Am Samstag geht der meteorologische Winter 2014/2015 zu Ende. Für Meteorologen gab es in diesem Winter ein „Déjà-vu“, glich doch der Winter 2014/2015 sehr stark dem Winter vor drei Jahren, also dem Winter 2011/2012. Auch damals startete der Winter extrem mild und erlebte dann im Februar eine ausgesprochene Kaltphase.
Nach Rekord-Dezember immer kälter
Im Tessin und im Engadin war der Dezember 2014 teilweise der mildeste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen in der Schweiz vor genau 150 Jahren. In Lugano war es mehr als 3 Grad wärmer als im Schnitt der klimatologisch relevanten Jahre 1961 bis 1990. Im Norden verhinderte nur eine erste Kaltphase in der Altjahrswoche neue Temperaturrekorde. Im Januar war es zunächst wieder äusserst mild, und der 10. Januar war in der Zentralschweiz zum Teil der wärmste Wintertag seit über 150 Jahren. Ab Mitte Januar wurde es doch noch richtig Winter. In der zweiten Januarhälfte und im Februar war es deutlich kälter als im langjährigen Schnitt. Unter dem Strich blieb aber der Winter zu warm. Im Norden war es gegenüber der Standard-Referenz 1961 bis 1990 genau 1 Grad, im Süden sogar 2 Grad zu warm. – Ein spannendes Detail am Rande: Der Februar war 2 Grad kälter als der Januar. Aus klimatologischer Sicht müsste aber der Januar rund ein Grad kälter sein als der Februar.
Krasse Wetterwechsel
Immer wieder gab es in diesem Winter Extremphasen. In der Altjahrswoche war es an vielen Orten so kalt wie seit dem Februar 2012 nicht mehr. Am 29. Dezember wurde im thurgauischen Aadorf, 540 Meter über Meer gelegen, ein Wert von -17,5 Grad gemessen. In La Brévine, dem Sibirien der Schweiz im Neuenburger Jura, sank die Temperatur am gleichen Morgen sogar auf -29,6 Grad. Im Engadin wurden die Tiefstwerte erst Ende Januar mit -24 Grad gemessen. Dazwischen gab es aber immer wieder extreme Warmphasen. Am 10. Januar lag die Durchschnittstemperatur in Luzern bei 15,1 Grad. So einen Wintertag gab es vorher noch nie in Luzern. Auch die Höchsttemperatur von 16,1 Grad in Engelberg war der höchste dort im Januar gemessene Wert. So hoch der Wert auch war, das war noch nicht Tagesrekord. In Sarnen zeigte das Thermometer genau 20,0 Grad, in Cevio im Maggiatal gab es sogar sagenhafte 22,7 Grad.
Immer wieder Wind
Der Wechsel der Luftmassen war meist von stürmischem Wind begleitet. Auf dem Säntis wurde am 9. Januar ein Wert von 170 Kilometern pro Stunde registriert. Insgesamt gab es auf dem Säntis allein im Januar zehn Tage mit Orkanböen. Auf dem Chasseral wurde am 30. Januar ein Wert von 161 Kilometern pro Stunde verzeichnet. Nicht ganz so hoch waren die Windspitzen südlich der Alpen, dafür gab es dort absolute Rekordwerte. Auf der Cimetta oberhalb von Locarno erreichte am 8. Februar der Nordföhn einen Wert von 141 Kilometern pro Stunde. Das war der höchste Messwert auf der Cimetta seit Inbetriebnahme der Station im Jahre 1981. Auch in Acquarossa im Bleniotal und in Grono im Misox erreichte der Nordföhn an jenem Tag absolute Rekorde, allerdings sind dort die Messreihen kürzer.
Spärlich Schnee, aber Lawinengefahr
Die Schneehöhen waren in den Alpen in diesem Winter meist unterdurchschnittlich, nur in den südlichen Alpen gab es einzelne ergiebigere Schneefälle. Allerdings war der Aufbau der Schneedecke sehr ungünstig, und es gab teilweise grosse Lawinengefahr. Lawinenabgänge forderten auch immer wieder Todesopfer. Etwas anders waren die Verhältnisse im Flachland. Vom 25. Januar bis zum 23 Februar wurde an der Messstation Zürichberg durchgehend Schnee gemessen. Auch in tiefen Lagen im Tessin schaute der Winter kräftig vorbei. Insgesamt beträgt für Locarno die aufaddierte Neuschneemenge 49 Zentimeter. Dies liegt gut 15 Prozent über dem Erwartungswert, notabene in einem Winter, der im Süden 2 Grad zu warm war.
Allgemein trocken und grau
Beidseits der Alpen zeigte sich der Winter sonnenarm. In Basel beispielsweise wurden nur 70 Prozent des üblichen Sonnenscheins aufgezeichnet, in Locarno liegt der Wert bei gut 80 Prozent. Ausser im Süden war es an den meisten Orten zu trocken.