgende Wert mit 344 Millimetern aus dem Jahre 1949 dürfte aber weitem verfehlt werden. Fast überall auf der Alpennordseite gehört das zweite Semester 2015 zu den fünf trockensten. Ähnlich trocken war es nur 1864, zu Beginn der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts und Ende der 40er und anfangs der 50er-Jahre.
Eigentliche Trockengebiete ohne Rekorde
In den bekannten Trockengebieten der Schweiz ist man allerdings weit weg von Rekorden entfernt, so beispielsweise im Wallis. In Sitten liegt das aktuelle Semester nur auf Platz 11. Allerdings ist die absolute Niederschlagsmenge mit knapp 200 Millimeter Niederschlag in einem halben Jahr sehr tief. Auch das Engadin gilt als zentralalpines Trockental. Dort liegt das zweite Semester 2015 aber gar nur auf Platz 48 oder in anderen Worten: In jedem dritten Jahr ist es im Oberengadin noch trockener als jetzt.
Im Tessin und in Südbünden ist es seit Ende Oktober staubtrocken
In Ascona wurde am Abend des 28. Oktober der letzte Regen verzeichnet. Seitdem herrscht im malerischen Städtchen am Lago Maggiore Trockenheit. An den meisten anderen Standorten im Tessin gab es am 3. November nochmals etwas Niederschlag, meist weniger als einen Millimeter. Seither ist es aber auch dort trocken. Weitgehend trocken blieb es auch im Münstertal, im Puschlav und im Bergell. Mehr als 10 Millimeter gab es nirgends in diesen Gebieten seit Anfang November.
Hitze und Sonnenschein förderten die Trockenheit
Nicht nur der Niederschlag förderte die Austrocknung der Böden. Weil der Sommer äusserst sonnig und heiss war, war auch die Verdunstung sehr gross. Entsprechend trockneten die Böden noch zusätzlich aus. Man kann schon fast von Glück reden, war wenigstens der Frühling sehr feucht. Das Mai-Hochwasser sorgte zu Beginn des Sommers für einen hohen Grundwasserspiegel von dem viele Gebiete noch lange zehren konnten. In der Zwischenzeit sind die Pegel an den meisten Orten aber stark gesunken, was der Energiewirtschaft zunehmend Sorge bereitet.
Grosse Niederschläge sind nicht in Sicht
Bis zum Jahresende sind nach den aktuellen Wettermodellen keine grossen Niederschlagsmengen mehr in Sicht. Als Trost für die Energiewirtschaft: Bei hohen Temperaturen kommt der grösste Teil des Niederschlages zum Abfluss. Dies ist gleichzeitig aber der Ärger der Tourismusbranche. Mit Schneezuwachs darf man wahrscheinlich nur oberhalb von 1500 Metern rechnen, und für den effizienten Betrieb von Schneekanonen ist es auch meist zu warm.