Der 27. Juni ist der sogenannte Siebenschläfertag. Eine der bekanntesten Bauernregeln verspricht, dass so wie das Wetter am Siebenschläfertag, es auch in den kommenden sieben Wochen bleiben mag. Dies würde für die kommenden Wochen weiterhin sehr hohe Temperaturen versprechen und dazu auch viel Sonnenschein. Doch ganz so absolut darf man die Wetterregel nicht interpretieren.
Es wissenschaftliche Bauernregel
Ehrbare Meteorologen setzen in der Regel nicht allzu stark auf Bauernregeln. Die eine oder andere Bauernregel basiert aber auf statistischen Aufzeichnungen und bringt so auch physikalische Gesetzmässigkeiten ans Tageslicht. Zu diesen gehört die Siebenschläferregel. Die meteorologische Gesetzmässigkeit hinter der Regel ist der Verlauf des Jet-Streams, also des Strahlstroms in einer Höhe von etwa 8'000 bis 12'000 Metern Höhe. Ende Juni, anfangs Juli stabilisiert sich normalerweise der sogenannte Jetstream. Liegt der Jetstream zu diesem Zeitpunkt weit im Norden, gibt es in Mitteleuropa in der Regel einen sonnigen und oft auch sehr heissen Sommer, liegt der Jetstream weit im Süden, bleibt es unbeständig und nass. In diesem Jahr liegt der Jet-Stream zwar weit im Norden, allerdings mäandriert er ziemlich stark. Das bedeutet, dass er starke Auslenkungen nach Norden und nach Süden hat. Manchmal löst sich auch Höhenkaltluft aus dem Jetstream und führt zu sogenannten Kaltlufttropfen.
Lostage machen wenig Sinn
Wird eine Wetterregel einem einzelnen Tag zugeordnet, spricht man von einem Lostag. Dies ist aus meteorologischer Sicht nicht zielführend, da das aktuelle Wetter viel zu vielen Zufälligkeiten unterliegt. Dies zeigt sich in diesem Jahr besonders deutlich. Die Störungszonen des Donnerstags hätten genauso auf den Freitag also den Siebenschläfertag fallen können, und die Aussage für die kommenden 7 Wochen wäre eine andere. Daher ist eine vernünftige Interpretation der Siebenschläferregel nur möglich, wenn man den durchschnittlichen Witterungsverlauf in den letzten Junitagen als Grundlage nimmt.
Betrachtet man das Wetter der ganzen Woche, war es sehr warm bis heiss, einzelne Gewitterzüge, sorgten aber für mässige Abkühlung und brachten auch den gewünschten Niederschlag.
70 Prozent Trefferquote
Die ausgedehnte Siebenschläferregel über ein Intervall von 7 bis 10 Tagen hat eine Eintretenswahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent. Blicken wir zurück: Von 2006 bis 2010 war der Siebenschläfertag meist ein Volltreffer. 2006 war es sonnig, und es blieb bis zum 1. August so, 2007, 2008 und 2009 war der Siebenschläfertag eher unbeständig, und auch der Sommer war jeweils eher mässig. 2010 klappte es mit der Siebenschläferregel sehr gut. Damals war es am 27. Juni wolkenlos und 28 Grad warm, und auch in den folgenden 4 Wochen reihte sich Hitzetag an Hitzetag. Von 2011 bis 2014 waren die Quoten eher schwach. Von 2015 bis 2021 wurde der Siebenschläfertag seinem meteorologischen Image wieder gerecht. Ganz speziell 2018 und 2019. 2018 war der Siebenschläfertag weitgehend wolkenlos bei 27 Grad.
Und der Sommer blieb trocken und sehr warm. 2019 wurden am Siebenschläfertag beispielsweise 32,9 Grad in Basel erreicht, am Vortag waren es sogar 35,9 Grad. Auch jener Sommer war trocken und sehr warm. 2020 waren sowohl Siebenschläfertag, wie Sommer durchzogen. 2021 war der Siebenschläfertag zwar passabel, die letzte Juniwoche brachte aber immer wieder Gewitter, und der Sommer blieb nass. 2022 war wieder ein Ausnahmejahr. Die letzte Juniwoche war veränderlich mit Schauern und Gewittern. Der Sommer war aber nach 2003 der zweitwärmste. In den vergangenen zwei Jahr hatte alles wieder seine gute Ordnung. Auf eine teilweise heisse Siebenschläferwoche gab es 2023 erneut einen heissen Sommer, den fünftheissesten seit Mitte des 19. Jahrhunderts.
2024 war die Siebenschläferwoche durchzogen und bis Ende August blieb das Wetter zwar warm, aber meist unbeständig. Bergwanderungen waren bis in den Herbst hinein kaum planbar. Seit 2006 ergibt dies beispielsweise für den Kanton Glarus eine Trefferquote von 74 Prozent.