Ein Brockengespenst entsteht, wenn man bei tief stehender Sonne mit dem Rücken zur Sonne auf eine Nebel- oder Wolkenschicht schaut. Der eigene Schatten wird auf die Nebelwand projiziert, allerdings nicht flach wie auf einer Leinwand, sondern dreidimensional und oft verzerrt. Der Nebel bewegt sich, der Schatten scheint zu leben.
Auch die Glorie gehört dazu
Besonders eindrücklich wird das Bild, wenn sich um den Kopf des Schattens eine Glorie bildet: ein farbiger Lichtkranz. Wenn Sonnenlicht auf Nebeltröpfchen trifft, wird es gestreut und ein Teil davon zurückgeworfen. Dabei überlagern sich die Lichtwellen und je nach Wellenlänge kommt es zu farbigen Ringen, die um den Schattenkopf erscheinen.
Besonders gut sichtbar ist die Glorie, wenn die Tröpfchen gleichmässig klein sind – typisch für Nebel. Jede und jeder sieht dabei nur die eigene Glorie, zentriert um den eigenen Schatten.
Oft an der Nebelgrenze
Das Brockengespenst ist nicht nur auf dem Brocken im Harz zu beobachten, wo es erstmals beschrieben wurde, sondern auch in den Alpen, im Jura oder sogar aus dem Flugzeug.
Besonders häufig tritt das Brockengespenst an der Obergrenze von Nebelschichten auf, wenn die Bedingungen stimmen: klare Luft, feiner Nebel, tief stehende Sonne.
Von Goethe bis heute
Historisch wurde das Phänomen lange als übernatürlich gedeutet. Johann Wolfgang von Goethe soll sich bei einer Sichtung erschreckt haben. Heute wissen wir: Es war sein eigener Schatten. Dennoch bleibt das Brockengespenst ein faszinierendes Naturschauspiel.