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Rückgang um rund 1,5 Grad Abkühlung in der Schweiz seit Mai 2020

Seit Mitte 2020 befindet sich der Alpenraum in einer lange anhaltenden kühleren Witterungsphase. Das war auch im Oktober 2021 nicht anders. Im Vergleich zur aktuellen Referenz 1981 bis 2010 war es fast landesweit zu kühl. Entsprechend ging das gleitende Mittel der Jahrestemperatur weiter zurück.

Der Schnee war Mitte Juli 2018 auf den Bergen des Oberengadins praktisch vollständig geschmolzen.
Legende: Juli 2018 Der Schnee war Mitte Juli 2018 auf den Bergen des Oberengadins praktisch vollständig geschmolzen. Arno Mainetti

Jagten sich in der zweiten Hälfte der 10er-Jahre die Temperaturrekorde in unserem Land, waren die letzten Monate in Alpenraum eher kühl. Da machte der Oktober 2021 keine Ausnahme. Obwohl es fast im ganzen Land mehr Sonnenschein gab als sonst und die Niederschläge gering waren, bewegten sich die Temperaturen im Bereich des Erwartungswertes der Jahre 1981 bis 2010. Gegenüber der klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war es ungefähr 0,2 bis 0,3 Grad zu warm.

Mächtiger Gletschertisch auf dem Griesgletscher
Legende: Juli 2017 Im Juli 2017 aperte der Griesgletscher an der Sommersonne massiv aus. Josef Imsand

Gleitendes Jahresmittel um rund 1,5 Grad gesunken

Seit Ende Mai 2020 sind die Temperaturen in der Schweiz markant zurückgegangen. In Basel betrug damals die Temperatur für die zurückliegenden 12 Monate 12,39 Grad. Ende Oktober 21 betrug das gleitende Jahresmittel in Basel nur noch 10,82 Grad. Der Rückgang gegenüber der Warmphase von Juni 2019 bis Mai 2020 beträgt also aktuell am Rheinknie mehr als 1,5 Grad. Seit Februar 2017 war das gleitende Jahresmittel in Basel nie mehr so tief wie Ende Oktober.

Blick vom Gornergrat nach Norden auf die meist aperen Walliser Berge.
Legende: 3. Juli 2017 Schon anfangs Juli 2017 gab es in den Walliser Hochalpen kaum mehr Schnee. Alexander Forster

In Sitten letztmals 2014 kühler

Auch an anderen Messstationen in der Schweiz sieht die Situation ähnlich aus. In Zürich beträgt der Rückgang sogar mehr als 1,6 Grad, allerdings lag in der Zwinglistadt das gleitende Jahresmittel Ende August und Ende September noch minim tiefer als Ende Oktober. In Sitten betrug das gleitende Jahresmittel Ende August 10,61 Grad, das war dort der tiefste Wert seit Januar 2014. Seit Ende August ist dort das gleitende Jahresmittel wieder minim angestiegen, allerdings um weniger als ein Zehntelgrad.

Heuballen auf einem ausgetrockneten Feld im Mittelland.
Legende: Sommer 2018 Im Sommer 2018 litt die Schweizer Landwirtschaft nicht nur unter der Hitze, sondern auch unter Trockenheit. Jürg Rohrbach

Abkühlungsrate im Süden geringer

Auch südlich der Alpen gingen die Temperaturen in den letzten Monaten deutlich zurück. In Lugano ist es momentan rund 1 Grad kühler als während der Periode von Juni 2019 bis Mai 2020.

Gibt es keine globale Erwärmung?

Auch global dürfte das Jahr 2021 nicht das wärmste werden. In den vergangenen 3 Jahren war es gemäss der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) noch wärmer. 2021 gehört aber zu den 7 wärmsten Jahren überhaupt, die alle erst seit 2015 aufgetreten sind. 2015 war das letzte Jahr mit einem sehr starken El-Nino-Phänomen. Schon länger wird vermutet, dass die globale Erwärmung nicht eine lineare Funktion ist, sondern sich treppenförmig entwickelt. So stagnierte die globale Temperatur zwischen 1998 und 2014, und auch in der Schweiz konnte in den Jahren zwischen 1998 und 2012 kein Trend zu einer Erwärmung festgestellt werden, auch wenn von Jahr zu Jahr grosse Schwankungen auftraten. Danach folgte zwischen 2015 und 2020 eine massive Erwärmung. Solche Schwankungen wie wir sie momentan erleben, gibt es immer wieder. So war beispielsweise auch die Phase von Juni 2006 bis Mai 2007 sehr warm, an vielen Orten der Schweiz sogar die wärmste. Dies zu einem Zeitpunkt als der allgemeine Temperaturgradient stagnierte. Auch wenn daher die Erwärmung, notabene auf sehr hohem Niveau, eine Pause einlegt, ist die globale Erwärmung nicht gestoppt.

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