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Pollenflug Hatschi – nun steigt die Pollenbelastung

In den nächsten Tagen wird es meist sonnig und immer milder: Hasel und Erle bekommen Frühlingsgefühle.

Das Wichtigste in Kürze

  • Es bleibt bis auf Weiteres mit wenigen Ausnahmen sonnig.
  • Es wird milder mit Höchstwerten zwischen 6 und 10 Grad im Norden und bis zu 14 Grad im Süden.
  • Das gefällt der Hasel und der Erle, sie bekommen Frühlingsgefühle.
  • Die Pollenbelastung erreicht ab Sonntag vielerorts im Flachland beidseits der Alpen hohe Konzentrationen.

Nicht der erste Pollenflug

Zugegeben, es ist nicht der erste Pollenflug der neuen Pollensaison. Die Hasel­sträucher began­nen bereits Ende De­zem­ber in der Nord­west­schweiz und Anfang Januar im Rest der Alpen­nord­seite zu blühen. PhaenoNet berichtet, dass die Blüte rund 40 Tage früher als im Mittel der lang­jäh­rigen Beo­bach­tungen von 1991-2020 statt fand. Weiter heisst es: «Einen so frühen Blüh­beginn gab es in den letzten Jahren auch 2016, 2018 und 2020». Im Januar 2023 änderte sich Mitte Januar die Witterung zu kühlem Winterwetter. So stoppte die Hasel­blüte wieder oder ging dabei kaputt

Vereiste Haselkätzchen
Legende: Haselkätzchen, Oberwil/BL Die Haselkätzchen wurden nach dem ersten Pollenflug wieder in den Winterschlaf geschickt. Eric Wyss

Nun folgt der zweite Pollenflug

Ab Sonntag geht es, abgesehen von Nebel- und Hochnebelfeldern, meist sonnig weiter und zudem wird es tagsüber mild.

 

Temperaturkurve
Legende: Milde Witterungs-Phase Mittelland: In den Nächten ist es zum Teil noch frostig, tagsüber sind aber rund 10 Grad möglich. SRF

Somit brechen bei der Hasel und der Erle, welche zu den ersten Pollenbildnern gehören, erneut Frühlingsgefühle aus. Ab Sonntag muss mit hoher Pollen-Konzentration der Hasel sowie mässiger Konzentration der Erle gerechnet werden - dies im nördlichen und südlichen Flachland.

Pollenflug von Haselkätzchen.
Legende: Männliche Haselkätzchen, Muttenz/BL Die männlichen Haselkätzchen werden in den nächsten Tagen viele Pollen der Luft übergeben. Peter Wehrli

Hier geht es zur Prognose der Pollenbelastung .

PhaenoNet über Poker­spiel und Speed-Dating bei der Hasel

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Die Hasel blüht, wenn rund­herum alles noch in einem tie­fen Winter­schlaf steckt. Der Vor­teil der frühen Blüte ist, dass der Pollen, der durch den Wind ver­brei­tet wird, unge­hindert fliegen kann, weil keine Blätter im Weg sind. Der Nach­teil ist jedoch, dass wenn in dem Moment ein Frost ein­setzt, die männli­chen und weib­lichen Blüten er­frie­ren und darum keine Hasel­nüsse wachsen. Das ist der Poker, den die Haseln jedes Jahr aufs Neue spielen.  Das Spiel geht auf, da sie nicht alles auf eine Karte setzen.

Die Hasel hat so­wohl männ­liche als auch wei­bliche Blüten, die lange vor den Blättern er­schei­nen. Die männ­lichen Blüten befinden in den län­glichen Kätz­chen, die zur Blüte­zeit durch ihre leuch­tend gelbe Farbe gut erken­nbar sind. Die weib­li­chen Blüten wachsen in klei­ne­ren Gruppen ober­halb der männli­chen Kätzchen. Sie sind sehr viel un­schein­barer, da die roten fädigen Narben nur ein paar Milli­meter aus den Blüten­knos­pen heraus­ragen.

Die männli­chen und weib­lichen Blüten sind aber nicht nur räum­lich getren­nt, sondern auch zeit­lich. In den aller­meis­ten Fällen blühen die män­nli­chen Blüten vor den weib­li­chen Blüten am gleichen Strauch. Es gibt jedoch auch Pflanzen, bei denen sie gleich­zei­tig blühen oder die weib­lichen vor den männli­chen Blüten.  So ist die Hasel trotz ihrer sehr frühen Blüte für alle Wetter­even­tua­litäten ge­wapp­net und kann die Bestäu­bung zu­min­dest eines Teils der Blüten sicher­stellen.

Die räum­liche und zeit­liche Tren­nung hat den weiteren Vorteil, dass die Wahr­schein­lich­keit, dass die Pflanze sich selbst bestäubt ver­klei­nert wird und somit Inzucht vermie­den wird. Inzucht kann zur Folge haben, dass Pflanzen (und Tiere und Menschen) weniger wider­stands­fähig sind und weniger Nachk­ommen haben. Darum haben sie sich ver­schie­dene Tricks und Kniffs aus­gedacht, um sicher­zu­stellen, dass keine In­zucht statt­findet.

Bestäubung ≠ Befruch­tung

Um zu ver­hin­dern, dass sich Pflanzen selbst bestäu­ben, habe sie eine Art «Speed-Dating» ent­wickelt: Die weib­lichen Blüten ent­schei­den, ob sie mit dem Pollen, der gelan­det ist, in Kontakt gehen oder nicht.

Nur wenn der Pollen (gene­tisch) unter­schied­lich ist, findet nach der Bestäu­bung eine Befruch­tung statt, da nur dann der Pollenschlauch durch die Narbe hindurch zur Ei­zelle wachsen kann. Dieser Mecha­nis­mus auf gene­ti­scher Ebene nennt sich «Selbst­inkom­pati­bi­lität» und ver­hin­dert sehr effektiv, dass durch Inzucht nega­tive Konse­quen­zen für die Pflanzen ent­stehen.
Quelle: PhaenoNet


Meteo, 10.01.23

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