Es ist kaum zu glauben: Heute sind wir bereits in der Hälfte des meteorologischen Sommers angekommen, und bis jetzt kamen noch kaum Sommergefühle auf, schon gar nicht im Osten. In den letzten Jahren war der Sommerstart in St. Gallen nur 2011 leicht kühler. Ähnlich in Zürich: Dort war die Durchschnittstemperatur 2011 und 2004 minimal tiefer. In Basel war es seit dem Hitzesommer 2003 immerhin 4 Mal kühler als jetzt. Allerdings: Der Sommerstart entspricht der bescheidenen Realität. An all diesen Orten liegt die Temperatur im Bereich des Erwartungswertes (Mittelwert der Jahre 1981 bis 2010), also eigentlich nichts Aussergewöhnliches. In den Jahren 2006, 2015, 2017, 2018 und 2019 war es in Zürich jeweils um mehr als 2 Grad wärmer als jetzt, im Jahrhundertsommer 2003 sogar 4,5 Grad. Dies sind aber alles Ausreisser nach oben oder unter dem Aspekt der globalen Erwärmung möglicherweise die neue Normalität, die in diesem Jahr nochmals nach unten durchbrochen wurde. Im Westen und Süden liegt dagegen die Durchschnittstemperatur rund ein halbes Grad über dem Erwartungswert.
Ziemlich ausgewogen
Auch die Hitzetage, also Tage mit einem Höchstwert von mehr als 30 Grad, waren ausser im Rhonetal und in der Magadinoebene weit unterdurchschnittlich. Mit 8 bzw. 6 Hitzetagen gab es nur in diesen Regionen einen Hitzetag mehr als im langjährigen Schnitt. Auch in diesem Bereich liegt der Osten im unteren Bereich der Skala. Chur verzeichnete 2020 bis jetzt noch keinen Hitzetag, normal wären aber mindestens 5. Auch die Städte Luzern, Bern und St. Gallen erlebten 2020 noch keinen Hitzetag. Auch hier täuscht aber die subjektive Wahrnehmung hatten wir doch 2019 und 2017 weit überdurchschnittlich Hitzetage. Bis am 15. Juli gab es im vergangenen Jahr beispielsweise in Sitten schon 16 Hitzetage.
Endlich Regen
Im Frühjahr fürchtete man sich bereits vor einem neuen Dürresommer, ähnlich wie 2018. Soweit kam es aber nicht. In den meisten Landesteilen war der Sommer bis jetzt nasser als im langjährigen Schnitt. Es gab aber Gegenden mit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen. In Genf gab es nur etwa 80 Prozent des üblichen Niederschlages, im Rhonetal zum Teil sogar nur 70 Prozent. Dort war allerdings der Frühling zum Teil zu nass. Ganz anders in der Nordwestschweiz.
Grosse Trockenheit in der Nordwestschweiz
Nach einem deutlich zu trockenem Frühling machte der Regen auch in der ersten Sommerhälfte einen grossen Bogen um das Rheinknie. In Basel gab es im Juli bis jetzt noch nicht einmal einen ganzen Millimeter Regen. Bis jetzt war der Sommer 2020 nur minimal feuchter als 2018. Deutlich trockener war in Basel allerdings der Jahrhundertsommer 2003. Noch weniger Regen gab es bis jetzt in Courtelary mit 0,1 Millimeter seit Monatsbeginn.
Es gibt noch Gerechtigkeit
Die Sonnenscheindauer war ausgeglichen und entsprach während der ersten Sommerhälfte in fast allen Landesteilen ziemlich genau der Norm. Am grössten war das Defizit im Hochgebirge. Am meisten Sonnenschein mit rund 380 Stunden gab es seit anfangs Juni in Rhonetal.
Keine Trendwende
In den kommenden Tagen sieht es nicht nach stabilem Sommerwetter aus. Das wechselhafte Wetter geht weiter. Zunächst ist es unbeständig, auf das Wochenende hin zeichnet sich wieder ein Zwischenhoch ab. Nach den aktuellen Wettermodellen ist weder ein anhaltendes Sommerhoch noch eine Hitzewelle in Sicht. Umgekehrt ist aber auch kein markanter Kaltluftvorstoss mit Schnee bis deutlich unter 2000 Meter zu sehen. Für Sonnenanbeter und Wasserratten ist es aber noch zu früh um Trübsal zu blasen. Die Hundstage und damit die statistisch heisseste Phase des Sommers folgt noch vom 23. Juli bis zum 23. August.