In Mitteleuropa hielt in dieser Woche der Winter Einzug. In der Schweiz schneite es bis in tiefe Lagen und Norddeutschland erlebte am Mittwochabend ein Schneechaos. Ganz anders sieht es im hohen Norden aus. Auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, nördlich des Polarkreises auf rund 78° N gelegen, ist es zurzeit äusserst mild und extrem nass.
Novemberregen in nur 12 Stunden
Die polaren Gegenden gelten in der Regel als ziemlich trocken. Die Jahresniederschlagsmenge liegt auf der Inselgruppe Spitzbergen bei 200 bis 300 Millimetern. Auf der Station Hornsund im Süden der Inselgruppe gelegen beträgt der durchschnittliche November-Niederschlag 32 Millimeter, im Hauptort Longyearbyen sogar nur 15 Millimeter. Allein in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch fielen in Hornsund innerhalb von nur 12 Stunden rund 60 Millimeter Regen. Dies entspricht in etwa dem doppelten Monatsniederschlag. In Longyearbyen wurden vorsorglich sogar Leute evakuiert. Dort wurde für Dienstag und Mittwoch mit einer Niederschlagssumme von 100 Millimeter gerechnet. Da die Inselgruppe Spitzbergen nur sehr spärlich bewachsen ist, sind so grosse Regenmengen in so kurzer Zeit sehr problematisch, da sie die Hänge instabil machen.
10 bis 15 Grad zu warm
Regen zu dieser Jahreszeit ist auf Spitzbergen sowieso die Ausnahme. In Hornsund liegt die Monatsmitteltemperatur bei -8,3 Grad, in Longyearbyen sogar bei -10,3 Grad. Zurzeit bewegen sich die Temperaturen aber auf 10 bis 15 Grad höherem Niveau. Am Mittwochmittag wurden in Longyearbyen +5,4 Grad gemessen, in Hornsund +4,5 Grad. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der Polarnacht die tageszeitlichen Schwankungen sehr gering werden. Temperaturen im Plusbereich sind auf Spitzbergen momentan aber schon fast Alltag. In Hornsund wurden im Oktober steht positive Nachmittagstemperaturen gemessen. Die grosse Wärme wirkt sich aber nicht nur auf Spitzbergen negativ aus.
Arktisches Meereis so klein wie noch nie im November
Zurzeit ist es in weiten Teilen der Arktis viel zu warm. Dies drückt sich auch beim arktischen Meereis aus. Jeweils Mitte September erreicht es sein alljährliches Minimum. Mitte September 2016 wurde nach 2012 die zweitkleinste Eisbedeckung verzeichnet. In der Zwischenzeit hat sich das Meereis zwar wieder ausgedehnt, für Mitte November befindet es sich aber auf einem absoluten Minimum noch deutlich unter dem Novemberstand des Jahres 2012.